Warum sind so viele Mitarbeitende im Gastgewerbe unzufrieden?
Die kurze Antwort lautet: Stress, lange Arbeitszeiten und niedrige Bezahlung. Gerade im Gastgewerbe ist der Druck durch die tägliche direkte Arbeit mit den Kunden besonders hoch. Laut der Trendstudie „The State of the Frontline Workforce” haben 58 % der Mitarbeitenden im Gastgewerbe bereits mit dem Gedanken gespielt, ihren Job zu kündigen, bei den Frauen liegt dieser Wert sogar bei 63 %.
Ein wesentlicher Faktor für die Unzufriedenheit ist das Gehalt, das von 52 % der Befragten als zu niedrig empfunden wird. Hinzu kommt das stressige Arbeitsumfeld, das 40 % der Mitarbeitenden als belastend empfinden. Auch die fehlende Wertschätzung durch Arbeitgebende ist ein häufig auftretendes Problem. Viele Mitarbeitende fühlen sich für ihre Arbeit nicht genug anerkannt, was für 33 % der Befragten auch das Motiv für ihre Wechselgedanken ist. Außerdem beklagen 29 % fehlende Karrieremöglichkeiten. Es lässt sich also sagen, dass die Kombination aus finanzieller Unzufriedenheit, mangelnder Wertschätzung und hohem Stress zu einer erheblichen Fluktuationsbereitschaft innerhalb der Branche führt.
Was sind die Auslöser und gesundheitlichen Risiken von arbeitsbedingtem Stress?
Finanzielle Sorgen und arbeitsbedingte Überlastung sind die zentralen Themen, die die Unzufriedenheit der Mitarbeitenden im Gastgewerbe erheblich beeinflussen. 74 % der Befragten leiden unter arbeitsbedingtem Stress – eine Folge von langen Arbeitszeiten (20 %), unflexiblen Dienstplänen (17 %) und dem als unzureichend empfundenen Einkommen (35 %). Besonders gravierend ist die finanzielle Situation der weiblichen Beschäftigten: 30 % der Frauen im Gastgewerbe geben an, dass ihr Einkommen nicht ausreicht, um ihre Lebenshaltungskosten zu decken, während der Durchschnitt für beide Geschlechter bei 25 % liegt.
Die gesundheitlichen Auswirkungen sind ebenfalls erheblich. Viele Mitarbeitende klagen über Burnout-Symptome wie Erschöpfung, Schlafstörungen und andere gesundheitliche Probleme, die durch die ständige Belastung am Arbeitsplatz entstehen. Als Folge droht eine Abwärtsspirale: Der Stress mindert die Produktivität, was dazu führen kann, dass man höheren Druck am Arbeitsplatz verspürt und so die Arbeitssituation immer unerträglicher wird. Die ständige Belastung und die damit verbundenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen verschärfen die Unzufriedenheit der Mitarbeitenden und am Ende leidet das Unternehmen nicht nur unter krankheitsbedingten Ausfällen, sondern auch unter der hohen Fluktuation. Andere Studien bestätigen diese Ergebnisse. Beispielsweise untersuchte eine Umfrage der MDPI die Beziehung zwischen Arbeitsstress, Burnout-Erkrankungen und der Absicht, den Job zu kündigen. Das Ergebnis verwundert nicht: Arbeitsbedingter Stress kann zum Burnout führen und ebenso zur Kündigung.
Wie können Gastronomen die Arbeitsbedingungen verbessern?
So vielfältig das Gewerbe ist, so individuell fallen auch die Antworten aus. Essenziell ist zunächst, ein Bewusstsein für die Probleme zu entwickeln, um dann konkrete Lösungen zu finden. Eine Möglichkeit besteht darin, die Gehälter zu überprüfen und nach Möglichkeit zu erhöhen. Auch wenn das nach der Pandemie und angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage für viele Arbeitgebende eine Herausforderung darstellt, kann bereits eine moderate oder auch stufenweise angepasste Gehaltserhöhung die finanzielle Unsicherheit der Mitarbeitenden verringern und den Stresspegel senken.
Ebenso können flexible Arbeitszeiten zu höherer Zufriedenheit beitragen. Individuelle Dienstpläne ermöglichen es den Mitarbeitenden, Beruf und Privatleben besser in Einklang zu bringen. Dabei unterstützt beispielsweise eine Workforce-Management-Software, die Dienstpläne effizienter gestalten und Änderungen schnell und für alle transparent umsetzen kann.
Die Anerkennung der geleisteten Arbeit ist ebenfalls ein wichtiger Hebel. Regelmäßige Wertschätzung in Form von konstruktivem Feedback und Benefits verschiedenster Art können das Arbeitsklima verbessern und die Motivation der Mitarbeitenden steigern. Zusätzlich sollten klare Karriere- und/oder Weiterbildungsmöglichkeiten geboten werden. Mitarbeitende, die realistische Perspektiven zur persönlichen Weiterentwicklung sehen, sind motivierter und eher bereit, dem Unternehmen auch langfristig treu zu bleiben.
Welchen Einfluss hat die Digitalisierung der Dienstplanung?
Moderne Workforce-Management-Software bietet mittlerweile vielfältige Möglichkeiten, den Arbeitsalltag der Mitarbeitenden effizienter zu gestalten und erheblich zu erleichtern. Mithilfe jener Tools können sehr präzise Bedarfsprognosen gemacht werden, um Unter- und Überbesetzung zu vermeiden, und Dienstpläne bleiben flexibel, sei es aufgrund betrieblich bedingter Schwankungen oder wegen Personalausfällen. So wird die Planung sowohl den Bedürfnissen der Mitarbeitenden als auch den Anforderungen des Unternehmens gerecht.
Ein wesentlicher Vorteil ist außerdem ein verbesserter Informationsfluss zwischen allen Beteiligten. Digitale Plattformen sind zentrale Knotenpunkte für relevante Daten und ermöglichen eine schnelle und klare Kommunikation. Dadurch lassen sich Missverständnisse und Wissenslücken vermeiden, was wiederum gut für das Arbeitsklima ist. Zudem hilft die Digitalisierung bei der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und der Automatisierung administrativer Aufgaben. So lässt sich der Arbeitsaufwand für das Management reduzieren, und die Mitarbeitenden bekommen mehr Zeit, sich auf ihre Kernaufgaben zu konzentrieren.
Zeitnahe Maßnahmen sind erforderlich
Es ist höchste Zeit, die Arbeitsbedingungen im Gastgewerbe zu verbessern. Der Bedarf an Servicekräften ist riesig, doch das Arbeitsklima angespannt und die Wechselbereitschaft enorm hoch. Unternehmen können in dieser Lage nicht einfach auf bessere Zeiten hoffen, sondern müssen proaktiv handeln.
Da, wo es finanziell möglich ist, hilft eine Anpassung der Gehälter, doch auch die regelmäßige Wertschätzung der geleisteten Arbeit und der Einsatz neuer Technologien bergen großes Potenzial, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und den Alltag der Mitarbeitenden zu erleichtern. Arbeitgebende fördern mit diesen Maßnahmen die Stabilität und den Erfolg ihres Betriebs erheblich.