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Fachkräftemangel in Gastronomie und Hotellerie mit Zeitarbeit überwinden

Die monatelangen Schließungen der letzten Jahre mit ihren Gewinnrückgängen und -ausfällen sowie vermehrte Personalabwanderung haben die Gastronomen enorm gefordert. Hinzu kommt ein Mangel an Nachwuchstalenten, denn die Attraktivität des Gastgewerbes hat durch die Unsicherheiten der Corona-Zeit gelitten. Petra Kögler ist bei der ManpowerGroup für den Bereich Gastronomie und Hotellerie zuständig und betont die Wichtigkeit innovativer Wege, mit den Herausforderungen umzugehen, und welche Maßnahmen Unternehmen jetzt treffen können.
Brooke Cagle, Unsplash

Wie stark ist das Gastgewerbe vom Fachkräftemangel betroffen?

Seit wir unsere Befragung zum Thema Fachkräftemangel durchführen, waren die Zahlen noch nie so hoch. 77 % der Unternehmen weltweit haben Schwierigkeiten, Stellen zu besetzen. Deutschland liegt mit 86 % sogar über dem globalen Durchschnitt. Und im Bereich Konsumgüter & Dienstleistungen – zu dem auch das Gastgewerbe gehört – können 85 % der Arbeitgeber Stellen nicht besetzen, weil es an qualifizierten Fachkräften mangelt. In dieser Branche sind die gefragtesten Soft Skills Zuverlässigkeit & Selbstdisziplin, Resilienz & Anpassungsfähigkeit sowie Zusammenarbeit & Teamfähigkeit. Also genau die Fähigkeiten, die man in einem so energiegeladenen Arbeitsumfeld braucht, in dem es schnelllebig und dynamisch zugeht. Es ist für Gastronomie-Betriebe nicht leicht, Talente zu binden, denn die Wechselbereitschaft ist hoch. Gleichzeitig haben wir im ManpowerGroup Arbeitsmarktbarometer einen Netto-Beschäftigungsausblick von 16 % für das zweite Quartal 2023 festgestellt. Diesen Wert ermitteln wir, indem wir vom Anteil an Unternehmen, die Personal einstellen wollen, den Anteil an Unternehmen abziehen, die Personal abbauen wollen. Alles in allem wollen also mehr Hotellerie- und Gastrounternehmen Mitarbeitende einstellen, das hat sich seit dem Vorquartal nicht geändert.

Wie können Gastronomie- und Hotelbetriebe mit dieser Situation umgehen?

Mit den klassischen Maßnahmen der Personalsuche kommt man in einem so umkämpften Markt leider nicht weit. Jetzt ist es wichtiger denn je, innovativ zu sein und neue Wege zu finden, um qualifizierte Mitarbeitende zu finden. Es besteht eine hohe Nachfrage an Personaldienstleistungen, denn sowohl Mitarbeiterbindung als auch Recruiting bedürfen einer hohen Professionalität und einer strategischen Vorgehensweise. Das Thema Arbeitnehmerüberlassung rückt auch für das Gastgewerbe mehr in den Fokus.

Welche Vorteile hat Arbeitnehmerüberlassung für das Gastgewerbe?

