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So reduzieren Hotels ihre CO2-Bilanz: Wie Gastgewerbe und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen

Massentourismus und wachsende Infrastruktur einerseits, Naturwunder und unberührte Landschaften andererseits – auf den ersten Blick scheinen das Gastgewerbe und nachhaltiges Reisen nicht unbedingt miteinander vereinbar. Doch gerade wegen des großen ökologischen Fußabdrucks, den der Tourismus hinterlässt, ist die Branche jetzt in der Pflicht zu handeln.
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Bereits im Jahr 2005 emittierte das Gastgewerbe mit 274 Millionen Tonnen CO2 rund ein Prozent der globalen Emissionen. Die UNWTO ging zu diesem Zeitpunkt schon davon aus, dass dieser Anteil mit steigender Nachfrage zunehmen wird. Heute steht das Gastgewerbe, wie auch der Tourismus insgesamt, mehr denn je in der Pflicht, klimaschädliche Aktivitäten zu reduzieren. Dazu haben sich zahlreiche Vertreter:innen des Tourismussektors mit der Unterzeichnung der „Glasgower Erklärung für Klimaschutzaktivitäten im Tourismus“ vor zwei Jahren bekannt. Um eine Halbierung der Emissionen bis 2030 und den Netto-Nullpunkt bis spätestens 2050 zu erreichen, müssen herkömmliche Geschäftspraktiken durch Nachhaltigkeitsmaßnahmen ersetzt werden. Zum einen aufgrund des regulatorischen Drucks, der sich zunehmend auch auf die Geschäftsergebnisse auswirkt. Zum anderen aufgrund der steigenden gesellschaftlichen Erwartungen an nachhaltige Reiseunterkünfte.

Individuelles Handeln führt zu kollektivem Handeln der Branche

Angesichts der finanziellen und personellen Herausforderungen mag die Forderung nach einer Umstellung auf nachhaltige Betriebsabläufe vor allem für viele kleinere Betreiber:innen als anmaßend erscheinen. Die Transformation zur Nachhaltigkeit ist für viele Hoteliers ein komplexer Weg in absolutes Neuland. Dennoch gibt es in Zeiten des Klimawandels keine Alternative zu diesem Wandel hin zu einem nachhaltigen Gastgewerbe. Um zu verhindern, dass das Wachstum der Branche in den kommenden Jahren die Emissionen weiter steigen lässt, muss das Gastgewerbe laut Sustainable Hospitality Alliance seine CO2-Emissionen pro Zimmer bis 2030 um 66 Prozent und bis 2050 um 90 Prozent reduzieren. Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müssten die Emissionen noch deutlich stärker gesenkt werden. Im stark fragmentierten und mittelständisch geprägten Gastgewerbe kommt es vor allem auf die Einzelmaßnahmen an, die zu einem kollektiven Handeln der Branche führen.

Von umweltbewusstem Handeln profitiert nicht nur der Planet, sondern auch einzelne Betriebe. Vor allem jüngere Gäste und Geschäftsreisende legen immer mehr Wert auf nachhaltig zertifizierte Unterkünfte und bewerten sie positiver als nicht zertifizierte. Der gesellschaftliche Stellenwert von Nachhaltigkeit macht nicht bei den Gästen halt: Immer mehr Arbeitnehmer:innen erwarten von ihrem Arbeitgeber eine möglichst gute CO2-Bilanz. Und nicht zuletzt senken nachhaltige Geschäftspraktiken wie ressourceneffizientere Gebäude und die Reduktion des Wasserverbrauchs die laufenden Betriebskosten und schützen die Betreiber:innen vor Sanktionen durch Regierungen und Kommunen, die vermehrt Anreize für nachhaltige Geschäftspraktiken setzen. Das macht deutlich: Wer diesen gesellschaftlichen und politischen Erwartungen nicht gerecht wird, droht ins Hintertreffen zu geraten. Doch welche konkreten Maßnahmen können Betreiber:innen ergreifen, um kurz-, mittel- und langfristig nachhaltiger zu handeln?

So können Betreiber:innen jetzt handeln

Die kurzfristig umsetzbaren Maßnahmen zielen vor allem auf einen effizienteren und bewussteren Umgang mit Ressourcen ab und mögen auf den ersten Blick trivial erscheinen. In ihrer Gesamtheit tragen sie jedoch zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele bei. Dazu zählt, dass Betreiber:innen ihren Gästen die Möglichkeit bieten sollten, die Häufigkeit des Wäschewechsels zu reduzieren. Gleichzeitig ist es wichtig, Anreize durch Belohnungen wie zusätzliche Treuepunkte oder kleine Werbegeschenke zu schaffen, um dies für die Gäste attraktiv zu machen. Hygieneartikel wie Seifen und Shampoos können durch natürliche, biologische Produkte in recyclebaren Verpackungen ersetzt werden. Gleiches gilt für die Verwendung umweltfreundlicher und chemiefreier Reinigungsmittel. Handtücher, Bettwäsche, Möbel, Einrichtungsgegenstände oder Elektrogeräte, die nicht mehr gebraucht werden, müssen nicht entsorgt, sondern können in der Regel gespendet werden.

