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Für mehr Vielfalt bei der Finanzierung

Wenn es um die Beschaffung von Fremdkapital für Waren, neue Konzepte oder Wachstum geht, denken viele Hoteliers und Gastronomen nur an ihre Hausbank. Die hat jedoch nicht alle Finanzierungsprodukte im Portfolio. Welche Alternativen es neben dem klassischen Bankkredit gibt und wofür sie sich eignen.
mirsad sarajlic | iStockphoto.com
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Von der kompletten Großküche, über die Ausstattung aller Hotelzimmer mit Boxspringbetten oder neuen TV-Geräten, bis hin zu moderner IT-Ausstattung für das Backoffice oder dem Kauf einer neuen Küchenmaschine: Meist ist Fremdkapital notwendig, um geplante Investitionen zu realisieren. Doch viele Banken zögern, wenn Hoteliers und Gastronomen um Kredit bitten. Die Anforderungen sind hoch und in der Regel ist die Geldaufnahme mit langwierigen, bürokratischen Hürden verbunden. Auf dem Vormarsch sind alternative Finanzierungsformen. Bonität und Wirtschaftlichkeit prüfen zwar auch Finetrader, Leasinggesellschaften oder Betreiber von Online-Kreditmarktplätzen. Doch die Reaktionszeiten sind in der Regel deutlich schneller, der Prozess weniger bürokratisch, als bei konventionellen Bankinstituten.

Mit Leasing auf dem neuesten Stand der Technik bleiben

In Landwirtschaft, Industrie oder Handwerk hat sich Leasing längst etabliert. Doch das Leistungsspektrum der meisten Leasinggesellschaften ist viel größer: „Unsere Kunden kommen aus ganz unterschiedlichen Branchen, unter anderem auch aus der Hotellerie oder Gastronomie“, sagt Thomas Koch von der Nürnberger Leasing (NL). Sein Arbeitgeber finanziert mobile Wirtschafts- und Investitionsgüter. „Wir sind dabei nicht an Marken, Hersteller oder Banken gebunden“, betont der Vertriebsleiter. Von der Einrichtung professioneller Gastronomieküchen über die Finanzierung von Hotelmöbeln bis hin zum IT-Leasing sind unterschiedliche Projekte realisierbar – eine  positive Bonitätsprüfung vorausgesetzt. „Der Creditreform-Index spielt dabei eine entscheidende Rolle“, erläutert Koch. Der Wirtschaftsauskunftsdatei Creditreform stehen rund 12 Millionen Bilanzen zu über einer Million Unternehmen zur Verfügung, anhand derer sie einen sogenannten Bonitätsindex erstellen kann. Ein Index von 100 steht dabei für eine sehr gute Bonität, während 600 ungenügend bedeutet. Unternehmer, die sich für Leasing interessieren, sollten einen Bonitätsindex im 200er-Bereich vorweisen können – so die Vorgabe fast aller Finanzdienstleister.

Leasingverträge beginnen bei der NL ab etwa 5000 Euro. „Je kleiner die Summe, desto höher der Effektivzins, da Verwaltungskosten, die unabhängig von der Finanzierungssumme anfallen, mit einberechnet werden“, erklärt der Saarländer. Die Laufzeit richtet sich nach der steuerrechtlich festgelegten Nutzungsdauer, genannt AfA (Absetzung für Abnutzung). Liegt diese beispielsweise bei fünf Jahren, geht der Leasingvertrag maximal über vier Jahre. „Leasing schont die Liquidität. Die monatliche Rate ist steuerlich voll abzugsfähig und Hotels oder Gastrobetriebe können technisches Equipment regelmäßig gegen neuere Versionen austauschen“, fasst der Koch die Vorteile des Finanzierungsmodells zusammen. Bei kleinen Summen entscheide sich oft innerhalb von einer Stunde, ob die NL einen den Marktkonditionen entsprechenden Leasingvertrag anbieten kann. „Auch bei großen Projekten im sechs- oder siebenstelligen Euro-Bereich dauert unsere Antwort selten länger als 24 Stunden, wenn alle zur Bonitätsprüfung angeforderten Unterlagen vorliegen“, so der Finanzexperte.

