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Best-Practice-Leitfaden belegt hohes Potenzial für Co-Living in Europa

Mit einem neuen Best-Practice-Leitfaden für Co-Living bieten das Urban Land Institute (ULI) gemeinsam mit JLL eine Orientierungshilfe für den sich rasch entwickelnden europäischen Co-Living-Sektor. Der neue Bericht beinhaltet Empfehlungen zum Heben des großen Potenzials von Co-Living aufgrund des demographischen Wandels. Zudem zeigt er auf, wie einige der Hindernisse beseitiget werden könnten, mit denen der Sektor bisher zu kämpfen hatte.
Jason Goodman, Unsplash
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In den letzten Jahren hat sich Co-Living zu einem leistungsfähigen Instrument zur Förderung eines Lebensstils entwickelt, von dem Menschen, die dort wohnen sowie Kommunen gleichermaßen profitieren können. In Europa hat sich der Sektor, ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau, durch Investitionen in Co-Living-Immobilien von rund 1,2 Milliarden Euro zwischen 2020 und Mitte 2022 sehr schnell entwickelt. Der Leitfaden bietet detaillierte Einblicke und Best-Practice-Beispiele, die die Immobilienbranche und andere Interessensgruppen mit spezifischen Empfehlungen zu politischen Rahmenbedingungen für Co-Living-Projektentwickler, Design und Konzeptionierung von Co-Living-Modellen, Betrieb und Technologie sowie Finanzkennzahlen zur Verbesserung der Transparenz unterstützen sollen.

Die wichtigsten Empfehlungen des Berichts

  • Die Branche muss die Vorteile des gemeinschaftlichen Wohnens – Effizienzsteigerungen, soziale Auswirkungen, Zufriedenheit der dort wohnenden Menschen, Engagement für die Gemeinschaft – nachweisen und sie den Personen mit politischer Entscheidungsbefugnis und der Öffentlichkeit vermitteln.
  • Die Planungsrichtlinien sollten die Flexibilität des Sektors bewahren, aber die Gewissheit in Bezug auf bevorzugte Standorte, Zimmergrößen, Umfang von Gemeinschaftsflächen, betriebliche Richtwerte und Beiträge für erschwinglichen Wohnraum erhöhen.
  • Die Betreibenden sollten sich in der Nachbarschaft engagieren, indem sie der Öffentlichkeit Zugang zu Gemeinschaftsbereichen, beispielsweise Co-Working-Möglichkeiten gewähren, Rabatte bei lokalen Unternehmen anbieten und Unternehmen vor Ort in das Gebäude integrieren.
  • Es sollten Wege zur Verringerung des CO2-Fußabdrucks in der Branche gefunden werden, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

In dem Bericht heißt es, immer mehr Städte hätten Schwierigkeiten, angemessenen, erschwinglichen Wohnraum für eine schnell wachsende Stadtbevölkerung bereitzustellen, die sich zunehmend aus kleinen Haushalten und Alleinstehenden zusammensetzt. Dabei stützt man sich auf neue Forschungsergebnisse, die zeigen, dass gemeinschaftliches Wohnen eine Chance zur Bewältigung der Herausforderungen im Wohnungswesen ist: Es ermöglicht kleineren Haushalten und Alleinstehenden, die oft neu in einer Stadt sind, ein integriertes Leben. Der vorhandene Wohnungsbestand in diesen Städten ist häufig nicht auf diese Gruppen zugeschnitten, besonders dann nicht, wenn man die sozialen Probleme berücksichtigt, mit denen diese konfrontiert sind, z.B. Einsamkeit oder das Fehlen eines sozialen Netzwerks.

Der Bericht hebt die Möglichkeit hervor, die ESG-Vorteile zu erkennen, die durch die gemeinsame Nutzung von Einrichtungen und öffentlichen Räumen und die Umnutzung von stillgelegten Gebäuden und Flächen erzielt werden können: Erschwinglichkeit, Energieeffizienz, soziales Engagement und Wohlbefinden. Auf der Basis der Gesamtkosten (Miete, Rechnungen, Abonnements usw.) kann gemeinschaftliches Wohnen durchaus eine Alternative zu anderen Wohnformen sein, insbesondere, wenn man bedenkt, dass keine Vorabinvestitionen zur Einrichtung von Räumen oder für Kautionen erforderlich sind.

Diese Chance wird von den 175 Marktteilnehmenden, die im Rahmen des Berichts befragt wurden, klar erkannt. Die stärksten Wachstumsimpulse für den Sektor sind die Nicht-Bezahlbarkeit von Wohnraum (49 %) und der hohe Anteil jüngerer Menschen (49 %), gefolgt von der Zahl der
Einpersonenhaushalte (40 %), dem Wunsch nach Flexibilität (34 %) und Urbanisierung (34 %).

Gleichzeitig nennt der neue Leitfaden von ULI und JLL einige der Herausforderungen, mit denen der Sektor konfrontiert ist, und die sich zum Teil aus seiner langjährigen Historie der informellen Wohngemeinschaften ergeben, die für ihre Mitglieder nicht immer nur Vorteile boten. Die ersten zweckgebundenen Co-Living-Projekte, bei denen es sich in der Praxis um kleine Privaträume ohne Gemeinschaftsräume oder -einrichtungen handelte, führten zu einer nicht durchweg positiven Wahrnehmung, ein Umstand, der auch die Zusammenarbeit mit Personen mit politischer Entscheidungsbefugnis und planenden Institutionen beeinträchtigt.

