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Fit@Work

In der Hotellerie und Gastronomie sind belastende Arbeitsbedingungen so selbstverständlich wie in anderen Branchen auch und zugleich spezifisch: in der Saison oftmals lange Arbeitszeiten, Arbeitsverdichtung in der Küche, Hitze, Zugluft, geteilte Dienste, Abruf aus dem Frei, anspruchsvolle Gäste, Wochenendarbeit – dies sind nur einige Punkte, die bei Menschen, die im Gastgewerbe arbeiten, als Belastungen erlebt werden können und die – je nach Ausprägung – auch gesundheitlich negative Auswirkungen haben können. Gesundheitsförderung ist ein komplexes Thema; deshalb wird empfohlen, das Thema mit den folgenden drei Schlüsseln anzupacken.
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Gefährdungsbeurteilung

Bei den meisten Unternehmen ruft die Gefährdungsbeurteilung ein „Stöhnen“ hervor (Muss das sein? Wie mache ich das?). Die Gefährdungsbeurteilung gilt zumeist als überflüssiges Übel und wird selten umgesetzt. Dabei steckt in der Gefährdungsbeurteilung durchaus Potenzial und da sie ohnehin verpflichtend ist, wäre es nützlich dieses Potenzial auch zu nutzen. Mit dem Instrument der Gefährdungsbeurteilung kann vor Allem ein Prozess der kontinuierlichen Verbesserung in Gang gesetzt werden. Es geht darum, Gefährdungen und Belastungen in den einzelnen Bereichen wie Küche und Service zu ermitteln und Abläufe im Sinne der Belastungsreduzierung zu optimieren. Für die Branche sind spezielle Checklisten und Tools vorhanden, die von den Unternehmen genutzt werden könnten. Um das Potenzial auszuschöpfen, sollten Führungskräfte und Beschäftigte in die Erstellung der Gefährdungsbeurteilung einbezogen werden. 

Vorbild Führungskraft

Eine Reihe von Unternehmen bieten ihren Beschäftigten Präventionsmaßnahmen, wie Rückenschulungen, Fitnessstudio, Ernährungsvorträge an. Meistens werden diese Maßnahmen allerdings von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern genutzt, die ohnehin schon fit sind und nicht von denen, für die dies sinnvoll wäre. Will man gesundheitsbewusstes Verhalten im Unternehmen fördern ist es zuallererst wichtig, dass die Inhaber bzw. die Führungskräfte als Vorbild fungieren: nicht bis zur Erschöpf-
ung arbeiten, Pausen einbauen, sich bewegen, gut ernähren, Aufgaben auch delegieren. Wenn Mitarbeiter sehen, dass ihre Führungskräfte für sich selbst gut sorgen, entsteht Glaubwürdigkeit, die dabei hilft, Präventionsmaßnahmen im Unternehmen zu verankern und auch im Mitarbeitergespräch anzusprechen. 

Stresskompetenz

In den Unternehmen des Gastgewerbes gibt es ständig Situationen, die Stress auslösen kön-nen, wie zum Beispiel unzufriedene Gäste, Gästeansturm, kurzfristig kranke Kollegen. Auch beim Thema Stress sind die Führungskräfte wie Küchenchef, Serviceleitung und Rezeptionsleitung ein wichtiges Nadelöhr; diese sollten einen kompetenten Umgang mit Stress pflegen. In Trainings oder auch im Einzelcoaching können Antworten auf folgende Fragen gefunden werden: 

  • Wie kann der berufliche Alltag stressfreier gestaltet sein (z.B. andere Arbeitsorganisation, Zuständigkeiten und Delegation)? 
  • Was kann ich tun, um dem Stress anders zu begegnen (z.B. sich nicht ärgern, Situationen akzeptieren)? Hierbei geht es um die eigene Haltung und Bewertung von Situationen. 
  • Was tue ich zur Erholung und zur Regeneration (z.B. Sport, schlafen, Meditation)?

Auf allen drei Ebenen benötigen Führungskräfte Antworten und Aktivitäten. Wenn die Leitung stresskompetent ist, kann sie oder er das Team mitnehmen. 

Mit der Gefährdungsbeurteilung werden die Arbeitsbedingungen und die Möglichkeiten thematisiert, Belastungen im Betrieb durch Veränderung von Arbeitsabläufen oder Anschaffung von Arbeitsmitteln abzubauen. Das Gesundheitsverhalten von Inhabern und Führungskräften hat eine wichtige Vorbildfunktion und entfaltet Glaubwürdigkeit. Schließlich ist der Aufbau von Stresskompetenz für Führungskräfte wie den Küchenchef oder die Serviceleitung unentbehrlich, um in ohnehin oft stressigen Arbeitssituationen einen kühlen Kopf zu bewahren und für eine angenehme und produktive Arbeitsatmosphäre zu sorgen.

Autor: Alfred Gettmann

Weitere Informationen und Praxishilfen gibt es auf der Webseite des Projektes „Guter Gastgeber – guter Arbeitgeber“.

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