Neben Lohnerhöhungen und Saisonpersonal soll vielerorts vor allem die Vier-Tage-Woche mehr Mitarbeiter in die Hotels bringen. Steve Heinecke ist jedoch nicht von diesem Ansatz überzeugt. „Schlimmstenfalls käme es dadurch sogar zu zusätzlicher Belastung für Mitarbeiter und neue Lücken im Dienstplan“, erklärt Heinecke. Was der Hotellerie-Experte stattdessen zur Bewältigung von Personalnot empfiehlt, erläutert er gerne in einem exklusiven Gastbeitrag.
Personalmangel: ein Problem mit Tiefgang
Insbesondere für junge Arbeitnehmer klingt die Vorstellung, nur vier Tage pro Woche arbeiten zu müssen, oft äußerst attraktiv – echte Loyalität zum Arbeitgeber schafft sie jedoch nicht. Harte Arbeitsbedingungen, unklare Perspektiven und fehlende Wertschätzung tun in vielen Hotels das Übrige, um neu gewonnenes Personal zu desillusionieren und wieder zu vertreiben.
Um Mitarbeiter zu gewinnen und langfristig zu binden, dürfen sich Hoteliers daher nicht auf nur eine einzelne Stellschraube verlassen. Stattdessen sollte der Mangel an Fachkräften in Hotels als ein vielschichtiges Problem betrachtet werden, das sich nur ganzheitlich lösen lässt. Dies funktioniert nur, indem sowohl die internen als auch die externen Ursachen für mangelnde Attraktivität identifiziert und konsequent bewältigt werden.
Mehr Offenheit auf der Entscheidungsebene gefordert
Oft stellt man jedoch unter den Entscheidungsträgern eine gewisse Betriebsblindheit und Beschwerde-Mentalität fest: Fällt das eigene Hotel in Sachen Mitarbeiterzufriedenheit zurück, werden die Hintergründe häufig zu spät erkannt. Es handelt sich dabei jedoch nicht um ein Problem, das sich durch Abstriche überbrücken oder aussitzen lässt, während die Politik an Lösungen arbeitet.
Vielmehr müssen Geschäftsführer, Eigentümer und Hoteldirektoren selbst daran arbeiten, individuelle Lösungen zu schaffen, die die Ursachen der sinkenden Mitarbeiterzufriedenheit effektiv beheben. Um neue Mitarbeiter anzuziehen, sollte man offen für innovative Lösungen sein und auf nicht mehr funktionierende Methoden verzichten. Was früher zum Erfolg geführt hat, funktioniert heute einfach nicht mehr. Diese Budgets sollten für erfolgversprechende Maßnahmen eingesetzt werden.
Mit Vorurteilen aufräumen und konsequent modernisieren
Im Mittelpunkt der Bemühungen um mehr Nachwuchskräfte muss immer die Frage stehen, warum sie dem Hotel oder der Hotellerie im Allgemeinen fernbleiben. Um Vorbehalte bezüglich der Schichtarbeit und des beruflichen Wachstumspotenzials aus dem Weg zu räumen, sollten Hotels positive Aspekte ausbauen und in den Fokus der Diskussion rücken.
Zum Beispiel wäre das anhand finanzieller Anreize möglich: Indem neben einer überdurchschnittlichen Ausbildungsvergütung im Hotel die Chance besteht, schnell aufzusteigen und entsprechend mehr zu verdienen. Ferner bietet auch die Digitalisierung ein enormes Potenzial, die Arbeitgeberattraktivität eines Hotels zu steigern. Sie ermöglicht unter anderem zusätzlichen Komfort für Mitarbeiter. Auf diese Weise ist es Hotels möglich, ihr Personal zu entlasten und sich als zukunftsfähiger Arbeitgeber zu positionieren.