Wer mit Unternehmern aus Hotellerie und Gastronomie spricht, hört immer wieder von den gleichen Problemen: steigende Energiekosten, immer neue bürokratische Vorschriften – und Schwierigkeiten, alle Positionen im Unternehmen mit fachlich qualifizierten und vor allem auch motivierten Mitarbeitern zu besetzen und die lange an den Betrieb zu binden. „Es sind schon Fälle bekannt, in denen Betriebe nicht alle Positionen besetzen können und damit wirtschaftliche Nachteile erleiden. Das muss man sich vor Augen führen: Es herrscht Hochbetrieb, aber es fehlen Mitarbeiter in Service und Verwaltung. Das kostet Geld“, sagt Thomas Sablotny, Inhaber des Coachingunternehmens Kobon. Er berät regelmäßig Hoteliers und Gastronomen bei der Teamentwicklung und der Etablierung neuer Führungsstrategien.
Dabei sieht Thomas Sablotny vor allem ein Problem: „Viele Unternehmen wenden viele Ressourcen auf, um neue Mitarbeiter zu finden. Aber sie tun nur wenig dafür, diese dann auch zu binden. Dabei sollte das doch der Fokus sein, die Mitarbeiter zu fördern, die schon da sind. Wer dabei aktiv und erfolgreich ist, hat vielleicht den ‚Krieg um die Köpfe’ nicht gewonnen. Aber er erspart sich viele Schlachten mit der Konkurrenz“, betont er. Daher lautet sein Rat, sich zunächst die vorhandenen Mitarbeiter zu kümmern und bei diesen so viele Kompetenzen wie möglich herauszukitzeln, ihnen einen festen Platz in der Organisation zuzuweisen und vor allem auch zu verdeutlichen, dass sie eine wichtige Rolle einnehmen. „Das ist sehr wichtig, denn Geld ist heute nicht mehr das ausschlaggebende Kriterium, auch wenn es natürlich nicht von der Hand zu weisen ist, dass das Gehalt eine Rolle spielt. Aber umso mehr ist die Wertschätzung von Bedeutung. Mitarbeiter wollen spüren, dass sie wichtig sind und dass auf ihre Arbeit und Meinung wertgelegt wird.“
Für den Diplom-Sozialpädagogen stehen Hoteliers und Gastronomen daher vor der Herausforderung, ihre Mitarbeiter immer wieder auf der unternehmerischen Reise mitzunehmen und ihnen immer wieder neue Qualitäten und Kompetenzen zu vermitteln. Warum? Ganz einfach: Zum einen ist dies das Zeichen für Mitarbeiter, dass in sie investiert wird, dass sie sich persönlich entwickeln können. Zum anderen – und das ist für Unternehmer entscheidend – werden dadurch neue Möglichkeiten bei den Mitarbeitern freigesetzt. Das wiederum erhöht die Effizienz im Unternehmen, denn motivierte Mitarbeiter sind seltener krank und erbringen gerne Höchstleistungen. Und: Sie arbeiten gerne in einem Betrieb und haben kaum Anlass, sich nach einer neuen Stelle umzusehen. „Damit wird die vielfach geforderte Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen wesentlich verbessert“, stellt Thomas Sablotny heraus.
Er setzt dafür auf die Erlebnispädagogik. Dabei werden vor allem Outdoor-Aktivitäten wie Kanufahren, Klettern, GPS-Touren eingesetzt. „Diese Erlebnisse werden auf die Anforderungen der Unternehmen abgestimmt, sodass die Mitarbeiter und Führungskräfte unmittelbare Erfahrungen Erlangen, die sie im Alltag umsetzen können. Dadurch werden Teams entscheidend gestärkt, und alle Teilnehmer können neue Kompetenzen entwickeln und sich in ihrer Rolle neu einfinden. Auf diese Weise entsteht ein neues Teamgefühl, in dem jeder nach seinen Qualitäten eingesetzt wird und sich selbst entfalten kann.“
Die Praxis zeigt, dass sich diese Maßnahmen lohnen. Sablotny stellt heraus, dass Hoteliers und Gastronomen dadurch die Mitarbeiterbindung maßgeblich erhöhen. „Wir haben dieses System bereits in mehreren Häusern umgesetzt, mit großem Erfolg. Die Krankheitstage und Kündigungsquoten sind gesunken, ebenso steigen das Teamgefühl und die Motivation, was wiederum bessere unternehmerische Ergebnisse erzielt.“ Wichtig sei, das Konzept so individuell wie möglich umzusetzen. Nur dadurch sei es möglich, dass die Mitarbeiter die erlernten Kompetenzen direkt auch in der Praxis umsetzen könnten.
Hoteliers und Gastronomen finden passende Berater beispielsweise über den Bundesverband Individual- und Erlebnispädagogik. Bestimmte Maßnahmen können beispielsweise über das Förderprogramm „Unternehmenswert Mensch“ finanziell bezuschusst werden, ebenso sind andere Fördermittel abrufbar.