Gastgewerbe-Magazin: Viele Unternehmer wollen investieren, finden aber keine Finanzierungsmöglichkeiten. Woran liegt das?
Carl Schulze-Berndt: Zum einen haben sich seit dem Beginn der Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahre 2009 die Voraussetzungen für eine Kreditgewährung aufgrund der sogenannten Basel-Kriterien insofern verändert, als in der Regel ohne Eigenkapital in entsprechendem Umfang kein Kredit gewährt wird. Außerdem gehört das Gastgewerbe aus Sicht der Banken heute mehr denn je zu den risikobehaftetsten Branchen.
Welche Auswege gibt es? Wie muss man sein Unternehmen aufstellen, um Mittel am Kapitalmarkt zu bekommen?
Die Banken setzen heute für die Gewährung von Krediten neben dem Vorhandensein von Sicherheiten 10 bis 20 Prozent Eigenkapital voraus. Insofern bleibt dem Betrieb, der einen Kredit benötigt und nicht über Eigenkapital in ausreichendem Umfang verfügt, nichts anderes übrig, als zunächst Eigenkapital aus betrieblichen Gewinnen aufzubauen. Im Einzelfall sollte das Unternehmen, ggf. mit Hilfe externer professioneller Fachberatung, wie sie die HOGA GmbH seit 50 Jahren anbietet, versuchen, die liquiden betrieblichen Überschüsse, den sogenannten Cash Flow, zu verbessern. Dazu gibt es durchaus unterschiedliche Stellschrauben, die es je nach Betriebsart, -größe und -struktur herauszufinden und dann auch in die betriebliche Praxis umzusetzen gilt.
Sind neue Finanzierungsmöglichkeiten wie Crowdfunding eine Alternative?
Crowdfunding als Finanzierungsart, im Gastgewerbe aufgrund oft höheren Investitionsbedarfs eher ergänzend zu anderen Finanzierungsmöglichkeiten, ist durchaus eine Alternative, wenn auch in unserer Beratungspraxis relativ selten anzutreffen.
In immer mehr Bereichen werden Leasing- oder Mietmodelle angeboten. Ist das eine Lösung? Was muss der Unternehmer beachten?
Solche Angebote stellen sich auf den ersten Blick einfach und unkompliziert dar. Aber: bevor Investitionen auf Leasing- oder Mietbasis getätigt werden, sollten die jeweiligen Angebote differenziert hinsichtlich der Konditionen, die sich dahinter im Einzelfall verbergen, überprüft und gegebenenfalls mit banküblichen Kreditkonditionen verglichen werden. Nicht selten zeigt sich bei Betriebsanalysen in unserer Beratungspraxis, dass Leasing- oder Mietfinanzierungen wie auch teilweise sogenannte Lieferantenfinanzierungsmodelle weit überteuert sind und sich über mittel- bis langfristige Zeiträume sehr negativ auf die betriebliche Ertragskraft auswirken können.
Was sollte bei einer Finanzierung auf jeden Fall beachtet werden?
Um für künftige Finanzierungen grundsätzlich gut gewappnet zu sein, zeigt sich in unserer Beratungspraxis immer häufiger, dass es für den gastgewerblichen Betrieb in der heutigen Zeit mehr denn je darauf ankommt, einen regelmäßigen und konstruktiven Dialog mit seiner Hausbank zu pflegen. So sollte der Betrieb seine Hausbank stets unaufgefordert mit aktuellen und gut aufbereiteten Betriebsdaten versorgen. Zum Beispiel sollten etwaige drohende Rentabilitäts- oder auch Liquiditätsschwierigkeiten gegenüber der Bank von unternehmerischer Seite früh genug angezeigt und persönlich besprochen werden, und nicht erst als sogenanntes Warnsignal von Seiten der Bank und damit negativ für das Rating des Betriebes angezeigt werden. Insofern sollte ein eher partnerschaftliches Verhältnis zwischen Betrieb und Bank aufgebaut werden.
Zusammengefasst nimmt heute aus Sicht der Bank vor allem auch die kaufmännische Qualifikation und Führung eines Betriebes einen sehr hohen Stellenwert ein. Etwaige diesbezügliche Defizite können in den meisten Fällen durch fachliche Fortbildung und professionelle Einzelberatung kompensiert werden. Vor allem professionell erstellte Businesspläne, die zeigen, dass sich eine geplante Investition und die damit verbundene Finanzierung auch rechnen werden, sind im Gastgewerbe für die Gewährung von Krediten einer gewissen Größenordnung eine Grundvoraussetzung. Und diese Businesspläne sollten nicht aus eigener Feder erstellt werden, sondern die Banken legen hier größten Wert auf Neutralität und fachliche Kompetenz durch Inanspruchnahme externer Fachberatung. Und diese Beratungen werden aus öffentlichen Mitteln gefördert. Für die HOGA-Beratungspraxis ist das nichts Neues: Wir begleiten gastgewerbliche Betriebe bei diesen Aufgaben seit Gründung unserer Gesellschaft im Jahre 1968, also seit 50 Jahren. Sofern das einzelne Unternehmen diese diversen Voraussetzungen geschaffen hat, wird es sich zeigen, dass sich das Thema Kapitalbeschaffung bei Weitem nicht mehr so schwierig wie in früheren Zeiten gestaltet.