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Nachhaltigkeitsberichterstattung nach CSRD im Gastgewerbe – Herausforderungen und Chancen in Hotellerie und Gastronomie

Die neue Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) stellt Unternehmen, auch im Gastgewerbe, vor umfangreiche Anforderungen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Auch Hotels und Restaurants müssen daher künftig detailliert über ihre ökologischen, sozialen und unternehmerischen Praktiken berichten, um Transparenz und Verantwortung entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu gewährleisten.
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Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) treten neue Regelungen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung in Kraft, die für viele Unternehmen in der EU, einschließlich der Hotel- und Gastronomiebranche, weitreichende Veränderungen mit sich bringen. Die CSRD erweitert die bisherigen Anforderungen der Non-Financial Reporting Directive (NFRD) und legt einen stärkeren Fokus auf die umfassende und transparente Offenlegung von Nachhaltigkeitsaspekten in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG). Im Gastgewerbe, das traditionell stark von Ressourcen wie Wasser, Energie und Lebensmitteln abhängig ist, bringt diese neue Richtlinie spezifische Herausforderungen, aber auch Chancen mit sich.

Die CSRD gilt für große Unternehmen in der EU sowie für börsennotierte Unternehmen, auch wenn diese eine geringere Mitarbeiterzahl haben. Damit werden auch viele Hotel- und Gastronomieketten direkt betroffen sein. Die Berichtspflicht umfasst nicht nur große internationale Hotelketten, sondern auch kleinere Unternehmen, die in den letzten Jahren vermehrt börsennotiert sind oder über Schwellenwerte wie Umsatz und die Zahl der Beschäftigten hinausgehen. Auch mittelständische Unternehmen müssen möglicherweise indirekt, durch ihre Teilnahme an Wertschöpfungsketten größerer Organisationen, umfangreiche Daten erfassen und liefern. Das Ziel der CSRD ist es, die Berichterstattung über Nachhaltigkeitsthemen zu verbessern und standardisierte Informationen bereitzustellen, die mit der Finanzberichterstattung vergleichbar sind. Dies ist besonders relevant im Gastgewerbe, wo Transparenz und Vertrauen zentrale Erfolgsfaktoren sind, insbesondere für Kunden, die zunehmend Wert auf nachhaltige Angebote legen.

Herausforderungen der Nachhaltigkeitsberichterstattung im Gastgewerbe

Die Hotel- und Gastronomiebranche steht vor spezifischen Herausforderungen, wenn es um die Einhaltung der neuen CSRD-Anforderungen geht. Diese Herausforderungen ergeben sich aus der Natur des Geschäftsmodells, das durch einen hohen Ressourcenverbrauch und eine enge Kundeninteraktion geprägt ist. Die wichtigsten Herausforderungen lassen sich in folgende Bereiche unterteilen:

