Im Wirrwarr der Siegelanbieter verlieren Marketers und Personaler die Orientierung, Unternehmen ihre Glaubwürdigkeit und Bewerbende ihr Vertrauen. Denn wer Siegel ohne Differenzierung einholt, wendet tausende von Euro für eine Plakette auf, hinter der nichts steht. Zu unterscheiden sind:
1. Siegel ohne Prüfung
Als Marketingmaßnahmen gedacht, stehen diese Siegel rein zum Verkauf. Die oft großen Namen der Anbieter suggerieren Glaubwürdigkeit für die abnehmenden Unternehmen. Dabei reicht eine einfache Onlinerecherche aus und der Ersteindruck kehrt sich sowohl nach außen als auch nach innen ins Negative.
2. Siegel mit oberflächlicher Analyse
Diese Auszeichnungen prüfen nur bestimmte Benefits oder Angebote eines Unternehmens, wie beispielsweise die Familienfreundlichkeit. Nur wenige Aspekte, oft in subjektiven oder stichprobenartigen Befragungen erfasst, zählen. Auch extern ausgewertete Analysen, etwa die Qualität der Website oder der Recruitingkampagnen, gehören dazu. Solche leicht angreifbare Siegel sagen nicht viel über die tatsächliche Arbeitgeberqualität aus.
3. Auszeichnungen mit Substanz und umfassender Prüfung
Die wertigsten Arbeitgebersiegel basieren auf professionellen, transparenten und umfassenden Analysen. Sie untersuchen alle relevanten Kriterien des Unternehmens ganzheitlich und bieten eine hohe Aussagekraft. Zusätzlich ermöglichen sie dem Unternehmen selbst wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen und ihre Arbeitgebermarke gezielt zu stärken.
Fragen als Lösungen
Mitarbeitende und Bewerbende durchschauen diese Tricks und recherchieren, bevor sie dem Logo eine Bedeutung beimessen. Um seriöse Arbeitgebersiegel von unseriösen zu unterscheiden, sollten Verantwortliche folgende Fragen stellen:
- Kompetenz des Anbieters: Die Expertise und Reputation des Siegelanbieters stehen im Vordergrund. Anhaltspunkte sollten das Themengebiet sein, aus dem der Anbieter stammt sowie die Erfahrung im auszeichnenden Bereich. Hat der Anbieter ein tatsächliches Interesse daran, hervorragende Leistungen und gute Arbeitgeber zu stärken? Oder dient das Siegel lediglich dem Umsatz des auszeichnenden Unternehmens durch den Vertrieb des reichweitenstarken Images?
- Image des Siegels: Auch der Fokus des Siegels sollte unter die Lupe genommen werden. Die Bekanntheit spielt weniger eine Rolle als das, was mit dem Siegel assoziiert wird. Wofür steht das Siegel?
- Analyseart/Methode: Im nächsten Schritt sollte die Herangehensweise der Analyse für das Siegel zur Debatte stehen. Die Meinung der Mitarbeitenden ist entscheidend, um die Qualität eines Arbeitgebers zu bewerten. Beinhaltet die Analyse eine Mitarbeiterbefragung?
- Analyseumfang: Je tiefgehender und umfassender die Analyse, desto besser. Ist die Analyse ganzheitlich?
- Analyseinhalt: Wichtige Kriterien zum Fokusthema gehören abgefragt. Welche belegbare Relevanz haben die analysierten Themen für die Attraktivität des Arbeitgebers und dessen Entwicklung? Geht es um die Kultur oder nur um das Angebot?
- Vergleichsmöglichkeiten: Eine Auszeichnung schöpft ihren Wert aus der vergleichenden Situation. Die Ergebnisse sollten einen Mehrwert für das Unternehmen bieten und die Position gegenüber den Mitbewerbern verdeutlichen. Lässt das Siegel einen Vergleich der Ergebnisse mit Benchmarks anderer Unternehmen zu?
- Professionelle Auswertung: Die Erfahrung von Anbietern im Umgang mit Analysen und Auszeichnungen zeigt, ob sie wertvolle Erkenntnisse und konkrete Handlungsansätze liefern können. Werden die Ergebnisse von erfahrenen Experten ausgewertet und interpretiert? Wie professionell, aussagekräftig, differenziert, verständlich und hilfreich ist die Aufbereitung der Ergebnisse?
Fest steht: Transparenz siegt.
Auch Siegel mit einem reinen Marketingansatz können eine Wirkung aufweisen, jedoch sollten Unternehmen genau wissen, weshalb sie welches Siegel in Betracht ziehen. Seriöse Siegelanbieter bieten daher meist ein Rundum-Paket: tiefgehende Analysen aller relevanten Unternehmensbereiche, Einbezug von Mitarbeitermeinungen und die Chance, Vergleiche zu anderen Auszeichnungstragenden zu ziehen. Den größten Benefit schöpfen auszeichnungshungrige Firmen aus dem Siegel, indem sie nicht nur den Status quo honorieren, sondern indem sie den Siegelanlass nutzen, um ein noch besserer Arbeitgeber zu werden. Neueste Studien belegen, dass verbesserte Arbeitsbedingungen und zufriedenere Mitarbeitende den Umsatz und die Krisenresilienz steigern. Das richtige Siegel für den konkreten Zweck nützt dem Unternehmen, sich selbst zu präsentieren, Verbesserungen anzustreben und bei Arbeitnehmern zu punkten.