Für Gastronomien und die Hotellerie hat Arbeitnehmerüberlassung viel Potenzial. Sie ermöglicht es Hotels und Restaurants, schnell auf saisonale oder unvorhergesehene Schwankungen im Personalbedarf zu reagieren. Zum Beispiel kann ein Hotel in der Hochsaison in kurzer Zeit zusätzliches Personal einstellen, um den Ansturm der Gäste zu bewältigen, und diese Arbeitskräfte bei Bedarf wieder reduzieren. Außerdem können Betriebe so von der Expertise und dem Netzwerk eines Personaldienstleisters profitieren und auf Experten zurückgreifen, die zu ihren Anforderungen passen, zum Beispiel Kellner*innen, Barpersonal, Köch*innen, Reinigungsexperten und Empfangsmitarbeitende. Kosten und Risiken werden reduziert, da der Personaldienstleister die Verantwortung für die Personalbeschaffung, -auswahl und -verwaltung übernimmt. Damit haben Hotels und Gaststätten wiederum freie Kapazitäten, um ihre Servicequalität zu steigern, ihre Kundenbindung und Reputation zu verbessern.
Für Kandidat*innen sind die geregelteren Arbeitszeiten und die Möglichkeit, Dienstpläne selbst mitzugestalten, attraktiv. Der Restaurant- und Hotelbetrieb ist fordernd und wechselnde Arbeitsabläufe und Dienstzeiten sind für Servicemitarbeitende an der Tagesordnung. Gerade in einem solchen Umfeld sind Selbstbestimmung und geregeltere Arbeitszeiten für Mitarbeitende elementar. Wir haben einen Arbeitsmarkt-Trendreport herausgebracht – „The New Human Age“ – und in dieser Studie festgestellt, dass vor allem drei Dinge jetzt für Betriebe sehr wichtig sind: Das Anbieten flexiblerer Arbeitszeitmodelle, das Ernstnehmen von sich verändernden Wertvorstellungen und berufliche Weiterbildungsangebote.

Inwiefern sollten Hotellerie und Gastronomie mehr Flexibilität zeigen?

Arbeitnehmende wünschen sich eine bessere Work-Life-Balance und dazu gehört, dass sie ihre Ziele auch außerhalb der Arbeit weiterverfolgen wollen. Im Gastgewerbe wird oft Arbeit rund um die Uhr erwartet und es ist nicht ungewöhnlich, von der Spätschicht in die Frühschicht zu wechseln und viele Überstunden zu leisten. Auch hier ist Arbeitnehmerüberlassung eine gute Stütze, denn sie bietet Fachkräften Planbarkeit und Unabhängigkeit, während Gastbetriebe gleichzeitig flexibel Dienste und Schichten besetzen können. Die Arbeitslast für Einzelne wird reduziert, die Bedarfe der Hotels und Gaststätten sind gedeckt.

Wie verändern sich die Wertvorstellungen von Arbeitnehmenden in der Gastronomie?

Nicht zuletzt durch den demografischen Wandel in der Arbeitswelt hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Bis 2025 wird die Generation Z etwa 27 % aller Arbeitskräfte ausmachen. Und dieser Generation liegen Dinge wie Diversität, Inklusion und Umweltthemen sehr am Herzen – die Wahl des Arbeitgebers kann sich unter anderem nach diesen Vorstellungen richten. ESG-Ziele voranzutreiben ist also nicht nur aus ethischen Gründen wichtig, sondern auch aus ökonomischen. Es ist eine gute Möglichkeit, für Arbeitnehmende attraktiv zu sein. Hotels, Restaurants und Gaststätten haben dazu viele Möglichkeiten: Angefangen bei Ökostrom in der Küche, der Nutzung von recycelten oder wiederverwendbaren Verpackungen, energieeffizienten Geräten und Maßnahmen zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung, über Spendenaktionen und Veranstaltungen für wohltätige Zwecke bis hin zur konsequenten Umsetzung von Anti-Diskriminierungs-Richtlinien und der Förderung einer vielfältigen Belegschaft.

Wie können Hotels und Restaurants all diese Maßnahmen und Veränderungen stemmen?

Durch einen starken Partner und innovative HR-Komplettlösungen. Man muss strategisch vorgehen und sicherstellen, dass alle Abteilungen gut zusammenarbeiten und jede dieser Maßnahmen mit einem guten Plan und konsequenter Durchführung umgesetzt wird. Wir haben gemerkt, dass professionelle Leistungen in der Personalvermittlung sowie in der Arbeitnehmerüberlassung zu positiven Ergebnissen führen. Für Unternehmen bedeutet es, dass sie von einem großen Netzwerk an Kandidat*innen profitieren und sich auch mit dem Thema Weiterbildung an jemanden wenden können. Für Arbeitnehmende erleichtert es das Auffinden sinnstiftender Beschäftigung, in der sie ihr volles Potential entfalten können.

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