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Gelebte Nachhaltigkeit an der Saarschleife

Das Motto „Zukunft mit Herkunft“ beschreibt den ökologischen Weg des Landhotels Saarschleife. Inhaber Michael Buchna hat einen Fahrplan bis 2030 erarbeitet und geht mit seinen Umweltmaßnahmen mit großen Schritten voran.
Idyllisch, nachhaltig und mit durchdatem Konzept: Das Landhotel Saarschleife.TZS / phormat.de | Eike Dubois

Sanfte Hügel, grüne Wiesen, malerische Ortschaften und Bäume so weit das Auge reicht. Schön ist es hier im Herzen des Dreiländerecks Deutschland, Frankreich, Luxemburg. In der Ortschaft Orscholz liegt das Landhotel Saarschleife, das seinen Namen vom Wahrzeichen des Saarlandes ableitet. Denn direkt vor der Vier-Sterne-Hoteltür ist das wohl bekannteste Motiv des Bundeslandes beheimatet: Der Fluss windet sich hier in einer 180-Grad-Schleife um felsiges Quarzitgestein, um dann fast parallel zurückzufließen.

Nachhaltigkeit leben

Michael Buchna, Inhaber des Landhotels Saarschleife.
Michael Buchna, Inhaber des Landhotels Saarschleife. (Foto: phormat.de/Eike Dubois)

In unmittelbarer Nachbarschaft dieses Naturwunders befindet sich das in vierter Generation geführte Familienhotel. Dass sein Slogan „Zukunft mit Herkunft“ nicht den Köpfen einer gutbezahlten Werbeagentur entsprungen ist, macht Chef Michael Buchna schnell klar. Beim Thema Ökologie nimmt das Hotel eine Vorreiterrolle ein – Nachhaltigkeit wird hier in vielfacher Weise gelebt. Buchna hat die Zeichen der Zeit erkannt und das ganzheitliche Hotelentwicklungsprojekt „Landhotel Saarschleife LOHAS 2030“ ausgearbeitet – wobei die Abkürzung „LOHAS“ übersetzt aus dem Englischen für „Lebensstil nach Gesundheit und Nachhaltigkeit“ steht.

Dieses 2005 ins Leben gerufene Konzept umfasst allerlei Maßnahmen und ist bis zum Jahr 2030 ausgelegt. Schritt für Schritt werden die in diesem Papier beschriebenen ökologischen Ziele angegangen. „Nachhaltigkeit geht nicht mit einem Fingerschnippen. Sie muss langfristig geplant und sinnvoll aufgebaut werden. Blinder Aktionismus ist hier völlig fehl am Platz“, betont Buchna. Er hingegen hat einen genauen Fahrplan.

Zertifikate als Zeichen der Anerkennung einer positiven Weiterentwicklung

Michael Buchna hatte sich, als er 2002 das elterliche Hotel übernahm, nicht nur für die Vergangenheit, sondern für die Zukunft interessiert: „Ich kann das 1935 errichtete Hotel nur weiterführen, wenn ich das Bestehende erhalte und positiv weiterentwickele.“ Eine glückliche Fügung durch einen befreundeten Ingenieur brachte ihn dann auf das Umweltsiegel EMAS, dem weitere Auszeichnungen folgten: Eines für Ökostrom, die Zertifizierung als wanderfreundliche Unterkunft, das Varta-Siegel oder auch 2014 „ERNIE“, der Gewinn eines Energieeffizienzpreises – um nur ein paar zu nennen. „Alle Zertifikate und Siegel sind aber irgendwie auch in EMAS enthalten und somit eine logische Folge davon“, weiß der Hotel-Chef.

Der erste Meilenstein war 2007 die Einführung des Umweltmanagementsystems EMAS1, das zum Ziel hat, die Umwelt durch eine Senkung des Energieverbrauches, der Müllmengen und des Wasserverbrauches die Umwelt zu entlasten. Es ist das strengste Zertifikat, das der Markt kennt. Und fragt man den Hotelier nach den Beweggründen, warum es ausgerechnet diese harte Nuss des EU-Öko-Audits sein musste, kommt wie aus der Pistole geschossen: „Ganz einfach, weil wir uns in unserer Kultur- und Naturlandschaft heimisch und eingebunden fühlen. Und sie gilt es zu erhalten.“

Das Zukunftsprojekt schloss im Jahr 2014 mit der ersten Phase ab. Da waren mittlerweile EMAS2, die Weiterentwicklung des Systems, sowie die Stufen 1 und 2 von ServiceQualität-Deutschland erreicht. Investiert wurde unter anderem in eine energieeffiziente Lüftungstechnik, in Wärmerückgewinnung, ein Blockheizkraftwerk sowie Thermopumpen. „EMAS2 und Q2 haben uns die notwendigen Betriebsinformationen geliefert. Und so kamen wir unseren Umweltzielen einen großen Schritt näher. Wir haben mehr Energieeffizienz geschaffen und unsere CO2-Emission enorm verringert“, erklärt der Chef von rund 50 Mitarbeitern. Das Zertifikat war eine Menge Arbeit, aber es bringe auch ungemein viel, weiß Buchna. Es zeigte sehr klar, wie sich der Betrieb weiterentwickeln kann und wo man am geschicktesten investiert. Ein weiterer Vorteil: „Unser Blockheizkraftwerk kostete rund 360.000 Euro. Dieses Geld hätte ich von der Bank nie so leicht bekommen, wäre da nicht diese große Transparenz durch das Audit gewesen.“ Zumal die Investitionen durch Energieeinsparungen in kürzester Zeit auch wieder amortisiert werden. „Wir produzieren unseren eigenen Strom, speisen auch noch ins Netz ein und konnten unsere Energiekosten von 200.000 auf 70.000 Euro im Jahr senken“, erzählt der Orscholzer.

