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Wenn das Personal die Branche verlässt: So geht es Gastronom:innen nach dem Jobwechsel

2020 war ein Jahr der Ungewissheit. Neben den gesundheitlichen Sorgen traf es die Gastronomie-Branche auch auf existentieller Ebene. Während die einen an ihrem Job in der Gastronomie oder dem eigenen Betrieb festgehalten haben, gibt es auch Aussteiger, die auf den sicheren Schreibtisch-Job setzen. Auch Mischa Zolfaghari tauscht Schichtdienst gegen geregelte Arbeitszeiten, trotzdem hält er der Gastronomie die Treue – zumindest inhaltlich.
XPS, Unsplash
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Mit Kurzarbeit, Schließungen und Ängsten vor einem weiteren Lockdown, kämpften sich Gastonomie- und Hotellerie-Betreibende durch eine Pandemie, die kein Ende zu nehmen schien. Viele von ihnen gaben nicht auf und stehen noch heute mit beiden Beinen im Service. Doch wieder weitere konnten sich ein Leben in Unsicherheit nicht länger leisten und sahen sich gezwungen, neue Wege einzuschlagen. Nachdem sie sich noch vor zwei Jahren als Deskless-Worker identifizierten, sitzen heute viele von ihnen von neun bis fünf Uhr am Schreibtisch und zählen auf einen Pandemie-gesicherten Job. So auch Mischa Zolfaghari. Der vierzigjährige und Vater einer neunjährigen Tochter liebt das Treiben in der Gastronomie, doch war ein Leben in finanzieller Unsicherheit für ihn so nicht mehr tragbar. Heute arbeitet er in einem wachsenden Tech-Unternehmen, auf das er durch seine damalige Arbeit gestoßen ist. Herr Zolfaghari liebt seine neue Arbeit bei dem Software-Anbieter für Gastronomie-Betriebe, Planday, doch ist eine Umgewöhnung nach 24 Jahren Berufserfahrung in einer anderen Branche nicht immer einfach.

Dort Chancen sehen, wo andere die Zähne zusammenbeißen

Eine Acht-Tage-Woche, Teildienste und Zwölf-Stunden-Schichten gehörten noch vor 25 Jahren zum Arbeitsalltag der Gastronom:innen. Das hat sich mittlerweile geändert. Doch auch mit den aktuellen Arbeitsbedingungen ist die körperliche Betätigung im Servicebereich im Alter nicht immer einfach. Auch ohne unsichere Perspektiven der Branche gehört es zu dem Beruf dazu, sich über die Arbeit im Alter Gedanken zu machen. Für viele diente die Pandemie daher dazu, sich zu überlegen, wie die eigene Zukunft aussehen soll und wo es langfristig hingehen könnte. Für Herrn Zolfaghari ging es in den Sales-Bereich. Doch nicht in irgendeinen. Er wählte den Einstieg bei dem Unternehmen, das seinen Betrieb mit einer Software versorgte, die seinen Arbeitsalltag schon lange um einiges leichter und ihn selbst digitaler gemacht hatte: Planday.

Ideen der Veränderung, wenn die Welt stillsteht

Während der langen Monate der Schließungen und stundenlanger isolierter Arbeit im Homeoffice, haben viele Arbeitnehmende, auch außerhalb der Gastronomie, eine größere Wechselbereitschaft entwickelt. Die Monotonie des Alltags fiel weg und dies brachte die Chance, ihren Status Quo zu hinterfragen. In der Gastronomie-Branche kam jedoch auch die Ungewissheit hinzu, wann die nächste Schließung folgen würde und wie lange das Gehalt noch ohne Trinkgeld würde auskommen müssen . Mischa Zolfaghari spricht davon, aufgrund dieser Einflüsse endlich den Mut gefunden zu haben, über sich hinausgehen zu wollen. Vorher hatten ihn zeitweise Selbstzweifel geplagt und der Glaube, einen anderen Job überhaupt nicht bewerkstelligen zu können, hielten den Wahlhamburger davon ab, über den Tellerrand zu schauen. Dabei mangelt es Servicekräften selten an Fähigkeiten. Eine offene Kommunikation, schnelle Arbeitsweise und die hohe Belastbarkeitsgrenze zeichnen wohl alle erfahrenen Gastonom:innen aus. Als die Schulen geschlossen wurden und seine Tochter zuhause unterrichtet werden musste, fasste sich der langjährige Gastronom letztendlich ein Herz und reichte seine Kündigung ein.

Raus aus der Komfortzone: Bewerben mit Ende 30

Nicht nur hatte Herr Zolfaghari keine Erfahrung im Sales-Bereich, auch lag er mit 38 Jahren weit über dem durchschnittlichen Alter der Berufseinsteiger. Ganz ohne Bauchschmerzen trat er seinen neuen Job daher nicht an, doch suchte er stets die Kommunikation und arbeitete hart dafür, weiterzukommen. Heute bereitet ihm seine Arbeit bei Planday viel Spaß und er würde die Sicherheit, Flexibilität und gewisse Freiheiten nicht missen wollen. Auch die angenehme Unternehmenskultur des dänischen Unternehmens unterstützen ihn darin, nicht aufzugeben und seinen Horizont immer mehr zu erweitern. Doch so ganz wollte sich Mischa Zolfaghari nicht von seiner Komfortzone lösen. Sobald die Restaurants wieder ihre Türen öffneten, suchte er sich einen Nebenjob und arbeitet heute zweimal die Woche vier Stunden abends als Servicekraft. Er genießt es, so den Kopf freizubekommen und in seine gewohnte, herzliche Rolle zu schlüpfen.

Zurück führt kein Weg

Endlich Zeit für die Familie, für einen Hund, für Wochenenden. Das sind Dinge, die Mischa Zolfaghari nicht mehr missen möchte. Auch hat er einen besseren Stundensatz und macht keine Überstunden mehr. Wenn er den Laptop am Abend zuklappt, hat der Vierzigjährige Feierabend. Die Work-Life-Balance, für die Planday hinzukommend besonders steht, ist nicht mehr aus seinem Leben weg zu denken. Sollte er jemals wieder in Vollzeit in der Gastronomie arbeiten wollen, müsste sich schon einiges ändern. Erst die Pandemie hatte ihm gezeigt, dass er auf dem Zahnfleisch lief und zurück dorthin möchte er nicht. Ideen für einen Wandel hätte er, darunter eine Vier-Tage-Woche, definitive Schließzeiten und kürzere Arbeitszeiten. Auch die Schließung an zwei Tagen in der Woche hält er für möglich. Solange dies nicht gegeben ist, wird Herr Zolfaghari weiterhin seine Arbeit am Schreibtisch genießen, in der Mittagspause mit seinem Hund Gassi gehen und der alten Zeiten wegen zweimal die Woche als Servicekraft arbeiten.

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