Informationen zum Brexit
Seit 1973 ist Großbritannien Mitglied der Europäischen Gemeinschaft. Als eine der stärksten Ökonomien in der 1993 gegründeten Europäischen Union war Großbritannien immer ein wichtiges Mitglied, obwohl es schon seit dem Beitritt Bestrebungen verschiedener politischer Parteien gab, aus der Union auszutreten. Das lässt sich unter anderem damit erklären, dass Großbritannien als Inselstaat und ehemals mächtigstes Land mit zahlreichen Kolonien schon immer einen Alleinstellungsstatus hatte. Trotz der vielen Vorteile der EU fühlten Briten sich von den zahlreichen Regulierungen besonders eingeschränkt. Das Referendum aus dem Jahr 2016 zeigte, dass mit 52 Prozent eine knappe Mehrheit der Briten für den Ausstieg aus der EU stimmte. Der damalige Premierminister David Cameron trat nach dem Referendum zurück, da er das „Remain“-Szenario unterstützt hatte, und wurde von Theresa May abgelöst. Sie zählt zu den konservativen Briten der „Leave“-Seite und unterstützt einen Brexit ohne eine weitere Mitgliedschaft in der EU oder im europäischen Markt.
Wenn keine Einigung zu den Bedingungen des Brexits oder zu einer 21-monatigen Übergangsphase gefunden wird, kommt es zu einem harten Brexit. Das würde bedeuten, dass ab Ende März 2019 die Beziehungen zwischen der Europäischen Union und Großbritannien getrennt werden. Mit sofortiger Wirkung würde Großbritannien neue Regelungen einführen. Auch auf Seiten der EU würde es zu Handels-Stopps und anderen Konfrontationen mit Großbritannien kommen. Auf Unternehmen, aber auch auf Privatpersonen, Gesetze und Finanzen hätte das sofortige und verheerende Folgen. Experten sagen voraus, dass ein No-Deal-Brexit ähnliche Konsequenzen haben könnte wie die Finanzkrise von 2008. Der Schock würde sich vor allem in der britischen Wirtschaft zeigen. Da diese aber trotz Brexit eng mit der Wirtschaft vieler europäischer Länder verknüpft ist und bleiben wird, wäre auch Deutschland direkt betroffen.
Um den Preiseinbruch zu verhindern, gibt es verschiedene Ansätze, den Brexit durch eine Übergangsphase abzumildern. Insbesondere große Unternehmen sind daran interessiert, den Status quo noch für mindestens drei Jahre beizubehalten. Anderenfalls erwarten sie Zölle, Produktions- und Versorgungsprobleme. Viele Unternehmen würden in ein EU-Land umsiedeln, um dort gemäß der EU-Richtlinien produzieren zu können. Großbritannien müsste zwar keine Mitgliedsbeiträge an die EU mehr zahlen, würde aber auch wichtige Subventionen und Vorteile verlieren. Die Verhandlungen für einen Brexit-Deal laufen auf Hochtouren.
Entwicklung des britischen Tourismus durch den Brexit
Der britische Tourismus, der vor allem für die Metropole London essenziell ist, würde bei einem No-Deal-Szenario ebenfalls einbrechen. Denn Großbritannien wäre ohne ein Abkommen mit der EU ab Ende März 2019 in der Lage, Visa zu verlangen. Die Einreise würde sich erschweren und es käme zu langen Warteschlangen und Verzögerungen an Flughäfen. Unklar ist, welche Folgen sich für in Großbritannien lebende Europäer (fast vier Millionen) und für in EU-Ländern lebende Briten ergäben.
Neben der verkomplizierten Einreise hätten europäische Touristen zukünftig auch mit dem Wechselkurs Probleme. Denn die Briten würden gerade in einem No-Deal-Szenario alles daransetzen, das Pfund stark zu halten. Damit würde Großbritannien, bereits als teures Reiseland bekannt, noch kostenintensiver und damit weniger attraktiv für Touristen werden. In den Jahren seit Beschluss des Brexits sah das anders aus: Das Pfund sank in seinem Wert, weshalb Großbritannien für eine Weile sogar besonders beliebt wurde. Zugleich stiegen Preise für Lebensmittel und andere Waren, die mit einem Brexit noch teurer werden würden.
Auch die europäische Tourismusbranche hätte durch einen harten Brexit deutliche Einbußen zu verzeichnen: Zum Beispiel auf den Balearen, in der Toskana und auch in deutschen Städten machen die Briten einen großen Teil der Gäste aus. Wenn diese Touristen nicht mehr ohne Weiteres einreisen können, fallen sie weg und sorgen für finanzielle Verluste.
Probleme durch das No-Deal-Szenario
Sollte es also vor dem 29. März 2019 nicht zu einem Deal zwischen Großbritannien und der EU kommen, haben sowohl die Briten als auch die Europäer folgende Probleme zu befürchten:
- eine finanzielle Krise
- Einbruch der Preise
- Schwankungen des Pfunds
- Handelsprobleme und -stopps
- Einreiseschwierigkeiten
- Visum
- Unklarheiten
- Versorgungsengpässe
Nicht nur die britische Wirtschaft als Ganzes, sondern insbesondere der Tourismus als wichtiger Dienstleistungssektor würde einbrechen. Touristen hätten weniger Anreize, auf die Insel zu reisen, während es zugleich weniger britische Touristen in der EU geben würde. Die Tourismusbranche hofft daher gemeinsam mit anderen wirtschaftlichen Zweigen, dass der No-Deal-Brexit nicht eintritt. Ein sanfter Übergang hätte Vorteile für alle und würde es ermöglichen, sich langsam an die neue Situation zu gewöhnen.