Als Ende 2019 das neuste The ASH-Restaurant in Frankfurt am Main eröffnete, sah alles nach einem weiteren erfolgreichen Baustein in der Wachstumsstrategie von The ASH aus. Das American Steakhouse-Konzept, das die alte Supper-Club-Tradition wieder aufleben lässt, hatte sich schon an anderen Standorten erfolgreich etabliert. Die Mezzanine-Finanzierung in einstelliger Millionenhöhe, die VR Equitypartner im Herbst 2019 zur Verfügung gestellt hatte, sollte bei der weiteren Expansion behilflich sein. Beide Partner waren sich einig: Lieber langsam wachsen, aber dafür nachhaltig. Die The ASH-Restaurants sind aufwendig eingerichtet, das Anfangsinvestment ist beachtlich, und jeder neue Standort benötigt eine Weile, bis er sich beim Publikum durchgesetzt hat. Darum war auch die Mezzanine-Finanzierung keineswegs dafür gedacht, im Akkord weitere Standorte zu eröffnen. Mit dem frischen Kapital wurden bestehende Kredite bei Banken zurückgefahren und damit die Bilanz gestärkt.
Mezzanine als Wachstumsfinanzierung
Mezzanine, diese hybride Finanzierungsform, vereint die Vorteile von Fremd- und Eigenkapital. Bilanziell wird es bei entsprechender Ausgestaltung als Eigenkapital angesehen. Das hilft auch bei weiterer Fremdkapitalfinanzierung. Denn die Banken und andere Fremdkapitalgeber schätzen, dass durch das nachrangige Finanzierungsmodell ihr eigenes Ausfallrisiko im Insolvenzfall sinkt. Deshalb sind sie eher bereit, weiteren Kredit zu geben. Zudem verlangen Mezzanine-Finanzierer in der Regel keine Sicherheiten – auch das freut die Bank. Gleichzeitig haben Mezzanine-Geber aber nicht die Mitsprache- und Gewinnanteils-Rechte, wie sie klassischerweise Eigenkapitalgeber erhalten. Das Mezzaninekapital wird verzinst und getilgt, ähnlich wie beim klassischen Bankkredit. Durch diese für den Finanzierer riskantere Konstruktion ist Mezzanine etwas teurer als Fremdkapital. Allerdings liegen die Renditevorstellungen deutlich unter denen von Eigenkapitalgebern.
Häufig wird Mezzanine als „Krisenfinanzierung“ angesehen, als Nothilfe für angeschlagene Unternehmen, denen die Bank den Hahn zugedreht hat. Aber das ist höchstens die halbe Wahrheit. Wie im Fall der solide finanzierten The ASH kann Mezzanine auch dazu dienen, Wachstum zu finanzieren. Vor allem dann, wenn in einer Expansionsphase substantielle Investitionen notwendig sind und sich die Entwicklung der Investition nicht klar zu prognostizieren lässt. Bei aller Erfahrung lässt sich nie genau planen, wie schnell ein neuer The-ASH-Standort erfolgreich ist. Ein Mezzanine-Vertrag lässt sich so flexibel gestalten, dass er solchen Anforderungen Rechnung trägt.
Mezzanine in der Corona-Krise
Soweit der Plan. Und dann kam die Corona-Krise. Ganz schnell wird dann aus einer Wachstumsfinanzierung ein wichtiger Finanzbaustein in der Krise. Von Online-Bestellungen und Lieferservice bis Kostenanpassungen wurden alle Register gezogen, um die Auswirkungen des Lockdowns abzufedern. Dennoch kam The ASH nicht darum herum, einen 3-Millionen-Euro-Kredit neu aufzunehmen. Ein Kontokorrent der Hausbank war unproblematisch, weil The ASH dank der Mezzanine-Finanzierung attraktive Bilanzrelationen mit niedrigem Verschuldungsgrad hatte. In nur sechs Wochen konnte der Kontokorrentkredit durch KfW-Mittel abgelöst werden – ohne Bürgschaft vom Eigentümer. Auch hier zahlte sich die Mezzanine-gestärkte Bilanz aus.
Mittlerweile stehen die The ASH-Restaurants wieder solide da. Dabei half, dass auch während des Lockdowns Marketingbudget vorhanden war und die Marke durch die Online-Bestellmöglichkeit stets präsent blieb. An sieben von neun Standorten liegen die Umsätze wieder auf Vorjahresniveau. Die Kunden vertrauen offenbar der Marke, sichtbare Hygiene- und Abstandsmaßnahmen geben weitere Sicherheit. So gelingt es schon jetzt, Kredite wieder zu tilgen. Langsam kehrt ein Stück Normalität zurück. Und vielleicht entsteht ja jetzt auch die ein oder andere günstige Gelegenheit zur Expansion.