Um Lebensmittelverschwendung einzudämmen, sollten Betreiber:innen ihre vorhandenen Vorräte regelmäßig überprüfen. Nicht verbrauchte oder übrig gebliebene Lebensmittel können an lokale Organisationen gespendet werden. Einzelverpackungen am Frühstücksbuffet sollten durch Glasbehälter ersetzt werden, um den Abfall zu minimieren. Lebensmittel aus lokaler Produktion reduzieren Emissionen, ebenso das Angebot von veganen und vegetarischen Menüs. Lebensmittelabfälle können durch Kompostierungslösungen nachhaltige Gartenpraktiken unterstützen, die den Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden reduzieren.

Nachhaltigkeitsmaßnahmen für die nahe und fernere Zukunft

Durch mittel- und langfristige Maßnahmen legen Betreiber:innen die Grundlage für eine zukunftsfähige Beherbergung. Mögliche mittelfristige Maßnahmen sind der Ersatz von Plastikkarten durch intelligente Schlösser, Zugangscodes oder schlüssellose Zugangssysteme. Anstatt in jedem Zimmer einen Kühlschrank und eine Kaffeemaschine zu platzieren, kann auf energieeffiziente Systeme in Gemeinschaftsräumen sowie auf eine intelligente Anordnung von Küchengeräten und Möbeln aus Recyclingmaterial gesetzt werden.

Laut einer Umfrage des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands DEHOGA Bayern und Guestline setzten bis vor Kurzem 62 Prozent der befragten Beherbergungsbetriebe noch immer auf rein serverbasierte Hotelmanagement-Lösungen. Mit der Verlagerung von Workloads in Cloud-basierte Systeme kann aufgrund der Nachhaltigkeitsmaßnahmen von Rechenzentren-Anbietern wie Microsoft Azure, der CO2-Ausstoß um bis zu 98 Prozent verringert werden. Der Umstieg in die Cloud bringt außerdem den Vorteil, dass Mitarbeiter:innen – beispielsweise aus dem Management oder der Reservierungsabteilung – auf die Systeme nicht nur vom Hotelrechner, sondern von überall aus zugreifen können. So können Betriebe auch Remote Arbeit und Homeoffice ermöglichen, was sich aufgrund des reduzierten Arbeitsweges auch positiv auf die CO2-Bilanz eines Betriebes auswirkt.

Der Papierverbrauch kann durch kontaktlose Check-in- und Check-out-Lösungen reduziert werden. Diese helfen nicht nur, Papier, Tinte und damit Druckkosten zu sparen, sondern verbessern auch das Gästeerlebnis. Elektrofahrzeuge für den Gästetransport und entsprechende Ladestationen für Elektro- und Hybridfahrzeuge unterstützen die fossilfreie Fortbewegung. Eine zeitgesteuerte Bewässerung der Gärten, trockenheitsresistente Pflanzen und Bodendecker reduzieren den Wasserbedarf und den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln.

Weitergehende Maßnahmen erfordern in der Regel höhere Investitionen in die Gebäudeinfrastruktur, steigern aber die Ressourceneffizienz erheblich und ermöglichen langfristige Energieeinsparungen von bis zu 35 Prozent. Dazu gehören Solaranlagen, Fenster mit Mehrfachverglasung, intelligente Gebäudemanagementsysteme für Strom, Beleuchtung und Belüftung, effiziente Klimaanlagen, Thermostate mit Anwesenheitssensoren, Beleuchtungsanlagen mit Raumsensoren, wassersparende Toiletten und eine verbesserte Gebäudeisolierung.

Ökologie und Ökonomie gemeinsam betrachten

Nachhaltigkeitsmaßnahmen erscheinen auf den ersten Blick komplex, aufwendig und teuer. Doch die Kosten für den Planeten und nicht zuletzt für jedes einzelne Hotel können weitaus höher sein, wenn die Branche jetzt nicht handelt. Nachhaltigkeitsmaßnahmen sind weder „nice to have“ noch ein Nebenprojekt. Ökologisches und ökonomisches Handeln dürfen nicht getrennt betrachtet werden, sondern müssen Hand in Hand gehen. Wenn dies geschieht, sichern sich Betreiber:innen die Gunst von Mitarbeiter:innen und Reisenden, vermeiden Sanktionen und tragen zum Schutz unseres Planeten bei.

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