Mit Finetrading Skonti ausnutzen und Zahlungsziele verlängern

Finetrading ist ursprünglich als alternative Finanzierungsmethode speziell für Unternehmen aus der Agrar- und Lebensmittelindustrie entwickelt worden. Inzwischen profitieren von diesem Instrument auch Händler anderer Branchen sowie Gastronomie- oder Hotelbetriebe, wenn etwa bestehende Kreditlinien die wachsenden Einkaufsvolumen nicht mehr decken. Sind Gastronomen vor einem Saisongeschäft noch nicht ausreichend liquide, um Lebensmittel und Getränke vorzufinanzieren, kann ein Finetrader helfen: Er bezahlt den Lieferanten unter Abzug von Skonto und verkauft die Ware anschließend an den Gastrobetrieb weiter – mit einem moderaten Zahlungsziel, meist bis zu 120 Tagen. So können Unternehmer Einkaufsvolumen ab 500 Euro vorfinanzieren. Dabei verhandeln sie mit dem Lieferanten – wie üblich – Preis- und Liefermodalitäten selbst. Erst danach übernimmt der Finetrader und wickelt den Kauf ab. Basis für die Finanzierung ist ein Handelsgeschäft. Inzwischen wickeln viele Finetrader Anfragen online ab. Der Gastrobetreiber oder Hotelier gibt auf einem Kontaktformular seine Steuernummer sowie die benötigte Summe an. Der Finetrader prüft die Bonität und entscheidet meist innerhalb von 48 Stunden, ob der Deal zustande kommt. Anbieter ist beispielsweise interFin, eine Online-Plattform der Deutschen Findetrading AG.

Auf Online-Kreditmarktplätzen Investoren und Markenbotschafter gewinnen

Online-Kreditmarktplätze ermöglichen kleinen und mittelständischen Betrieben, die ein etabliertes Geschäftsmodell nachweisen können, eine unbürokratische und schnelle Finanzierung. Die Geldgeber sind meist Privatanleger. Rückzahlungen erfolgen, wie bei der Bank, in konstanten Raten. Finanzierungen sind in der Regel ab 25.000 und bis zu 2,5 Millionen Euro möglich. Die Laufzeiten liegen zwischen zwölf und 60 Monaten.

Das Konzept der meisten Kreditmarktplätze erklärt Kapilendo-CEO Christopher Grätz: „Nach der Anfrage über ein Online-Formular folgt eine erste Bedarfsanalyse. In einem Telefonat fordern Finanzexperten bei Bedarf noch weitere Unterlagen an und fällen dann meist innerhalb von 48 Stunden eine Entscheidung, ob ein Finanzierungsprojekt aufgenommen wird.“ Je nach Anbieter werden die Projekte dann einem geschlossenen Anlegerkreis vorgestellt, oder – wie im Fall von Kapilendo – auf der Homepage und in sozialen Medien veröffentlicht. Wer über das Berliner Portal mehr als eine Viertel Million Euro finanziert, erhält zusätzlich einen zweiminütigen Unternehmensfilm, in dem er sich und seinen Finanzierungsbedarf vorstellen kann. Über Social-Media-Kampagnen erreichen Film und Firma dann nicht nur interessierte Anleger, sondern auch potentielle Kunden.

Silvio Beiler, L’Osteria Franchisenehmer in Berlin und Brandenburg, hat zum Beispiel über den Finanzdienstleister Kapilendo innerhalb von 14 Tagen 750.000 Euro von unterschiedlichen Investoren erhalten und mit dem Geld neue Standorte eröffnet. Weil den Anlegern daran gelegen ist, dass ein Projekt, in dem ihr Geld steckt, auch funktioniert, werden aus ihnen meist automatisch Markenbotschafter. „Die Kapilendo-Finanzierung und die damit verbundenen Social-Media-Kampagnen haben dafür gesorgt, dass Geldgeber die Marke in ihre Peergroups tragen und die Kette in der Region Berlin-Brandenburg bekannter wird“, so Beiler.

