Suche

Mit Mut zu Neuem statt mit Resignation durch die Krise

Eduard Stähle hat mit seinen 36 Jahren schon viel von der Welt gesehen. Mehrere Jahre lebte er in der Schweiz und den USA und hat dort in Sternerestaurants die Gäste kulinarisch verwöhnt. Doch das Heimweh war stärker und so kehrte er in seine oberfränkische Heimat zurück und schuf sich mit Stammrestaurant, Lieferservice, Kantinengeschäft und Kochboxenversand mehrere Standbeine. Gastgewerbe-Magazin im Gespräch mit dem Multitalent.
Eduard Stähle, Unsplash
Anzeige

Herr Stähle, die USA, Schweiz – Sie sind schon viel herumgekommen. Was hat Sie dazu bewogen, wieder zum Ursprung zurückzukehren?

Meine Familie. Irgendwann habe ich mich nach der Sinnhaftigkeit gefragt. Ich habe für mich erkannt, dass die Kraft und die Energie für alles aus einer starken Familie kommen.

Das Jahr war nicht gut zu den Gastgebern – Lockdown und anschließende Regeln und Beschränkungen sind sinnvoll, haben aber wirtschaftlich immense Schäden angerichtet. Wie haben Sie das Jahr 2020 bisher erlebt?

Wissen Sie, ich denke, wenn man ein Unternehmen aufbaut, geht man ständig durch Krisen. Es sind auch viele Tage dabei, die einfach keinen Spaß machen! Man muss da einfach durch. Das hat viel mit mentaler Stärke und Disziplin zu tun. Es ist immer Ansichtssache, wie man Herausforderungen angeht. 2020 ist ein sehr spannendes Jahr, weil man seine persönliche Komfortzone verlassen muss, wodurch sich riesige Möglichkeiten für die Gastronomie und andere Branchen ergeben.
Mein Sohn ist im April mitten im Lockdown zur Welt gekommen, es war magisch! Ich gab mir selbst ein Commitment: Wenn er mich in 20-30 Jahren fragt, was ich während dieser Zeit der großen Veränderungen unserer Gesellschaft gemacht habe, möchte ich ihm nicht antworten: Ich war dagesessen und habe auf bessere Zeiten gehofft. Wir haben Gas gegeben und tun dies nach wie vor!

Sie haben in Deutschland mit dem Restaurant gestartet, welche Idee kam als nächste?

Das Restaurant war und ist unser Flaggschiff für die Marke „Season Family“, da haben wir echt viel Herzblut reingesteckt. Die nächsten Schritte waren klassisch: Catering, Tages-Bistro und dann der große Stritt, eine eigene Manufaktur/Produktion aufzubauen.

Der Kochboxenversand ist besonders in Zeiten von Homeoffice und eingeschränkten Mittagspausen eine echte Alternative. Was macht Ihre Kochboxen besonders?

Wir unterscheiden hier zwei Arten. Zum einen die Kochboxen und zum anderen unsere Ready Meals.
Die Idee der Kochboxen entstand schon vor Jahren. Wir suchten eine Lösung, unsere Vorbereitung in der Gastronomie effizienter zu gestalten. Wir wollten die Gerichte zu 80 Prozent vorbereiten und die restlichen 20 Prozent vor dem Anrichten vollenden. Diese Erkenntnis haben wir dann in eine Kochbox gepackt und dem Endkunden zur Verfügung gestellt. Die „Ready-Meals“ sind eine Weiterentwicklung aus der Kochbox: Hochwertige Gerichte schon verzehrfertig für den Kunden. Das sind die Zielgruppen im Homeoffice, Büro oder in den Kantinen.

Noch nicht viele Gastronomen wagen sich an den eigenen Online-Shop, in Ihrem finden sich Dutzende regionaler Produkte. Wie wählen Sie die Produkte aus?

Das kann ich verstehen, es ist auch nicht so einfach wie viele denken: Man muss einen guten Onlineshop rund um die Uhr betreuen. Die meisten machen es nur nebenbei und denken, es läuft schon von alleine. Es ist ein eigenes Geschäft, das viel Aufmerksamkeit benötigt.
Wir dachten anfangs auch, dass wir erfolgreich werden, wenn wir 3 Hausdressings auf der Website verkaufen. Das ist aber nicht so! Das Thema ist sehr komplex und kann nicht einfach an eine Agentur ausgelagert werden, das wird zu teuer. Du musst dich selbst erstmal hinsetzten und viel lesen und lernen. Die Auswahl der Produkte ist einfach, es sind alles Partner, mit denen wir täglich miteinander zu tun haben. Warum nicht online verkaufen? Wir haben die Infrastruktur aufgebaut und können dadurch unser Angebot für den Kunden erweitern.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Die Gastronomie muss planbarer werden und vor allem der Personalblock muss effizienter werden. Wir werden, wenn alles klappt, vor Weihnachten noch ein Konzept eröffnen, dass wir über 6 Monate als „Popup-Store“ testen wollen. Mehr verrate ich noch nicht.

season-family.de

Weitere Artikel zum Thema

mikeinlondon | iStockphoto
Am Mittwoch, dem 6. Mai, treffen sich Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Bundesländer, um über den Umgang mit Lockerungen der Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz vor der Ausbreitung der Corona-Pandemie abzustimmen. Doch was planen die Bundesländer[...]
Vitaly Gariev, Pexels
Im Corona-Sommer 2020 sind in vielen Betrieben die Direktbuchungen durch die Decke gegangen. Zeitgleich sind die Marktanteile der OTAs in dieser Zeit gesunken, denn im Gegensatz zu Hoteliers konnten die Fremdportale weder beraten noch Fragen[...]
Jan Kallmorgen
Milliardenschwere Hilfsprogramme von Bund und Ländern sollen kleinen und mittelständischen Unternehmen bei der Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns helfen. Einen Überblick über die verfügbaren Hilfsprogramme bietet die MACHER HILFE (macherhilfe.de), hinter der ein 30-köpfiges[...]
Travelcircus
2023 wird garantiert ein großartiges Urlaubsjahr! Nachdem die Brückentage in den letzten Jahren doch eher etwas ungünstig lagen, wird es 2023 eindeutig besser. Statt acht fallen nur noch drei Feiertage auf ein Wochenende und somit[...]
Wajand
Die Fachbuchautoren Maria Th. Radinger und Prof. Stefan Nungesser haben in den vergangenen Monaten bereits darauf hingewiesen, dass bei vielen Beherbergungsbetrieben noch Aufholbedarf bei der systematischen Reinigung besteht. Inzwischen hat sich durch die Covid-19-Krise vieles[...]
Unser Newsletter

Bleiben Sie auf dem Laufenden mit regelmäßigen Informationen zum Thema Gastgewerbe. Ihre Einwilligung in den Empfang können Sie jederzeit widerrufen.