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Upskilling und Digitalisierung: Wege aus dem Gastro-Personalmangel

Durch Corona haben viele saisonal Beschäftigte die Hotellerie bzw. Gastronomie verlassen und sich anderen Erwerbsmöglichkeiten zugewandt. Dieser Prozess wird sich nicht mehr völlig zurückdrehen lassen, die Branche muss sich umorientieren: in Richtung Arbeitnehmer. Die entscheidende Rolle spielen dabei Digitalisierung, Weiterbildung und Employer Branding. Prof. Dr. Nicola Zech, Professorin und Fachgebietsleiterin Hospitality, Tourismus und Event an der IU Internationale Hochschule, erläutert den akuten Handlungsbedarf in Hotellerie und Gastronomie.
Pixelfit| E+ | Getty Images
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Wenig Personal, viele Gäste – was kann ich tun?

Das entscheidende Stichwort ist Prozessoptimierung: Speisekarten per QR-Code sparen Zeit und Wege, Online-Tischreservierungen sind ein Selbstläufer, digitale Rechnungen schonen zusätzlich Ressourcen und vom digitalen Check-In und Check-Out profitieren auch die Gäste enorm.

Worauf muss man dabei achten?

Diese Maßnahmen sind immer eine Unterstützung der Services und nie ein Ersatz! Die Gäste möchten und werden nicht auf persönlichen Service verzichten und wissen es gerade jetzt sehr zu schätzen, von vorne bis hinten verwöhnt zu werden. Digitalisierung wird Gastfreundschaft nie ersetzen können. Deshalb sollten Tools im direkten Gastkontakt nur sparsam eingesetzt werden und eher im Backend laufen.

Welche Möglichkeiten sind schnell und kostengünstig umzusetzen?

Investitionen sind überall und in unterschiedlichem Umfang notwendig. Doch digital ist nicht immer effizienter. ROI- und Zielgruppenanalysen sind deshalb unerlässlich – nur so bleibt der Gastronomiebetrieb wirtschaftlich und die Gäste fühlen sich weiterhin gut aufgenommen. Ist die Klientel eher älter, fehlt vielleicht das nötige Know-how. Manche Tools sind auch für jüngere Generationen erklärungsbedürftig und nicht intuitiv nutzbar. Das kostet Zeit und letztendlich Geld.

Was bedeutet der Einsatz digitaler Tools für meine Mitarbeitenden?

Zur Bedienung digitaler Tools benötige ich entsprechendes Know-how: Einführungen und Schulungen sind unumgänglich. Langfristig gesehen verändern sich je nach Einsatzgebiet die notwendigen Qualifikationen. Die Gastorientierung spielt eine immer größere Rolle. Die Ansprüche an die Mitarbeiter steigen, gleichzeitig gibt es weniger Personal. Das hat Konsequenzen für die gesamte Branche.

Wie sehen diese Konsequenzen aus?

Betriebe müssen Anreize und Perspektiven schaffen: faire und transparente Arbeitsbedingungen, eine gute und motivierte Teamatmosphäre, monetäre und nicht-monetäre Motivation. Das heißt: Investitionen in Employer Branding, Personalbindung und eine nachhaltige Aus- und Weiterbildung.

Welcher Fokus der Aus- und Weiterbildungsangebote wird angeboten?

Aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung sind IT-Kenntnisse ein Muss. Neben den Grundlagen der Hotellerie und Gastronomie, der Servicequalität und Branchen-relevantem Wissen, rücken betriebswirtschaftliche Kenntnisse in den Fokus. Kennzahlenmanagement, Budgetierung, Personalplanung und Warenwirtschaft sollten für die Mitarbeitenden keine Fremdwörter sein. Auch Nachhaltigkeit und Krisenmanagement spielen eine große Rolle. Einige große Betriebe arbeiten bereits eng mit Hochschulen zusammen und bieten ihren Mitarbeitenden maßgeschneiderte Angebote – aber auch für kleinere Betriebe gibt es gezielte Weiterbildungsmöglichkeiten. Empfehlenswert ist das Suchen nach für den Betrieb und das Personal passenden Angeboten oder der direkte Austausch mit den Anbietern.

Wieso sollen die Betriebe in der schwierigen Phase nach / während der Pandemie in Personal investieren?

Neben der Ausstattung ist das Humankapital das Wichtigste in der Gastronomie und Hotellerie – nur durch qualifiziertes, motiviertes und gutes Personal kann sich ein Betrieb von anderen (gleich ausgestatteten) Betrieben abgrenzen. Betriebe, die seit Jahren Wert auf langfristige Personalbindung und den Aufbau ihrer Arbeitgebermarke legen, profitieren aktuell enorm.

Das Fazit von Prof. Dr. Nicola Zech

Wer bisher wenig in seine Mitarbeiter investiert hat, wird sich aktuell sehr schwertun, die wenigen am Arbeitsmarkt verfügbaren Arbeitskräfte für sich zu begeistern. Ein Umdenken in Richtung Arbeitnehmermarkt ist dringend angedacht: Wie kann ich die Arbeitnehmer für meinen Betrieb begeistern, was muss ich neben fairer Bezahlung bieten? Dieser Trend hat sich sicher durch die COVID-19-Pandemie klar verstärkt. Doch es ist nicht zu spät: Wir stehen am Anfang einer tiefgreifenden Veränderung der gesamten Branche. Die Betriebe sollten jetzt die Chance nutzen und in eine neue Generation von Hotel- und Gastronomieexpert investieren. Angebote gibt es genug.

Über die Autorin:

(Foto: Prof. Dr. Nicola Zech )

Prof. Dr. Nicola Zech ist Professorin und Fachgebietsleiterin Hospitality, Tourismus und Event an der IU Internationale Hochschule und kennt Wege aus dem aktuellen Gastro-Personalmangel.

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