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„Blue Links“ bei Google: Testphase sorgt für Unruhe in der Hotelbranche

Man könnte es als Googles nostalgischen Rückblick auf die Ursprünge des Internets beschreiben: schlichte blaue Links, die auf Websites verweisen – ohne Schnickschnack, ohne Ablenkung. Doch dieser scheinbar harmlose Test eines klassischen Suchformats wirft in der Hotelbranche Wellen. Aber der Hotelverband Deutschland (IHA) schlägt Alarm: Die Rückkehr zu einem neutraleren Suchergebnis ist keineswegs so unschuldig, wie es auf den ersten Blick scheint. Sie birgt erhebliche Risiken für Sichtbarkeit, Wettbewerb und Benutzerfreundlichkeit.
ThisIsEngineering, Pexels; Google

Was bedeutet „Blue Links“?

Das „Blue Link“-Format beschreibt die klassische Darstellung von Suchergebnissen bei Google: Eine einfache Liste blauer Hyperlinks, begleitet von kurzen Textausschnitten. Während dies einst der Standard war, haben moderne Suchfunktionen wie Rich Snippets – mit Bewertungen, Preisen oder Verfügbarkeiten – die Art und Weise, wie Nutzer Informationen suchen und finden, grundlegend verändert. Diese Erweiterungen ermöglichen es Hotels, ihre Angebote direkt und prägnant darzustellen.

Die Kritik des Hotelverbands Deutschland (IHA)

Laut des IHA würde eine Rückkehr zu den „Blue Links“ erhebliche negative Auswirkungen haben:

  • Verminderte Sichtbarkeit: Ohne erweiterte Suchfunktionen hätten Hotels, insbesondere kleine und mittelständische Betriebe, Schwierigkeiten, sich von der Konkurrenz abzuheben. Die Möglichkeiten, potenzielle Gäste direkt anzusprechen, würden stark eingeschränkt.
  • Nutzerunfreundlichkeit: Verbraucher müssten zusätzliche Klicks und Suchen durchführen, um die gewünschten Informationen zu erhalten. Die Benutzerfreundlichkeit, ein entscheidender Faktor im digitalen Zeitalter, würde darunter leiden.
  • Beeinträchtigung des fairen Wettbewerbs: Die IHA befürchtet, dass kleinere Anbieter noch stärker auf Plattformen wie Booking.com oder trivago angewiesen wären, was deren Dominanz weiter verstärken könnte.

Warum geht Google diesen Schritt?

Die Entscheidung von Google steht offenbar im Zusammenhang mit dem Digital Markets Act (DMA), der in der EU im Mai 2023 in Kraft getreten ist. Der DMA zielt darauf ab, die Marktmacht großer Plattformen zu regulieren und sicherzustellen, dass Anbieter wie Google ihre Dienste nicht bevorzugen. Durch die Rückkehr zum neutraleren ‚Blue Link‘-Format könnte Google versuchen, den Vorwürfen der Bevorzugung eigener Angebote – wie Google Hotels oder Google Shopping – entgegenzuwirken. Doch diese Strategie hat ihren Preis: Sie könnte die Qualität und den Komfort der Suche für Nutzer mindern.

Lösungen und Wege nach vorne

Um die Interessen der Hotelbranche und der Verbraucher gleichermaßen zu wahren, könnten folgende Ansätze verfolgt werden:

  • Transparenz: Google sollte offenlegen, wie Suchergebnisse priorisiert und angezeigt werden, um Vertrauen in die Neutralität der Plattform zu schaffen.
  • Neutralitätsgebot: Eigene Dienste wie Google Hotels dürfen nicht bevorzugt dargestellt werden, um den Wettbewerb nicht zu verzerren. – Förderung kleiner Anbieter: Kleinere Hotels sollten verstärkt in den Fokus gerückt werden, um ihnen faire Chancen im digitalen Wettbewerb zu geben.
  • Wahlfreiheit für Nutzer: Verbraucher könnten entscheiden, ob sie ein klassisches ‚Blue Link‘-Format oder erweiterte Suchfunktionen bevorzugen.

Gefahr oder Chance?

Die Kritik des IHA unterstreicht die potenziellen Risiken einer Rückkehr zu den ‚Blue Links‘. Während Google versucht, regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden, könnten Hoteliers und Verbraucher gleichermaßen unter den Konsequenzen leiden. Die Digitalisierung bietet enorme Chancen, aber auch Herausforderungen – insbesondere für kleinere Anbieter, die ihre Sichtbarkeit und Unabhängigkeit wahren möchten.

Es liegt nun an Google, den Regulierern und der Branche, eine Lösung zu finden, die Innovation, Fairness und Nutzerinteressen gleichermaßen berücksichtigt. Denn nur so bleibt der digitale Raum ein Ort, der allen Akteuren gerecht wird.

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