In diesen Tagen gerät so manche*r Personalverantwortliche*r ins Verzweifeln: Nachdem coronabedingte Einschränkungen gefallen sind und die Menschen wieder essen gehen und Hotelreisen buchen, stehen Hotel- und Gastrobetriebe vor der nächsten großen Herausforderung: Woher bekommen sie geeignete Mitarbeitende für die Küche, das Housekeeping, den Service und viele weitere Bereiche? Der Fachkräftemarkt scheint gleichermaßen leergefegt wie heiß umkämpft. Offensichtlich ist, dass neue Lösungsansätze hermüssen. Naheliegend scheint es, vorhandene Beschäftigte weiterzuentwickeln und Schritt für Schritt aufzubauen. Grundvoraussetzung dafür ist, dass alle Mitarbeitenden über ein einheitliches Wissensniveau und eine entsprechende Grundbildung verfügen.
Geringe Literalisierung ist kein Einzelphänomen
Im Zuge der Digitalisierung hat sich die Arbeitswelt insgesamt verändert. Schriftsprachliche und digitale Kompetenzen haben auch bei gering qualifizierten Berufen deutlich an Relevanz zugenommen. Zu beobachten ist dies in den verschiedensten Bereichen: Während im Service früher ein gutes Gedächtnis ausreichte, um Bestellungen vom Gast an die Bar zu übermitteln, greift heute nahezu jeder Betreib auf ein digitales Bestell- und Rechnungssystem zurück. Ebenso verhält es sich beim Housekeeping, vor allem in großen Häusern: Die Gäste kommunizieren inzwischen fast ausschließlich über digitale Chatsysteme, um ihre Wünsche mitzuteilen. Dieser Entwicklung gegenüber stehen 6,2 Mio. erwerbsfähige Menschen in Deutschland, die nicht oder nur unzureichend lesen und schreiben können – das entspricht jedem achten Erwachsenen in Deutschland. Anders als fälschlicherweise oft angenommen, verfügen diese Menschen oftmals trotzdem über einen Schulabschluss und fielen bisher mit ihren Lese- und Schreibdefiziten kaum auf. Denn im Laufe ihres Lebens haben sie sich eine Reihe von Strategien angeeignet, um ihre geringe Literalisierung möglichst gut zu verschleiern. Dies kostet Betroffene oft nicht nur viel Energie, sondern kann dazu führen, dass sie sich sozial zurückziehen. In jedem Fall hat es zur Folge, dass eine berufliche Entwicklung nur stark eingeschränkt erfolgen kann.
Das Projekt #ABCforJobs
Die GFFB hat federführend mit dem DEHOGA Hessen zusammen mit den Partnern Frankfurt Hotel Alliance und Initiative Gastronomie Frankfurt sowie zwölf weiteren Kooperationspartner*innen das Modellprojekt #ABCforJobs auf den Weg gebracht. Dieses konzentriert sich regional auf das Rhein-Main-Gebiet und Südhessen mit Fokus u. a. auf Hotels und Gaststätten, in denen gering qualifizierte Beschäftigte mit der Digitalisierung von Arbeitsabläufen konfrontiert werden. Ziel ist die bedarfsorientierte Vermittlung schriftsprachlicher und digitaler Kompetenzen im beruflichen Kontext. Dabei werden Lesen, Schreiben, Verstehen und Umsetzen typischer Arbeitssituationen mit innovativen Inhalten wie Gamification und Virtual Reality verknüpft. Die Teilnehmenden können kostenfrei an den 4-monatigen Lerneinheiten teilnehmen, bekommen technische Geräte für den Projektzeitraum geliehen und können sich die Fahrtkosten erstatten lassen. Eine Anmeldung ist ab sofort möglich unter: abc@gffb.de oder 069-951097 555.