Wie kann New Work aussehen, wenn die Arbeit nicht am Laptop von Zuhause aus erledigt werden kann? Wie in so vielen Bereichen lohnt sich auch hier ein Blick in das nordische Nachbarland Dänemark. Denn die Dänen haben nicht nur eine der stärksten Wirtschaften, sondern führen auch immer wieder die Spitze des World Happiness Reports an. Eine Work Life Balance, wie sie im Buche steht. Florian Berr, Sales Director des dänischen Unternehmens Planday in Deutschland, zeigt, welche Prinzipien sich Arbeitgeber:innen davon auch in der Schichtarbeit abschauen können und ein langfristig zufriedeneres Team aufbauen.
Dänemark und die Menschlichkeit
In Dänemark steht der Mensch im Mittelpunkt. Auch auf der Arbeit. Dahinter steht ein Begriff, der uns in Deutschland wohl häufiger bei der Möbelsuche als im Arbeitskontext über den Weg läuft: „Hygge“. Ein Wort, das mehr bedeutet als nur Gemütlichkeit. „Hygge“ beschreibt auch eine Atmosphäre, die frei von Frustrationen oder überwältigenden Gefühlen ist. Ein Wohlfühlen, das sich meist bei Kerzenschein, Zimtschnecken oder gutem Essen mit geliebten Menschen einstellt. Aber eben auch am Arbeitsplatz. Denn „Hygge“ ist eine Philosophie, die in der dänischen Kultur überall gelebt wird. So ist es selbstverständlich, dass am Nachmittag den Hobbies nachgegangen wird und Zeit für Freunde und Familie bleiben muss. Nur selten wird in Dänemark bis nach 16 Uhr gearbeitet. Außerdem ist es gang und gäbe, sich nach stressreichen Projekten einen Ruhetag zu gönnen. Denn die Skandinavier halten nicht viel von hierarchischer Kontrolle und setzen alles auf Eigenverantwortung, Humor und eine gute Portion Vertrauen. Wertvolle Faktoren für mehr Wohlbefinden, Motivation und Teamzusammenhalt, die großen Ziele von New Work.
Work Life Balance und die deutsche Schichtarbeit
In Deutschland hat die Arbeitsmoral einen eher anderen Geschmack. Eine Studie der Plattform XING hat ergeben, dass 25 Prozent der Arbeitnehmer:innen in der DACH-Region mit ihrer aktuellen Stelle nicht zufrieden sind. Das Glücklichsein, das hinter „Hygge“ steht, ist eine Sache. Arbeit in Deutschland scheinbar die andere. Auch wenn der New Work Trend in Deutschland Fahrt aufnimmt, beugen sich noch zu viele Arbeitnehmer:innen festen Arbeitszeiten, zahlen für Sport-Angebote, ohne sie zu nutzen und gehen nur im Urlaub zum Arzt. Besonders in der Schichtarbeit sind Angestellte an feste Regelungen gebunden und zusätzlich einem Druck ausgesetzt, innerhalb der Arbeitsstunden zu liefern. Da ist es nicht verwunderlich, dass Schichtarbeiter:innen laut einer Studie der IG Metall zu den unzufriedensten Erwerbstätigen zählen. Auch wenn sich alle mehr Freiraum wünschen und das Team grundsätzlich unterstützen möchte, sind kurzfristige Änderungen oder die Ausnahme eines früheren Feierabends undenkbar. Für uns Deutsche. Doch nicht für die Dänen.
Digitalisierung als Chance für Freiraum und Zusammenhalt
Für eine langfristige Motivation der Angestellten, ist ihre Mitsprache grundlegend. Das gilt besonders für Aufgaben, die sie direkt betreffen, wie beispielsweise die Einteilung der Schichten. Die dänische Philosophie rund um Eigenverantwortung und flache Hierarchien zeigt hier, dass spielerische Flexibilität besser funktioniert als ein in Stein gemeißelter Plan. Doch sowohl die Schichtarbeiter:innen als auch ihre Manager:innen müssen sich auf ihre Kolleg:innen verlassen können. Kurzfristig nach einer Vertretung zu suchen, ist da nicht immer einfach. Hier können digitale Tools eine schnelle Lösung bieten. Sie verbinden Verfügbarkeiten und Präferenzen und belegen Schichten im Handumdrehen. Dies verringert den Druck auf die Belegschaft und gibt Mitarbeitenden mehr Freiraum, um auch privaten Verpflichtungen nachgehen zu können. Der Teamspirit wird gestärkt, Beschäftigte fühlen sich gehört und respektiert. Der erste Schritt in Richtung New Work ist getan.
Transparenz und administrative Leichtigkeit
Ein weiterer Faktor für eine größere Vertrauensbasis und „Hygge“ am Arbeitsplatz, ist die transparente Zeiterfassung und Nachvollziehbarkeit effektiver Einsatzzeiten. Nicht selten vergessen Mitarbeitende, sich ein- oder auszustempeln oder wundern sich am Ende des Monats über die aufgelisteten Stunden. Eine Zeiterfassung per App löst auch diesen möglichen Stressfaktor, schenkt Schichtarbeiter:innen noch mehr Eigenverantwortung und einen verlässlichen Überblick. Auch können digitale Übersichten finanzielle Kalkulationen erleichtern und den Beschäftigten stets ein Gefühl von Sicherheit geben. Dank des minutengenauen Protokolls der geleisteten Stunden, können längere Pausen oder kürzere Schichten nun besser geplant werden.
Verständnis und mentale Gesundheit als Priorität
Damit „Hygge“ auch wirklich in den Arbeitsplatz einfließen kann und Angestellte glücklicher werden, sollte außerdem offen über Probleme geredet werden. Ganz dem dänischen Grundsatz von einer menschlicheren Atmosphäre folgend, kann auch bei nicht regelmäßigen Arbeitszeiten Raum geschaffen werden, um über etwaige Stressfaktoren zu reden. So gerät die mentale Gesundheit auch bei körperlich beanspruchenden Berufen nicht in Vergessenheit. Einen gut funktionierenden Kommunikationskanal zu haben, ist dafür essenziell. Denn wenn Mitarbeitende sich gesehen und gehört fühlen, fördert das ihr Wohlbefinden. Durch die Rücksicht auf unsere menschlichen, privaten Bedürfnisse, inspiriert New Work, auch im Arbeitsalltag mit „Hygge“ zu leben. Mit dieser Einstellung und kleinen Justierungen kann und sollte auch die Schichtarbeit ihren Weg zu noch mehr Menschlichkeit und Wohlergehen finden.