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Energiesparen im Hotel – aber wie und wo konkret?

Kaum ein Thema bewegt und betrifft das gastgebende Gewerbe derzeit so stark wie die Energiekrise. Wir stecken mittendrin – und dennoch liegen die größten Herausforderungen noch vor uns, beginnend mit dem kommenden Winter. Die wichtigsten Fragen: Wo kann gespart werden? Wie geht cleveres Haushalten auf lange Sicht? Welche Einschränkungen können Gäste nachvollziehen?
Stephan Mühlmann vom klimapositiven Leitlhof in Innichen – das energieautarke Holzblockheizkraftwerk hat er vor 10 Jahren selbst konstruiert. Foto: Mike Rabensteiner
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25 Kilometer südlich von München setzt das als „Certified Green“ klassifizierte Hotel Vier Jahreszeiten Starnberg bereits länger auf Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien, während die Klimaanlage ressourcenschonend mit Grundwasser des hauseigenen Brunnens gekühlt wird. Die Sauna im Wellness- und Fitnessbereich läuft nur, wenn aktiv von Gästen für Zwei-Stunden-Slots gebucht. In Planung für Herbst 2022 ist zudem eine Photovoltaik-Anlage auf dem gesamten Hoteldach sowie dem Nebengebäude.

Als Paradebeispiel für ein zeitgemäßes Energiekonzept gilt der Leitlhof in Innichen/Südtirol, 2016 und 2021 mit dem World Travel Award in der Kategorie „Europes Leading Green Hotel“ ausgezeichnet. Seit 2012 zertifiziert klimapositiv, ist das Vier-Sterne-Superior-Haus eines von nur wenigen energieautarken Hotels weltweit und damit Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Mit gerade einmal 21 Jahren konstruierte Inhaber Stephan Mühlmann vor zehn Jahren das eigene Holzblockheizkraftwerk fürs Naturhotel, das seither mehr Ökostrom liefert als benötigt.

„Aktuell ermitteln wir unsere größten Energiefresser und überlegen, wo weitere Einsparungen möglich sind, ohne das Empfinden unserer Gäste zu beeinträchtigen“, sagt Geschäftsführer Marcel Gutheinz von Hotel Jungbrunn im Tannheimer Tal/Österreich. Der allein im Inneren 7.900 Quadratmeter große Jungbrunn-Spa stellt im Kontext steigender Kosten eine echte Herausforderung dar: „Sauna- und Wellnessbereiche brauchen ihre vorgegebene Betriebstemperatur, sonst wird es ungemütlich“, so der Hotelier. Zusatzheizkörper hingegen dürfen nur noch nach Absprache und gegen Aufpreis verwendet, auch die Minibars nur noch bei Bedarf eingeschaltet werden. Beim Thema Trinkwasserversorgung für Gäste spart Gutheinz seit einiger Zeit die gesamten Transport- und Lagerkosten: „Aus unserer hauseigenen Jungbrunn-Quelle können wir direkt in Karaffen abfüllen.“

Bis Ende 2022 sollen alle harry’s home hotels & apartments in Österreich das EU-Ecolabel sowie das österreichische Umweltzeichen tragen, bestätigt Gründer Harald Ultsch: „In jedem Standort arbeiten wir seit Beginn mit energiesparenden Maßnahmen, zum Beispiel Bewegungsmelder, Dämmerungsschalter für Außenbeleuchtung und -werbung sowie eine Fußbodenheizung in öffentlichen Bereichen. Konditionierte Zuluft sorgt dafür, dass wir weniger heizen und kühlen müssen. Auch Wasserdurchlaufbegrenzer sind Standard.“ Im 2022 eröffneten harry’s home Telfs erfolge die Kühlung darüber hinaus durch einen Tiefenbrunnen mit Grundwasserspeisung, im Standort Lienz (Eröffnung 2024) werde eigens eine Grundwasserwärmepumpe verbaut. Die harry’s home hotels in Bischofshofen und Linz haben Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach, in Dornbirn sowie Telfs gibt es Solarpaneele.

