Im Zentrum der Geheimniskrämerei steht die tief verwurzelte Tradition, Gehälter als privates und damit in gewisser Weise tabuisiertes Thema zu betrachten. Viele Menschen vermeiden es, über ihre Gehälter zu sprechen, aus Angst vor Neid, Missgunst oder Ausgrenzung. Besonders ausgeprägt erweist sich dieser Zustand im Gastgewerbe, einer Branche, die seit jeher mit spezifischen Herausforderungen und Besonderheiten konfrontiert ist. Doch diese Geheimniskrämerei rund um das Thema Gehalt hat teilweise weitreichende Konsequenzen: So verschleiert sie Ungerechtigkeiten, verringert die Transparenz am Arbeitsplatz und verstärkt das Machtgefüge zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Manche fühlen sich dadurch unterbezahlt, ohne konkrete Vergleichswerte zu besitzen. Zudem erschwert dieser Faktor die Aushandlung von besseren Löhnen, da die Arbeitgeber aufgrund des Unwissens bei einer Verhandlungspartei oft eine stärkere Position besitzen.
Zeit für ein Umdenken
Gerade im Gastgewerbe, einer Branche, die sich nicht nur durch unregelmäßige Arbeitszeiten und hohe körperliche Belastung auszeichnet, erweist sich die Situation durch vergleichsweise geringe Löhne als besonders schwierig. Mit einer Vielzahl von Tätigkeitsfeldern – von der Küche über den Service bis hin zur Verwaltung – existiert in dieser Branche eine große Vielfalt an Vergütungsstrukturen und Herausforderungen. Dabei ist diese Problematik jedoch kein neues Phänomen. Historisch betrachtet wurden diese Tätigkeiten oft als wenig anspruchsvoll erachtet, weshalb die Bezahlung hinter anderen Branchen zurückblieb. Dieses fadenscheinige Vorurteil entspricht in keinster Weise der Wirklichkeit. Schwere Tabletts, ungeduldige Gäste oder auch der anhaltende Personalmangel machen den Arbeitsalltag hier keinesfalls einfach. Gerade bei Letzterem spielt auch die hohe Fluktuation eine entscheidende Rolle: Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehen ihre Tätigkeit im Gastgewerbe nur als vorübergehende Beschäftigung und haben daher möglicherweise weniger Anreiz, für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne zu kämpfen. Gerade deshalb schrecken die Verbliebenen aus Unsicherheit vor der Konfrontation zurück.
Eigene Verhandlungsbasis stärken
Grundsätzlich bildet die Vorbereitung wie bei jedem beruflichen Termin die wichtigste Basis, um sich in dem Gehaltsgespräch bestmöglich darzustellen. So lohnt es sich, im Vorfeld die üblichen Gehälter für die Art von Arbeit und Position zu recherchieren. Hier gilt es auch nicht den regionalen Faktor zu vergessen, um seine Wünsche bestmöglich formulieren zu können. Gerade in Städten oder Metropolen fordern allein die hohen Lebenshaltungskosten oft ein größeres Gehalt als im ländlichen Raum. In diesem Zusammenhang helfen entsprechende Online-Recherchen, Gespräche mit direkten Kollegen oder auch die Nutzung einer Gehaltsdatenbank. Konkrete Fakten unterstützen dabei, die eigenen Forderungen und Argumente für die Überzeugung des Chefs auszuformulieren. Es geht vor allem darum, die eigenen Leistungen und den persönlichen Mehrwert für den Betrieb klar auszuarbeiten. Beispiele für erfolgreich abgewickelte Events, Erfolge bei der Gästezufriedenheit oder auch spezielle Qualifikationen in Form von persönlichen Weiterbildungen spielen hier eine wichtige Rolle. Wenn jemand im Gespräch nachweisen kann, dass er oder sie einen bedeutenden Beitrag zum Unternehmenserfolg leistet, dann besitzt der- oder diejenige klassischerweise eine starke Verhandlungsposition.
Emotionen im Blick behalten
Wer sich in die Verhandlungen um das eigene Gehalt begibt, sollte auch das Timing für dieses Gespräch im Blick behalten. Zeitpunkte wie beispielsweise der erfolgreiche Abschluss eines größeren Projekts oder auch finanzstarke, erfolgreiche Geschäftsjahre eignen sich hier besonders gut. Wenn Angestellte dann das Gespräch mit einem lockeren Small Talk starten und hier auch zu Beginn die eigene Zufriedenheit mit dem Unternehmen in den Vordergrund heben, steht einem zielführenden Gespräch oft nichts mehr im Weg. In den Gehaltsverhandlungen selbst sollten Mitarbeitende dann aber sachlich und respektvoll bleiben, um so eine konstruktive Atmosphäre zu schaffen. Zu starke Emotionalität kann unbewusst zu einem schlechten Ausgang führen. Stattdessen lieber auf eine gewisse Entschiedenheit, gepaart mit ein bisschen Flexibilität, setzen. Sollte beispielsweise eine Gehaltserhöhung nicht direkt möglich sein, lohnt es sich, alternative Optionen wie Bonuszahlungen, weitere Urlaubstage oder auch andere Vorteile in Betracht zu ziehen. Mit diesem Entgegenkommen zeigt das Unternehmen seine Wertschätzung gegenüber dem Arbeitnehmer und sobald es der finanzielle Rahmen zulässt, können beide Parteien immer noch auf die bessere Bezahlung zurückkommen. Grundlegend empfiehlt es sich, dem Gegenüber aufmerksam zuzuhören und sich auch durch abweichende Kleinigkeiten nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
Nicht die Flinte ins Korn werfen
Nicht immer erweist sich eine Gehaltsverhandlung als erfolgreich oder einfach umsetzbar. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollten hier jedoch nicht gleich den Kopf in den Sand stecken, sondern sich dem Sachverhalt direkt stellen. In solchen Fällen lohnt es sich, mit dem Chef über alternative Benefits wie flexible Arbeitszeiten, stufenweise Anhebungen oder auch optionale Weiterbildungsmöglichkeiten zu sprechen. Wer seinen Arbeitgeber hier mit ein paar eigenen Ideen überrascht, kann oft einen guten Deal ergattern. Wer trotz guter Vorbereitung eine Ablehnung erhält, sollte sich während des Gesprächs die Gründe dafür anführen lassen und im Nachgang vielleicht externe Unterstützung bei einem entsprechenden Experten suchen. Welche Punkte lassen sich hier in der Verhandlung noch verbessern und existieren beispielsweise Ziele, die der Angestellte noch im Vorfeld einer solchen Gehaltserhöhung umsetzen muss? Feedback von der Führungskraft hilft hier immer, die eigene Basis zu stärken. Unternehmen sollten bei solchen Verhandlungen jedoch auch immer im Hinterkopf behalten, dass sie von motivierten und zufriedenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern häufig mehr profitieren als von unglücklichen oder sogar kündigenden.