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Pilotprojekt zur Rücknahme von Mehrweg gestartet

Mit einem Kooperationsprojekt, das kürzlich in München-Haar gestartet ist, soll eine neuartige Rückgabeinfrastruktur für Mehrwegbehältnisse beim Außer-Haus-Verzehr getestet und erprobt werden. Es handelt sich dabei um ein wegweisendes Projekt in einer Reihe von Pilotprojekten, die das Ziel verfolgen, die Rücknahme für die Nutzer zu vereinfachen und damit Mehrwegverpackungen als abfallsparende Alternative zu Einwegverpackungen zur Skalierung zu verhelfen.
Recup

Derzeit ist die Rückgabe von Mehrwegverpackungen oft nur über jene Restaurants, Imbisse, etc. möglich, wo sie ausgeliehen wurden. Für Konsumenten nicht immer der einfachste Weg. Die Rückgabemöglichkeiten müssen deshalb erweitert und unabhängiger von den Ausgabestellen und dem genutzten Mehrwegsystem gemacht werden. „Return anywhere“ ist hier das Stichwort. Heißt: Alle Behälter sollen überall zurückgegeben werden können – unabhängig davon, welche Behälter ausgegeben wurden. Deshalb koordiniert ReFrastructure – Stiftung für digitale Mehrweginfrastruktur, die als Initiative des Mehrwegverbandes gestartet ist und inzwischen ausgegründet wurde, den ersten Piloten zu Aufbau und der Testung einer anbieterübergreifende Rückgabeinfrastruktur. In der Gemeinde Haar bei München können von August bis Oktober die Behältnisse aller Anbieter bei allen teilnehmenden Gastronomen abgegeben werden. Außerdem können sich die Bürger am Infopoint nicht nur zum Thema Mehrweg informieren, sondern ihre Mehrwegbehältnisse auch hier abgeben. Die Rückgabe über Automaten soll an dieser Stelle ebenfalls erprobt werden. Im Projekt soll erarbeitet werden, wie eine neutrale Rückgabelogistik von Mehrwegbehältnissen mit Hilfe der neu entwickelten digitalen Plattform funktionieren und für die Skalierung weiterentwickelt werden kann.

Mehrweg ist auf dem Vormarsch. In den Regalen von Supermärkten und Drogerieketten, an Frischetheken, in Gastronomiebetrieben, im Versandhandel – überall tauchen neue Lösungen in Mehrweg auf. Unterstützt wird diese Entwicklung durch die gesetzliche Verpflichtung, Getränke und Speisen zum sofortigen Verzehr alternativ in Mehrwegverpackungen anzubieten. Je nach Material und Verwendung können Mehrwegverpackungen viele Umläufe durchlaufen und somit Materialien und Ressourcen von Einwegverpackungen sparen und Abfälle vermeiden. Voraussetzung dafür ist aber: Die Konsumenten müssen die Mehrwegverpackungen auch zurückgeben. Und zwar möglichst schnell und möglichst konsequent, sodass die Verpackung für eine Wiederverwendung auch tatsächlich zur Verfügung steht. Und das – so zeigt auch eine aktuelle Studie des WWF1 – gelingt nur, wenn die Rückgabe für die Konsumenten einfach und unkompliziert ist. Derzeit ist die Rückgabe aber nur über die Ausgabestellen, also die Restaurants, Imbisse, etc. möglich. Und die nehmen nur die Behältertypen zurück, die auch ausgegeben wurden. Für Konsumenten nicht immer der einfachste Weg. Die Rückgabemöglichkeiten müssen erweitert und unabhängiger von den Ausgabestellen gemacht werden. Return anywhere ist hier das Stichwort.

