Redewendungen, auch Idiome genannt, machen die Sprache lebendiger. Sie sind oft über Jahrhunderte im Sprachgebrauch erhalten geblieben und können einen Sachverhalt kurz und knapp erklären. Viele Redewendungen sind kulturell oder historisch geprägt und können nicht wortwörtlich übersetzt werden. „Um den heißen Brei reden” setzt sich beispielsweise aus leicht verständlichen Wörtern zusammen. Nichtmuttersprachler:innen verstehen vielleicht die einzelnen Wörter, aber nicht, was diese in der Zusammensetzung bedeuten.
Noël Wolf, Babbel-Live-Sprachlehrerin, kennt die Tücken: „Idiome bedeuten einen besonders großen Lernaufwand, nicht nur das Vokabular an sich muss gelernt werden, sondern auch die spezifische Bedeutung und Verwendung. Ich erkläre solche Redewendungen dann im Kontext und gebe konkrete Beispiele für die korrekte Verwendung. Einigen Schüler:innen hilft es, die Idiome zu verbildlichen oder das Pendant in ihrer Muttersprache zu finden.“
Steinalt, aber nicht in Stein gemeißelt
„Einige Redewendungen sind im europäischen Raum ähnlich, manchmal sogar genau gleich, wenn sie beispielsweise aus dem Lateinischen oder Alt-Griechischen übernommen wurden, noch bevor sich die romanischen Sprachen unterschiedlich entwickelt haben“, erklärt Maren Pauli, Sprachexpertin bei Babbel. „Spannend sind Beispiele wie „Das kommt mir spanisch vor”, bei dem nahezu jede Landessprache eine andere Sprache nennt, um das Unverständliche zu bezeichnen.“
Auch Redensarten, die einen Zustand oder ein Ereignis anhand von Anspielungen auf Lebensmittel beschreiben, zeigen deutlich sprachabhängige Unterschiede. „Jetzt haben wir den Salat” heißt auf Italienisch „La frittata è fatta” (“Die Frittata ist fertig”). In den Niederlanden spricht man hingegen lieber von Birnen „Nu zitten wij met de gebakken peren” (Nun sitzen wir mit den gebratenen Birnen).
In der heutigen Zeit, in der ohnehin viele Begriffe aus dem Englischen kommen, werden mitunter aber auch ganze Redensarten samt Grammatik übernommen. Ein interessantes Beispiel ist: „Das macht Sinn”, korrekt wäre im Deutschen: „Es ergibt Sinn”, doch es wurde vom Englischen „It makes sense” adaptiert.
Babbel hat nützliche und kuriose Redewendungen zusammengetragen
Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen (Bedeutung: Zwei Dinge auf einmal erledigen)
Englisch: Kill two birds with one stone (Zwei Vögel mit einem Stein töten)
Französisch: D’une pierre deux coups (Zwei Schläge mit einem Stein)
Italienisch: Prendere due piccioni con una fava (Zwei Tauben mit einer Saubohne nehmen)
Spanisch: Matar dos pájaros de un tiro (Zwei Vögel auf einmal erschießen)
Das ist der Lauf der Welt (Bedeutung: So ist es nun mal)
Englisch: That’s the way the cookie crumbles (So krümelt der Keks)
Französisch: C’est la vie (So ist das Leben)
Italienisch: È così che gira il mondo (So dreht sich die Welt)
Nicht alles auf eine Karte setzen (Bedeutung: Nicht alles riskieren)
Englisch: Don’t put all eggs in one basket (Lege nicht alle Eier in einen Korb)
Italienisch: Non mettere tutte le uova in un paniere (Lege nicht alle Eier in einen Korb)
Jetzt haben wir den Salat (Bedeutung: Da haben wir uns was eingebrockt)
Englisch: Now we’re in a fine mess (Jetzt sind wir in einem feinen Durcheinander)
Französisch: Nous voilà dans de beaux draps (Nun sind wir in schönen Betttüchern)
Italienisch: La frittata è fatta (Die Frittata is fertig)
Spanisch: Éramos pocos y parió la abuela (Wir waren wenige und Oma gebar ein Kind (ironisch gemeint)
Schwedisch: Nu är det kokta fläsket stekt! (Nun ist das gekochte Schweinefleisch gebraten)
Ich verstehe nur Spanisch/ Bahnhof (Bedeutung: Etwas nicht verstehen)
Italienisch: Per me è arabo (Das ist Arabisch für mich)
Spanisch: Me suena a chino (Es klingt wie Chinesisch)
Schwedisch: Det är rena grekiskan (Das ist reines Griechisch) Dänisch: Det er det rene volapyk (Es ist reines Volapük – eine künstlich geschaffene Sprache)
Norwegisch: Jeg skjønner ikke bæret (Ich verstehe die Beere nicht)