  1. Ressourcenintensiver Betrieb
    Hotels und Restaurants sind stark auf den Einsatz von Energie, Wasser und Lebensmitteln angewiesen. Die CSRD verlangt von Unternehmen, ihre ökologischen Auswirkungen detailliert darzustellen, einschließlich des Energie- und Wasserverbrauchs, der Abfallproduktion und der CO2-Emissionen. Für viele Betriebe bedeutet dies, dass sie ihre internen Prozesse neu evaluieren und Anpassungen vornehmen müssen, um eine nachhaltigere Ressourcennutzung zu gewährleisten. Die Erfassung und Messung dieser Daten erfordern jedoch oft erhebliche Investitionen in neue Technologien und Systeme sowie in personelle Kapazitäten zur Überwachung und Berichterstattung. In vielen Fällen fehlt es Hotel- und Gastronomiebetrieben noch an den notwendigen Tools, um diese Daten effektiv zu sammeln, zu analysieren und zu berichten.
  2. Lieferketten-Transparenz
    Ein wesentlicher Bestandteil der Nachhaltigkeitsberichterstattung nach der CSRD ist die Offenlegung der Nachhaltigkeitspraktiken entlang der gesamten Lieferkette. Im Gastgewerbe kann dies besonders komplex sein, da viele Hotels und Restaurants eine Vielzahl von Lieferanten für Lebensmittel, Getränke, Reinigung und andere Dienstleistungen haben. Diese Lieferketten sind oft global und beinhalten eine Mischung aus kleinen und großen Zulieferern. Die Herausforderung besteht darin, Transparenz in Bezug auf die Nachhaltigkeit jedes Glieds der Lieferkette zu schaffen. Dies betrifft sowohl die ökologische als auch die soziale Dimension – etwa die Arbeitsbedingungen bei Lieferanten oder den CO2-Fußabdruck der transportierten Waren. Hier müssen Unternehmen Mechanismen entwickeln, um nicht nur die eigenen Praktiken, sondern auch die ihrer Partner entlang der Wertschöpfungskette im Hinblick auf Nachhaltigkeitsstandards zu bewerten und zu berichten.
  3. Nachhaltige Dienstleistungen und Produkte
    Eine weitere Herausforderung für das Gastgewerbe ist die Anpassung der eigenen Dienstleistungen und Produkte an nachhaltige Standards. Während große Hotelketten zunehmend in nachhaltige Initiativen wie energieeffiziente Gebäude, plastikfreie Produkte und die Reduzierung von Lebensmittelabfällen investieren, stehen kleinere Unternehmen oft vor größeren finanziellen Hürden. Für Restaurants bedeutet dies beispielsweise, sich mit Themen wie der Reduzierung von Lebensmittelabfällen, der Verwendung von regionalen und biologischen Produkten oder der Implementierung energieeffizienter Küchengeräte auseinanderzusetzen. Auch die Erwartungshaltung der Gäste spielt eine Rolle: Nachhaltige Praktiken sind nicht nur Teil der internen Betriebsabläufe, sondern auch ein Verkaufsargument gegenüber umweltbewussten Kunden.
  4. Kulturelle und geografische Unterschiede
    Das Gastgewerbe operiert oft in unterschiedlichen kulturellen und geografischen Kontexten, was die Implementierung und Standardisierung von Nachhaltigkeitsstrategien erschweren kann. Während beispielsweise in Europa oder Nordamerika nachhaltige Praktiken häufig stark nachgefragt und unterstützt werden, können die Erwartungen in anderen Märkten unterschiedlich sein. Hotelketten mit weltweiter Präsenz stehen somit vor der Herausforderung, global einheitliche Berichterstattungsstandards einzuhalten, während sie gleichzeitig regionale Besonderheiten und Kundenwünsche berücksichtigen müssen.
  5. Kosten der Implementierung
    Die Einführung und Umsetzung eines umfassenden Nachhaltigkeitsberichtswesens nach den Anforderungen der CSRD ist mit erheblichen Kosten verbunden. Besonders für kleine und mittelständische Unternehmen im Gastgewerbe, die nicht über die gleichen Ressourcen wie große Ketten verfügen, stellt dies eine Hürde dar. Dazu gehören die Investitionen in neue Berichtssysteme, das Einstellen oder Schulung von Fachkräften für Nachhaltigkeit sowie die Anpassung von Betriebsabläufen. Gleichzeitig bieten die neuen Berichtsanforderungen jedoch auch Chancen, um Effizienzpotenziale zu heben und sich durch nachhaltiges Wirtschaften vom Wettbewerb abzuheben. Nachhaltigkeit wird zunehmend als Werttreiber wahrgenommen, der nicht nur regulatorische Anforderungen erfüllt, sondern auch Kunden anzieht und Loyalität stärkt.

Chancen der CSRD für das Gastgewerbe

Trotz der Herausforderungen bietet die CSRD auch zahlreiche Chancen für die Hotel- und Gastronomiebranche. Unternehmen, die Nachhaltigkeit ernst nehmen und transparent darüber berichten, können sich langfristig Wettbewerbsvorteile sichern. Gäste legen zunehmend Wert auf nachhaltige Praktiken und sind bereit, für solche Angebote mehr zu bezahlen. Darüber hinaus eröffnet die CSRD die Möglichkeit, interne Prozesse zu optimieren und Kosteneinsparungen zu realisieren, etwa durch effizientere Ressourcennutzung oder die Reduktion von Abfällen. Auch die zunehmende Nachfrage nach nachhaltigen Reise- und Unterkunftsangeboten stärkt die Notwendigkeit einer transparenten Nachhaltigkeitsberichterstattung. Unternehmen, die den CSR-Trend aktiv aufgreifen und glaubwürdige Maßnahmen umsetzen, können sich – auch mit Blick auf die Mitarbeitergewinnung – als Vorreiter in der Branche positionieren und das Vertrauen ihrer Kunden stärken.

Fazit

Die Einführung der CSRD stellt das Gastgewerbe vor neue regulatorische Anforderungen, die nicht nur zusätzliche Berichterstattungspflichten mit sich bringen, sondern auch tiefgreifende Veränderungen in der Art und Weise, wie Hotels und Restaurants ihre Geschäfte führen. Trotz der Herausforderungen bietet die neue Nachhaltigkeitsberichterstattung den Unternehmen die Chance, sich als verantwortungsbewusste Marktakteure zu positionieren, interne Effizienzpotenziale zu heben und die wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Dienstleistungen zu bedienen. Unternehmen, die sich frühzeitig auf die neuen Anforderungen vorbereiten und diese proaktiv umsetzen, werden langfristig von den Wettbewerbsvorteilen profitieren, die mit einem transparenten und nachhaltigen Geschäftsmodell einhergehen.

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