Anzeige
Suche

Wie konsequente Digitalisierungsstrategien regionalen Tourismus stärken können

Viele Übernachtungsangebote waren im Sommer ausgebucht. Doch Personalmangel oder Verfügbarkeit von Immobilien führen zu Wachstumshemmung, gerade außerhalb der klassischen Tourismuszentren. Ricky Bichel, Head of International Expansion bei limehome, führt aus, wie richtig aufgesetzte Digitalisierung dem Hotelgewerbes enorme Chancen bieten kann.
Eric Weber, Unsplash

Der Tourismus in Deutschland erholt sich. Die aktuellen Übernachtungszahlen lagen im Juni 2022 nur noch gut drei Prozent unter dem Niveau der gemessenen Zahlen in Juni 2019. Das sind gute Nachrichten für das deutsche Gastgewerbe, das zuletzt wegen Coronapandemie, Personalmangel und steigenden Kosten unter starkem Druck stand.

Verantwortlich für diese Erholung ist vor allem das wiedererstarkte Privatreisengeschäft. Das Geschäftsreisensegment erholt sich dagegen nur langsam. Drei Entwicklungen sind hier entscheidend: Nachhaltigkeitsbedenken stellen häufige Geschäftsreisen infrage. Außerdem sind Homeoffice und Onlinemeetings in vielen Branchen zu neuen Standards geworden. Dazu kommen drittens neue Formen des Reisens, die Arbeit und Freizeit nicht mehr strikt trennen (bleisure travel).

Nachhaltigkeit, New Work & Travel: Chancen für deutsche Reiseziele

Die gute Nachricht: Diese Trends bieten besonders auch jenen Städten Chancen, bei denen aus Gastgebewerbesicht noch viel Nachfragepotenzial zu heben ist. Die Rede ist von Städten, die Projektentwickler nach Größe, Bedeutung und Dynamik ihres Immobilienmarktes als B-, C- oder D-Städte einordnen. Die Hotellandschaft dieser Städte ist von Individualhotels geprägt, also in der Regel Häusern mit deutlich weniger als 100 Betten.

Die schlechte Nachricht: Eben diese kleineren Betriebe sind nach einer finanziell herausfordernden Pandemiephase oftmals nicht in der Lage, in die Qualität des Gästeerlebnisses zu investieren. Auch die klassischen Markenhotels mit einheitlich hohen Qualitätsstandards und breiter Servicepalette schaffen hier keine Abhilfe. Aus Sicht der klassischen Markenhotels sind besonders C- und D-Städte keine vielversprechenden Märkte, weil hohe Qualitätsstandards und eine breite Servicepalette Kosten verursachen, die die hiesige Nachfrage derzeit noch nicht bedienen kann.

Flaschenhals Qualitätsstandards

In gewisser Hinsicht sind die lokalen Tourismusmärkte also in einer sprichwörtlichen Quadratur des Kreises gefangen. Deutsche Verbraucher:innen entdecken neue Reiseziele, deren Hotels in der Breite auch aufgrund aktueller Herausforderungen wie Personalmangel und steigenden Kosten noch kein entsprechendes Kund:innenerlebnis bieten können. So fehlen in vielen deutschen Städten derzeit Hotelangebote im Mittelklassesegment, die den sich verändernden Kund:innenwünschen gerecht werden.

Wie mögliche Lösungen aussehen, hat die Branche bereits erkannt. Laut dem aktuellen „Digitalisierungsindex Mittelstand“ arbeiten viele Gastgewerbeunternehmen bereits daran, ihr Angebot zu digitalisieren. Durch eine kompromisslose Digitalisierung können zum Beispiel Verwaltungsleistungen oder Aufgaben der klassischen Rezeption zu mittelfristig deutlich niedrigen Fixkosten führen. Ein konsequent digitales Betriebskonzept hilft auch dabei, das Angebot rascher auf neue Bedarfe der Gäste einzustellen.

Kompromisslose Digitalisierung kann helfen

Setzen die Hotelbetriebe ihre Bemühungen um digitalisierte Geschäftskonzepte fort, könnte sich diese unternehmerische Weitsicht gerade in B-, C- und D-Städten auszahlen. In Abwesenheit großer, bettenstarker Häuser sind Expansionen leichter umzusetzen als in heiß umkämpften A-Städten. So sind beispielsweise die Gewerbemieten niedriger. Das allgemeine Preisniveau liegt aber oft nur geringfügig tiefer als anderswo. Den mutigsten Digitalisierern winken also höhere Margen. Sind Prozesse und Angebotsqualität in Breite einmal optimiert, wertet das die Hotellandschaft in C- und D-Städten nachhaltig auf. Das kann Hotelbetreiber:innen, Gästen und menschenleeren Innenstädten gleichermaßen zugutekommen.

> mehr Informationen

Weitere Artikel zum Thema

AndreyPopov - iStockphoto.com
Es ist nicht immer der klassische Weg über Schulabschluss, Ausbildung und Start ins Berufsleben, der einen erfolgreichen Mitarbeiter ausmacht. Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels ist ein Neudenken bei der Suche nach den passenden Mitarbeitern ein[...]
Das Creativhotel Luise ist einzigartig in seinem Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit.Ben Förtsch
Ein Hotelier als Klima-Pionier – und dabei sieht man dem Creativhotel Luise das Besondere gar nicht an. Von außen ein ganz normales Hotel in integrierter Lage in Erlangen. Gegenüber ein Parkhaus von Siemens, daneben ein[...]
gastronovi
Die Bar-Saison kann beginnen! Endlich kommen die ersehnten Lockerungen und die Barbranche jubelt. Viele Gastgebende haben sich im Zuge der Pandemie einem Digitalisierungsprozess unterzogen. Denn es zeigt sich, dass vor allem Software-Komplettlösungen Barbetreibenden bei der[...]
Elle Hughes, Pexels
Insbesondere junge Generationen setzen auf moderne Arbeitsplätze und werden von veralteten Systemen sowie analogen Strukturen zumeist abgeschreckt. Wer also dem Fachkräftemangel entgegenwirken möchte, muss auf neue Verfahren und smarte Tools setzen. Michael Scheiblich, Experte und[...]
Praktisch, wiederverwendbar und optisch schön: Trinkhalme aus Glas.HALM
Etwa 600.000 Plastikhalme pro Jahr. So hoch war bis vor kurzem der Verbrauch von Einwegtrinkstäben in den sieben Restaurants und Bars des Empire Riverside Hotel und des Hotel Hafen Hamburg. Nach einer zweimonatigen Testphase setzen[...]
Unser Newsletter

Bleiben Sie auf dem Laufenden mit regelmäßigen Informationen zum Thema Gastgewerbe. Ihre Einwilligung in den Empfang können Sie jederzeit widerrufen.