Egal ob familiengeführtes Hotel oder eine Kette mit vielen internationalen Standorten – die Aufgabe, die passende Musik für diverse Hotelbereiche zu kuratieren, ist komplex, bedarf Empathie, Musikkenntnis und Markenverständnis. Die Musik-Expert:innen und DJs von Radiopark unterstützen seit 20 Jahren Hotelbetriebe verschiedenster Größen und zaubern das richtige Soundkonzept für jeden Ort und jede Tageszeit. Das Hamburger Unternehmen, das seit 2023 zum internationalen Musikkonzern imagesound gehört, ist einer der Weltmarktführer für Musikkuration in Hotellerie und Kreuzfahrt. Zu den Kunden gehören u.a. die Accor Group, Kempinski, TUI oder AIDA.
Aber warum sollten Hotels auf professionelle Musikberatung setzen? Was sind die größten Herausforderungen bei der Umsetzung von individuellen Musikprogrammen? Und welche Best Cases gibt es? Diese Fragen beantworten Daniel Stoiber und Sophie Ruan.
Was sind die Vorteile von professioneller Musikberatung für Unternehmen im Gastgewerbe?
Daniel: Es gibt 100 Millionen Musik-Releases. So wie du einen Architekten brauchst, um ein Haus zu bauen, brauchst du einen Profi, um durch diesen Dschungel an unterschiedlichen Musikstilen zu surfen und da die Perlen rauszupicken. Dadurch, dass wir das schon seit 20 Jahren machen, haben wir auch das Wissen, um auf die unterschiedlichen Brands und Interieurs zu reagieren, und verschiedene Interessen zu bedienen. Wir sind alle vom Fach: DJs, Radiomoderatoren usw. Wir haben das Wissen und natürlich auch dementsprechend die Kontakte, wo wir die Musik herkriegen.
Was sind die größten Herausforderungen bei der Umsetzung von Musikkonzepten im Gastgewerbe?
Sophie: Die erste Herausforderung ist das Bewusstsein für die Bedeutung von Musik. Wenn wir mit Hotelbesitzern und Restaurantleitern sprechen, ist der erste Schritt, ihnen genau das zu vermitteln.
Die zweite Herausforderung ist die Tatsache, dass Musik so persönlich ist. Welche Songs Manager für angemessen und geeignet halten, kann richtig, aber auch falsch sein. Manchmal möchten sie in der Lobby nur Instrumentalmusik spielen, weil das eine sichere Sache ist. Aber der gesamte Raum würde sich ganz anders anfühlen, wenn man etwas Gesang und ein bisschen Spannung in die Playlist einbauen würde.
Und letztendlich geht es auch um die Qualität der Lautsprecheranlage. Es gibt renommierte Hotels, deren Lautsprecher eigentlich Feueralarmanlagen sind. Musik, die sich auf unseren Kopfhörern perfekt anhört, wird also unglaublich schlecht wiedergegeben. Auch die akustische Umgebung kann zur Herausforderung werden, wenn die Inneneinrichtung eines Raumes zum Beispiel viel harte Akustik aufweist, wie Marmor oder Glas.
Welche Zusammenarbeit mit einem Unternehmen aus dem Gastgewerbe hat euch in den letzten Jahren besonders gefallen?
Sophie: Besonders gut gefallen hat mir die Arbeit mit Mandarin Oriental. Vor der Kooperation mit Musicstyling gab es dort nur vier CDs, die seit zehn Jahren immer wiederholt wurden. Und die wollten sie schließlich in den Ruhestand schicken. Das Mandarin Oriental hat uns also gebeten, ein passendes Musikkonzept zu entwickeln. Dafür haben wir uns intensiv mit der Heilungstheorie und dem Heilpaket des Hotels sowie mit den Signature Spa Therapien beschäftigt. Diese basieren auf dem Konzept der traditionellen chinesischen Medizin, das die fünf Elemente Erde, Feuer, Wasser, Metall und Holz beinhaltet und deren Beziehung zu unserem Chi (Energie) im Körper. Für die Signature Therapies füllen die Gäste einen Fragebogen aus, der es den Spa-Mitarbeitern ermöglicht, ihr Element zu identifizieren und die Behandlung entsprechend anzupassen. Gemeinsam mit Ruby, Head of Music APAC aus Hongkong, haben wir dann die Gelegenheit genutzt und Musik-Playlists passend zu den fünf Elementen entwickelt. Und das war eine sehr inspirierende Recherche. Wir haben viel über die orientalische Philosophie zur Kraft der Musik und deren Wirkung auf Menschen gelernt. Auf eine Sache bin ich besonders stolz: Nach einer Behandlung in den Mandarin Oriental Spas erhalten die Gäste ein Merkblatt. Darin finden sie maßgeschneiderte Wellness-Tipps für das jeweilige Element und einen QRCode- Link zu einer von uns kuratierten Playlist, die sie dann zu Hause anhören können. Deshalb hat mir die Zusammenarbeit besonders gut gefallen.