Als weitere Hindernisse für die künftige Entwicklung des Sektors nannten die Marktteilnehmenden, die am European Co-Living Best Practice Guide mitwirkten, fehlende Bestände (38 %) und negative planerische Eingriffe (36 %), gefolgt von einem begrenzten Marktbewusstsein (27 %), einem Mangel an Betreibenden (24 %) und der Verfügbarkeit von Grundstücken (22 %).

Die Erkenntnisse aus der neuen Studie machen deutlich, dass der Sektor zwar hauptsächlich als Lösung für eine demographische Nischengruppe von Personen mit Hochschulabschluss angesehen wurde, Co-Living tatsächlich jedoch verschiedene demographische Gruppen anspricht, darunter internationale Geschäftsreisende und aktive Personen im Rentenalter, die in die Städte zurückkehren möchten, um Kulturangebote und Gastronomie leicht erreichen zu können.

Die große demographische Reichweite und Anziehungskraft sorgt für ein beträchtliches Potenzial im Bereich Co-Living und die Möglichkeit, dass sich der Sektor zu einem wichtigen Teilbereich des Wohnens entwickelt. Co-Living kann auf verschiedene Zielgruppen zugeschnitten werden und gleichzeitig einen Beitrag zu einer immer anspruchsvolleren ESG-Agenda leisten, wobei der Schwerpunkt auf der Wiederverwendung und Umwidmung bestehender Immobilien, der Verringerung des CO2-Fußabdrucks nicht nur der Gebäude, sondern auch der dort wohnenden Menschen sowie der Förderung ihres Wohlbefindens und deren Integration in die weitere Umgebung liegt.

Lisette van Doorn, CEO des ULI Europe: „Wir sehen ein erhebliches Potenzial für Co-Living in Europa, da diese Wohnform eine Lösung bietet, die den Bedürfnissen zahlreicher unterschiedlicher Zielgruppen entspricht, die alle am Leben in der Stadt und am Zugang zu gemeinsam genutzten Räumen und Annehmlichkeiten interessiert sind. Bislang lag der Schwerpunkt vor allem auf jungen Menschen mit Hochschulabschluss. Der potenzielle Kundenstamm ist jedoch viel größer und vielfältiger. Gleichzeitig existiert, ausgehend von erfolgreichen Co-Living-Projekten, eine ehrgeizige ESG-Agenda. Man konzentriert sich auf die Umnutzung bestehender Gebäude und versucht, das Projekt gut in die breitere Gemeinschaft einzubinden, indem man die Menschen, die dort wohnen, mit lokalen Unternehmern in Verbindung bringt oder der breiteren Öffentlichkeit Zugang zu einigen der Service-Angebote, wie Co-Working oder Fitnessstudio, verschafft. Was das wahre Potenzial von Co-Living betrifft, befinden wir uns gerade erst am Anfang. Für den Erfolg eines jeden Projekts ist es wichtig, dass alle Beteiligten, auch Entwickler, Architekten, Investoren, Betreibende und Planungsteams, so früh wie möglich an Bord sind und eine langfristige Perspektive einnehmen, und dass sie bei der Umsetzung von ESG-Praktiken und -Zielen, der Anpassung von Vermögenswerten an unterschiedliche Einkommensniveaus und der Nutzung von Nachweisen zur Kommunikation der Vorteile von Co-Living eng zusammenarbeiten.“

„Die treibenden Kräfte hinter dem Wachstum von Co-Living bieten dem Sektor eine enorme Chance, soziale Werte zu schaffen. Das befördert weitere Investitionen und ändert die Wahrnehmung der Vorteile von Co-Living durch Politiker und die Öffentlichkeit“, so *Tom Colthorpe*, Associate im EMEA Living Research & Strategy Team bei JLL.

Den European Co-Living Best Practice Guide finden Sie unter: Knowledge Finder

Weitere Stimmen zur Studie von Co-Living Anbietern (in alphabetischer Reihenfolge der Anbieter)

Lasse Haarstark, Global Expansion, Managing Director Germany & Netherlands von Habyt: „Co-Living ist in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus institutioneller Investoren und Projektentwickler gerückt und hat sich als eigenständige Assetklasse etabliert. ULI und JLL stellen in ihrem Report die wichtigsten Vorteile des Co-Living-Modells, sowie die Herausforderungen der Branche vor. Das Thema ESG hat sowohl für uns, als auch für unsere institutionellen Partner, stetig an Bedeutung gewonnen und wird frühzeitig in die Planungsphase unserer internationalen Co-Living-Projekte integriert.“

Alexander Lackner, CEO von neworld: „Bezahlbarer Wohnraum in Ballungsräumen wird immer knapper. Co-Living-Konzepte können eine Antwort auf Fragen der Urbanisierung sein: bezugsfertige Apartments mit Serviceleistungen stehen einer Community von Gleichgesinnten zur Verfügung. Besonders die soziale Komponente vermeidet Isolation. Wir sehen hier eine große Herausforderung für die Gesellschaft, egal ob jung oder alt, Community Living bietet dafür eine mögliche Lösung an. Zudem belebt es die Innenstädte durch Revitalisierungen von Immobilien, die nicht mehr den Bedürfnissen der Nutzer entsprechen.“

Lea Mishra, Gründerin und CPO von POHA House: “Co-Living ist die innovative Wohnlösung, die stärkere und persönlichere Gemeinschaften bildet. Wir sehen zudem Potenzial über das reine Co-Living hinaus und erwarten, dass immer mehr Betreiber Flächen schaffen, in denen nicht nur Wohnraum, aber auch zum Beispiel Büroflächen und Gästeappartements unter einem Dach innerhalb der Community geteilt werden.”

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