Komplette Transparenz als wichtiger Bestandteil

Die angesprochene Nachvollziehbarkeit kommt nicht von ungefähr. Bei EMAS wird alles auf den Kopf gestellt und alle Facetten des Hotels durchscannt. Das fängt beim Verbrauch der Mülltüten an, geht über die Reduzierung des Wasserverbrauches und hört bei den Maßnahmen zum Brand- oder Arbeitsschutz noch lange nicht auf. Es betrifft den fairen Handel bei den Lebensmitteln, aber auch den Einkauf von Baustoffen und Einrichtungsgegenständen. „Soll etwa ein Roastbeef aus Argentinien auf die Karte, zeigt uns eine Matrix, wie der CO2-Ausgleich für dieses Produkt ausschaut. Der ist mies – und deswegen nehmen wir Fleisch aus der Region“, unterstreicht Buchna.

Der Gast begegnet den vielen Zertifikaten eher flüchtig. Das mag sicher auch daran liegen, dass Familie Buchna die Nachhaltigkeit nicht als Gästetrend versteht oder als Marketing-Tool betreibt, sondern sie fest in ihrer Hotel-DNA verankert ist. „Ich glaube, dass unsere Kunden auch kaum etwas mit diesen ganzen Urkunden, Siegeln und Nachweisen anfangen können. Sehr wohl kann der Gast aber die Auswirkungen der Zertifikate erfahren. Er merkt schon, dass hier in diesem Hotel etwas anders ist. Dass hier einige Dinge anders gelebt werden – er wird es nur nicht direkt mit einer Zertifizierung in Verbindung bringen.“

On Top hat Buchna jetzt als erster Betrieb im Saarland das „GreenSign Level 5“ erhalten, die höchste Stufe dieses anerkannten Nachhaltigkeitszertifikats für die mittelständische Hotellerie, das vor allem bei den Kunden eine gute Wahrnehmung erzielt. Die Bedeutung von Zertifikaten wird in Zukunft zunehmen, glaubt der Hotelier. Der Gast wohnt und isst bewusster. Doch Buchna warnt auch vor einer Verwässerung. „Es gibt mittlerweile schon viele Siegel, die man einfach so kaufen kann. Die erfüllen aber nicht ihren Zweck, sondern sind reine Geldmacherei. Man muss die Inhalte nachhaltig leben. Man muss komplett dahinterstehen, sonst macht es keinen Sinn“, sagt der Saarländer.

Patrick Blum

Was ist EMAS?

EMAS ist ein Gemeinschaftssystem für das freiwillige Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung. Die Abkürzung steht für Eco-Management and Audit Scheme. Das System wurde von der EU bereits 1993 entwickelt. Aufbau und Abläufe entsprechend der DIN EN ISO 14001. EMAS geht jedoch weit darüber hinaus: Es geht um die kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistung unter starker Einbindung der Beschäftigten.

In der Umsetzung muss der Betrieb eine Umwelterklärung erstellen, in der die umweltrelevanten Tätigkeiten und die Daten zur Umwelt, wie Ressourcen- und Energieverbräuche, Emission, Abfälle etc. genau dargestellt werden. Im Prozess sind zunächst eine Umweltprüfung und dann alle drei Jahre wiederkehrende Umweltbetriebsprüfungen durchzuführen. Alle beteiligten Unternehmen werden in ein öffentliches Register eingetragen. Dabei werden alle zuständigen Umweltbehörden beteiligt, um sicherzustellen, dass keine Umweltverstöße vorliegen. Eingetragene Unternehmen dürfen dann das EMAS-Logo als Werbemittel nutzen. Das System ist ein wichtiger Baustein in der Corporate Social Responsibility (CSR) eines umweltbewussten Unternehmens.

> emas.de

Was ist GreenSign?

GreenSign ist ein Siegel für Nachhaltigkeit in der Hotellerie. Es ermöglicht die Positionierung als nachhaltiger Betrieb im nationalen und internationalen Markt. Hotels, die mit GreenSign zertifiziert sind, stehen für eine nachhaltige Hotelführung und erfüllen Kriterien im Einklang von ökologischem Anspruch, sozialem Engagement und wirtschaftlichen Erfolg. Herausgeber von GreenSign ist InfraCert – Institut für Nachhaltige Entwicklung in der Hotellerie. Die teilnehmenden Betriebe müssen 85 Kriterien eines Prüfkataloges erfüllen, die die sieben Kernbereiche für nachhaltiges Wirtschaften umfassen: „Management und Kommunikation“, „Umwelt (Energie, Wasser und Abfall)“, „Einkauf“, „Regionalität und Mobilität“, „Qualitätsmanagement und nachhaltige Entwicklung“, „Soziale Verantwortung“ und „Wirtschaftliche Verantwortung“. Es können fünf Stufen der Zertifizierung erreicht werden.

> greensign.de

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