Für Anleger gilt: Je höher das Risiko, desto höher der Zins. Im schlimmsten Fall droht der Verlust des Geldes. Im L’Osteria Fall konnten sich die betreffenden Geldgeber besonders freuen: Auf der Kapilendo-Homepage ist zu lesen, dass Beiler drei seiner sechs Restaurants an die Muttergesellschaft zurück verkauft hat. Das bedeutet für Anleger des Nachrangprojektes die Rückzahlung ihrer kompletten Investition, einschließlich Zinsen und des maximalen Bonuszinses. Ein Investor, der 1000 Euro investiert hatte, erhielt so nach etwas mehr als zwei Jahren insgesamt 1530 Euro ausgezahlt.

Sofortige Liquidität mit Factoring

Wer als Gastronom oder Hotelier Leistungen gegen Rechnung erbringt, etwa als Mensa-Betreiber, Caterer oder Seminarveranstalter, gerät bei einem Zahlungsverzug seiner Kunden schnell in Schwierigkeiten. Hier kann die Finanzierung von Forderungen aus Lieferungen und Leistungen helfen, genannt Factoring. Der Unternehmer verkauft seine Rechnungen an ein Factoringunternehmen. Dieses überweist den entsprechenden Rechnungsbetrag abzüglich eines prozentualen Abzugs. Im Gegenzug erhält der Unternehmer sofortige Liquidität und muss sich nicht um das Forderungsmanagement kümmern. Rechnungen, die nicht fristgemäß gezahlt werden, mahnt das Factoringunternehmen an. Die Kosten von Factoring richten sich nach Volumen, Anzahl der Kunden, dem gewährtem Zahlungsziel sowie nach der Bonität eines Unternehmens. Neben einer Factoring-Gebühr verlangen einige Anbieter zusätzlich Zinsen für den Zeitraum zwischen Rechnungsstellung und Zahlungseingang. Auf der Homepage Factoring-Anbieter finden Unternehmer eine Übersicht sowie Konditionen.

Fördermittel für Gründer und kleine Betriebe

Existenzgründer haben besonders schlechte Karten bei Banken. Bei den meisten alternativen Finanzdienstleistern sieht es ähnlich aus: Wer Geld will, muss Mindestumsätze vorweisen und seit mindestens zwei Jahren am Markt bestehen. Doch auch für Hoteliers und Gastronomen in Gründung oder Inhabern von kleinen Betrieben gibt es Alternativen:

Mitunter können sowohl Gründer, als auch bestehende Betriebe spezielle Fördermittel ihres Bundeslandes beantragen. Je nach Land gibt es unterschiedliche Programme. Bayern beispielsweise fördert mit „Tourismusland Bayern – Qualität und Gastlichkeit“ ausschließlich kleine Gaststätten und Hotels. Betreiber können einen Zuschuss von maximal 20 Prozent der Kosten einer mindestens 30.000 Euro großen Investition beantragen. Voraussetzung ist, dass die Maßnahme das Haus attraktiver für Gäste macht. Einen kostenlosen Fördermittelcheck können Unternehmer aus dem Tourismus- und Hotelgewerbe online unter subventa.eu durchführen.

Die KfW Bank gewährt bundesweit Kredite für Existenzgründer. Voraussetzung ist ein solider Finanzplan und ein Unternehmenskonzept. Außerdem müssen zukünftige Hoteliers und Gastronomen nachweisen, dass sie über die entsprechenden fachlichen und persönlichen Qualifikationen verfügen. Gründer, die eine Summe von bis zu 100.000 Euro benötigen, können mit einem zinsgünstigen Darlehen gefördert werden. Wer eine 20-prozentige Eigenkapitalquote nachweisen kann, hat besonders gute Chancen, einen Kredit zu erhalten.

Schwierig wird es hingegen, wenn ein negativer Schufa-Eintrag vorliegt, beispielsweise wegen früherer Schulden. Wichtig zu wissen: Die KfW hat keine Filialen. Wer sich als Gastronom oder Hotelier selbstständig machen und dafür einen Förderkredit beantragen möchte, geht zu seiner Hausbank – die sich dann in seinem Namen mit der KfW in Verbindung setzt.

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