Daniel: Wir arbeiten seit fast 10 Jahren mit der Familie Wiesner Gruppe und dem Inhaber Daniel Wiesner zusammen. Das ist ein Schweizer Unternehmen mit rund 25 Restaurants. Wir haben einen sehr engen Kontakt zu ihnen und wir kennen uns gut. Zusammen mit einem anderen Musikredakteur bin ich nach Zürich gefahren und wir haben eine Tour gemacht. Dabei haben wir uns 13 Lokale in Zürich und Umgebung angeschaut. Vom Flughafen aus ging es im 15 Minuten-Takt von Restaurant zu Restaurant, und das war wirklich besonders, weil jeder Ort unglaublich detailliert ist.
Die Einrichtung ist mit so viel Liebe gemacht und in jeder Ecke, an jeder Wand, überall gibt es so viele Details. Man kann den ganzen Tag in einem Restaurant verbringen und eine Menge entdecken. Und das Gleiche gilt für die Musik. Sie ist wirklich sehr ausgesucht. Wir diskutieren über fast jeden Song, und das war wirklich eine Herausforderung. Aber es war ein so gutes Gespräch und eine gute Diskussion. Das hat viel Spaß gemacht. Daniel ist einer meiner besten Kunden und so ist eine professionelle Freundschaft entstanden.
Welche Trends werden in Zukunft wichtiger werden?
Daniel: Ich kann nichts über musikalische oder gastronomische Trends sagen. Die kommen und gehen. Es ist unser Job diese auf dem Schirm zu haben. Aber aus meiner Sicht gibt es andere Trends, auf die wir uns konzentrieren müssen. Auf der einen Seite muss unser Service noch persönlicher und umfangreicher werden – under-promise, over-deliver – Fünf-Sterne-plus- Service. Und auf der anderen Seite werden KI und Machine Learning eine wichtige Rolle spielen. Mit einem Support-Bot kann man schreiben und hat fünf Sekunden später eine Antwort. Man muss nicht zwangsläufig mit jemandem sprechen. Wenn man etwas im Service anpassen möchte, kommt man nicht um Automationen herum. Ich glaube, dass wir uns in Zukunft auf beide Seiten konzentrieren müssen.
Sophie: Meiner Meinung nach sollten wir Hintergrundmusik in den Vordergrund rücken. Denn lange Zeit war Musik im Gastgewerbe nur etwas, das einfach da war. Wenn sie fehlt, merkt man es, aber wenn sie richtig gut ist, merkt man es nicht direkt. Und das galt lange Zeit als gute Hintergrundmusik. Aber ich finde, dass Musik ein starkes Werkzeug sein kann, um Geschichten zu erzählen. Wir setzen zum Beispiel häufig Musik an verschiedenen Punkten der Customer Journey ein.
Ein Beispiel: Eine einstündige Autofahrt vom Flughafen zum Hotel bedeutet oft eine Stunde Stille. Was wäre aber, wenn das Hotel Musik einsetzen würde, und die gesamte Reise des Gastes entweder mit Entspannung oder Vorfreude füllt? Egal, ob ich nach Bali oder nach Hamburg fliege: Wenn relevante Musik für mich spielt, wird sie Teil meiner Erfahrung mit dem Hotel. Das gleiche gilt auf dem Zimmer. Wir sind alle viel unterwegs und manchmal fällt es uns schwer, einzuschlafen oder uns zu entspannen. Was wäre, wenn es einen QR-Code gibt, den man scannen kann und der einen zu einer Entspannungs-Playlist führt?
Auch das Thema Nachhaltigkeit ist sehr wichtig. Einige Hotels pflanzen Bäume auf ihrem Gelände oder setzen sich für den Schutz der Meere ein. Wie wäre es, wenn man die Gäste mit Musik darauf aufmerksam macht? Musik im Spa- oder Wellnessbereich kann auch mehr als Vogelgezwitscher im Hintergrund sein. Man kann das heilende Thema der verschiedenen Spa- Behandlungen und die heilende Tradition dieser Musik weiterdenken und in das Paket einbauen. So wie ich es beschrieben habe. Ich denke also, dass Musik nicht nur im Hintergrund spielen sollte. Immer mehr Marken werden Musik nutzen, um Marketing zu betreiben und zum gesamten Gästeerlebnis beizutragen. Und es gibt so viele kreative Möglichkeiten, wie man das machen kann.
Daniel: Mehr Ecken und Kanten wagen – das ist auch meine Einstellung. Glatte Musik-Playlists sind schön und gut. Aber wenn es ein paar Titel gibt, bei denen man sagt: Wow, was ist das? Das hätte ich nicht erwartet. – Das ist es. Wenn man in einen Raum geht, wie ich es bei der Wiesner-Gruppe in Zürich beschrieben habe. Man geht rein und sagt: Okay, das ist zwar nicht ganz mein Stil, aber total beeindruckend. Das muss Musik auslösen. Und sie muss anecken.