Gastgewerbe-Magazin: Herr Graber, was ist der Hintergrund von MeTime?
Thomas Graber: Stressbedingte Überbelastungen, Burnout, Schlaganfall, Herzinfarkt sind die modernen Krankheitsbilder unserer Gesellschaft. Gleichzeitig ist unsere Welt voll von Empfehlungen, was man tun muss, um gesund und glücklich zu leben. Doch die meisten Empfehlungen sind „Alternativprogramme“ zum Arbeitsleben. Wir sollten aber vielmehr daran arbeiten, unser Bestes zu geben und dabei glücklich zu sein.
Wollen Sie indirekt sagen, dass Arbeit glücklich machen kann?
Ich bin überzeugt, dass langfristig gesehen Arbeit erfüllend sein und auch glücklich machen muss, damit man nachhaltig gesund und motiviert bleibt.
Was sind ihrer Meinung die Ursachen, warum die Arbeit immer weniger Spaß macht und die gesundheitliche und psychische Gefährdung steigt?
Wer sich mal ein bisschen umsieht stellt fest, der Bürokratismus wird immer mehr. Gleichzeitig wird scheinbar alles immer schneller und schneller: Global, flexibel und jederzeit erreichbar, kürzere Fristen, weniger Zeit, alles muss schneller gehen. Viele Unternehmer geraten dadurch in ein Hamsterrad, aus dem sie kaum noch herauskommen.
Ein Großteil dieser Entwicklung ist sicherlich der Digitalisierung geschuldet. E-Mail und Nachrichten aller Art erreichen den Empfänger in Sekunden, und natürlich wird dann auch eine schnelle Reaktion erwartet.
Wer ist denn davon besonders betroffen?
Eigentlich spürt jeder diese zunehmende Geschwindigkeit und den damit verbundenen Stress. Besonders betrifft das aber Unternehmer in kleinen und mittelständischen Betrieben.
Warum diese besonders?
Je kleiner das Unternehmen, desto mehr Aufgaben bleiben beim Unternehmer selbst hängen. Er muss sich nicht nur um die Aufträge und deren Bearbeitung kümmern, sondern auch um Personalmanagement, Marketing, Buchhaltung und die vielen anderen unternehmerischen Aufgaben. Dieses „Drumherum“ hat in den letzten Jahren eine Dominanz entwickelt, die die eigentlichen Kernkompetenzen immer mehr in den Hintergrund drängt.
MeTime als Philosophie soll dabei helfen, diesem Stress zu begegnen?
Ganz klar: Wenn alles immer schneller sein muss, braucht man effiziente und gute Strukturen, um nicht den Überblick zu verlieren und sich im wahrsten Sinne des Wortes zu verzetteln. Dazu bietet MeTime einen Ansatz. Es geht beispielsweise darum, sich auf das Wesentliche zu beschränken, zu delegieren, Zeiträuber zu eliminieren und die tägliche Arbeit so zu strukturieren, dass sie auch zu schaffen ist. Denn nur dann entsteht zum einen Zufriedenheit, zum anderen aber auch „bewusst“ Zeit für einen selbst.
Warum ist diese bewusste Zeit, die MeTime, so wichtig?
Wer den ganzen Tag nur im Hamsterrad unterwegs ist, verliert schnell den Überblick. Um trotzdem allen Anforderungen gerecht zu werden, verzichtet jeder als erstes auf private persönliche Zeit – nur, um am Ende des Tages doch noch irgendwie ein paar Ziele zu erreichen. Das hat langfristig fatale Folgen: Den „Raubbau“ an Gesundheit, Psyche und Zufriedenheit.
Wie sieht diese MeTime aus?
Alles, was mir gut tut und mir hilft, meine Batterien aufzuladen. Das ist nicht nur Erholung, Sport und Freizeit, das kann auch ein beruflicher Erfolg sein. Es geht vor allem darum, es bewusst zu planen, zu machen, zu genießen, es wertzuschätzen und Zufriedenheit zu spüren.
MeTime kann aber auch bedeuten, sich auf die faule Haut zu legen oder die Zeit vor der Glotze zu verbringen. Wer das gerne will, auch gut! Mir geht es eigentlich nur darum, sich nachhaltig und wiederholt darum zu kümmern, Freiräume zu schaffen, um bewusst und selbstbestimmt die Dinge umzusetzen, die einem persönlich wichtig sind. Deswegen: MeTime – Zeit für Mich!
Thomas Graber: „MeTime – eine Philosophie für mehr Lebensqualität“, Holzmann-Medien, 2017, ISBN 978-3-7783-1225-4