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Biogas oder Kompost? Was aus Speiseresten werden soll

Zurück in den Kreislauf: Karottengrün und Kohlblätter verrotten in der Kompostieranlage und werden zu wertvollem Humus, der auf Feldern neues Gemüse wachsen lässt. Oder man lässt sie in einer Biogasanlage zu Methan vergären und heizt und beleuchtet damit Häuser. Beides ist möglich. Doch was ist besser?
Julia Koblitz, Unsplash

Vergärung

Bei der Vergärung wird organisches Material unter Luftausschluss (anaerob) mithilfe von Mikroorganismen abgebaut. Es entstehen Biogas und Biodünger.

Kompostierung

Bei der Kompostierung wird organisches Material unter Einfluss von Luftsauerstoff (aerob) von Bodenlebewesen zu Kompost abgebaut.

Speisereste und Abfälle vergären in Biogasanlagen oder kompostieren: Was ist besser?

Küchenabfälle und Speisereste sind hochwertige Stoffe mit einem hohen Energiegehalt – höher als Abfall aus der Biotonne, in der neben Küchenabfällen auch Grünschnitt aus dem Garten oder gar Biokunststofftüten entsorgt werden.

Abfälle mit einem hohen organischen Anteil – dazu zählen auch Küchen- und Speiseabfälle – können in Biogasanlagen zu Biomethan verarbeitet werden. Das Biomethan kann als Energielieferant im Energiemix genutzt werden. Biomethan ist eine wichtige und saubere Energiequelle im Gegensatz zu Erdgas (ist auch Methan, aber fossilen Ursprungs), Kohle oder Atomenergie. Ganz besonders angesichts der angespannten Situation auf dem Energiemarkt.

Der Deutsche Fachverband Biogas meint, dass die deutschen Biogasanlagen ihre Leistung spontan um 20 Prozent erhöhen und bis 2030 mehr als 40 Prozent des heute aus Russland importierten Gases ersetzen könnten.

Ist die Kompostierung von Lebensmittelabfällen noch zeitgemäß?

Eine organische Behandlung von Küchen- und Speiseabfällen in Kompostierungsanlagen entspricht nicht mehr dem Stand der Technik. Warum?

Bei dieser aeroben Behandlung – also der Zersetzung unter Sauerstoff – wird kein energetisch nutzbares Gas gebildet. Je nach Zusammensetzung und Behandlung des organischen Materials das zu Kompost verrotten soll (Rotte oder Rottegut), kann es durch die hohe Eigenlast, zu viel Wasser oder zu wenig Sauerstoff zur Entwicklung von klimarelevanten Gasen (Treibhausgase) kommen, die in die Umwelt entweichen und ihr schaden. Des Weiteren führt die Sammlung von Küchen- und Speiseabfällen bis und während der Behandlung in Kompostierungsanlagen zu massiven Geruchsbelästigungen.

Mehr Sicherheit und Hygiene mit Biogasanlagen

Weniger Geruchsbelästigung und schädliche Emissionen

Die Vergärung in Biogasanlagen läuft in einem geschlossenen System ab – ohne Sauerstoff. Dr. med. Manfred Maier kommt in einem allgemeinmedizinischen Sachverständigen-Gutachten zur biologischen Behandlung und Verwertung von Küchen- und Speiseabfällen zu der Schlussfolgerung: „Bei den verschiedenen Phasen der Kompostierung in Anwesenheit von Sauerstoff im nach außen offenen System kommt es zu einer relevanten Geruchsbelästigung für die Mitarbeiter und Anrainer und es entsteht eine Reihe an für die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt potenziell schädlichen Emissionen.“

Weniger Schwermetalle

Untersuchungen von Kompost, der in Österreich nach der „Kompostverordnung“ hergestellt wurde, haben zudem gezeigt, dass die Konzentration von Schwermetallen darin höher ist als bei Gärresten aus der Biogasanlage. Letzteres wird als natürlicher Dünger auf Felder ausgebracht. Die Verunreinigung mit Schadstoffen vom Teller in den Tank bis in die Biogasanlage (geschlossenes System) ist um ein Vielfaches geringer als bei der Kompostierung von organischen Abfällen in einer Kompostieranlage (offenes System).

Potenziale bei nachhaltiger Bioenergie heben

Die meisten Biogasanlagen sind theoretisch in der Lage, ihre Gas-, Strom-, und Wärmeproduktion kurzfristig zu erhöhen – durchschnittlich um 20 Prozent. Dafür wären regulatorische Anpassungen bzw. Aussetzungen notwendig. Die ohnehin anfallenden Speise- und Küchenabfällen von Caterern, Kantinen, Hotel- und Restaurantküchen könnten hier energetisch bestmöglich zum Einsatz kommen.

> meiko

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