Und genau das ist das Ziel eines Pilotprojektes in Haar bei München, bei dem sich der Mehrwegverband als Kooperationspartner einbringt. „Es ist unser erstes Pilotprojekt, bei dem die Bürger die Mehrwegbecher und -schalen aller Anbieter bei allen teilnehmenden Gastronomiebetrieben zurückgeben können. Herzstück des Piloten ist der Infopoint, an dem sich Bürger der Gemeinde darüber informieren können,wie Kreislaufwirtschaft und Mehrwegsysteme funktionieren“ erläutert Dr. Anika Oppermann, Vorstandsvorsitzende des Mehrwegverbandes. Learning by doing also – denn neben der Möglichkeit, sich umfassend zum Thema Mehrweg zu informieren, können die Bürger der Gemeinde hier auch alle Behältnisse zurückgegeben, und zwar egal von welchem Mehrwegsystem sie stammen, bzw. an welcher Ausgabestelle sie mitgenommen wurden. Langfristig ermöglicht diese digitale Infrastruktur auch die Einbindung automatisierter Rückgabemöglichkeiten wie z.B. die Rückgabe. am Automaten. Dazu braucht es Neu- bzw. Weiterentwicklung von Automaten, Standards dafür, wie ein Automat die Behältnisse erkennt und wie das Pfand ausgezahlt oder die digitale Leihgebühr zurück gebucht wird und eine neutrale Infrastruktur. Für eine reibungslose Rücklogistik, muss es z.B. nachvollziehbar sein, wo sich welche Mengen an Behältern von welchem System aktuell befinden, wo welche Spülkapazitäten zur Verfügung stehen. So kann auch gewährleistet werden, dass Letztvertreibende immer die benötigte Menge an Behältnissen zur Verfügung haben.

Initiiert und geleitet wird das Projekt von ReFrastructure – Stiftung für digitale Mehrweginfrastruktur, die als Initiative des Mehrwegverbandes gestartet ist und inzwischen ausgegründet wurde, in Kooperation mit den Mehrwegsystemanbietern Recup, reCircle sowie Relevo, der sehr engagierten Gemeinde Haar, sowie der örtlichen Gastronomie. Weitere Partner sind DPM (DieProduktMacher) und die Technische Universität München, die Initiative Plastikfreie Stadt, der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband und als wissenschaftliche Begleitung die Kühne Logistics University und das Wuppertal Institut.

Der Mehrwegverband wird das Projekt begleiten, wichtige Projektschritte und Erkenntnisse dokumentieren und an Unternehmen, Kommunen und die Politik kommunizieren. Was funktioniert gut? Was nicht? Welche Hürden müssen überwunden werden? Welche Rahmenbedingungen braucht es? Was muss beachtet werden, wenn der Pilot auf andere Städte oder Mehrweg-Anwendungsbereiche übertragen und skaliert werden soll? Denn unser Auftrag des Mehrwegverbandes ist es, die Nutzung von Mehrwegverpackungen in allen Alltagsbereichen und Lieferketten einfach und selbstverständlich zu machen. Und dazu braucht es auch eine einfache und zugängliche Rückgabe-Infrastruktur. „Und deshalb“, so erläutert die Vorstandsvorsitzende weiter, „ist uns die Mitarbeit an diesem Projekt so wichtig. Gemeinsam lernen wir, wie die Rückgabe von Mehrweg einfach und anbieterübergreifend umgesetzt werden kann. Und außerdem“, so führt sie weiter aus, „sind die Anfänge des Projektes auch im Mehrwegverband zu verorten. Die Partner und Beteiligungen des Projektes haben sich im letzten Jahr durch Aktivitäten des Verbandes zusammengefunden. Daher freuen wir uns sehr, dass das Projekt durch das Umweltbundesamt, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt sowie private Spender gefördert wird und jetzt richtig durchstartet.“

Am Samstag, 29.7. öffnet der Infopoint zum Thema Mehrweg um 11 Uhr in Haar seine Pforten für Bürger:innen und Interessierte. Die Presse ist herzlich eingeladen!

1 WWF “Mehrweg in der Deutschen Gastronomie”, Februar 2023

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