In den eigenen Retreat-Häusern des Reiseveranstalters Indigourlaub in Oberösterreich und im Chiemgau wird Gewaschenes zum Großteil sonnengetrocknet und so der Wäschetrockner umgangen. Das Chiemgauer Mountain Retreat Center hält Neu-Ankömmlinge darüber hinaus dazu an, anstatt eines Taxis den E-Kleinbus „Rosi mobil“ (auch per App bestellbar) als Transfer-Alternative vom und zum Bahnhof zu nutzen. Die Pools im dritten Indigourlaub-Standort Son Manera Retreat Finca auf Mallorca betreibt der österreichische Anbieter mit Elektrolyse-Anlagen und damit deutlich energieschonender als mit klassischen Systemen. Außenpools bleiben unbeheizt. Apropos Mallorca: Gäste des Hotel Cort am Rathausplatz von Palma erhalten mittlerweile „Pre-Check-in“-Mails, wie Direktor Sven Rasch erklärt: „Mit dem Wissen um etwaige Ankunftszeiten können wir besser haushalten und so etwa Heizung oder Lichter in den Zimmern nicht früher als nötig einschalten.“ Darüber hinaus wolle man den Stromanbieter auf den Prüfstand stellen.

Die Therme Meran in Südtirols gleichnamigem Kurort verzeichnete im ersten Halbjahr 2022 einen enormen Anstieg der Energiekosten, wie Direktorin Dr. Adelheid Stifter erzählt: „Dass unsere Mitarbeiter aktiv alle unnötigen Lichter und Klimaanlagen ausschalten, ist nur ein kleiner Teil des neuen Nachhaltigkeitskonzepts, mit dem wir dieser Entwicklung entgegensteuern wollen.“ Denn im März 2023 soll Südtirols Signature Spa in Zusammenarbeit mit „EarthCheck“ zur ersten nachhaltigen Therme Italiens werden. Sämtliche Neu-Investitionen werden dafür auf Effizienz und Umweltverträglichkeit geprüft. Zum Beispiel muss die Energieproduktion für den neuen Naturschwimmteich, dessen Einweihung für Sommer 2023 geplant ist, autark sein, etwa durch Photovoltaik. Alte Pumpen und andere energie-intensive Geräte werden nach und nach ausgetauscht.

Marketingdirektor Dr. Hans Kienzl vom der Qualitätsmarke „Roter Hahn“ des Südtiroler Bauernbunds erwartet keine schwerwiegenden Einschränkungen, was in der Natur der Sache liegt: „Das Thema betrifft unsere Bauernhöfe kaum, da fast alle Höfe ohnehin stromautark sind und die Energie über Holz oder Photovoltaik beziehen. Zudem gibt es keine zu beheizenden Schwimmbäder, die Saunen werden nur auf Reservierung eingeschaltet.“ Im Gegensatz zu Südtirol gilt die Schweiz nicht unbedingt als Sonnenstube Europas, das mediterrane Tessin hingegen umso mehr. Im südlichsten, italienischsprachigen Kanton steht seit 1982 nahe Lugano das erste, ans öffentliche Stromnetz angeschlossene Photovoltaik-System Europas. Nach 40 Jahren liefert die 10-kW-Anlage aus 300 Modulen auf fast 500 Quadratmetern Fläche noch immer Solarstrom.

Aus Bad Reichenhall im Südosten Bayerns berichtet Tine Geschke vom Tourismus- und Stadtmarketing: „Die RupertusTherme nutzt schon seit Jahren die Produktionsabwärme der Saline Bad Reichenhall. Auch die Stadtwerke gehen bereits seit Anfang 2022 innovative Wege mit einer Kraft-Wärmekopplungsanlage. Das neue, sogenannte iKWK-System ermöglicht eine ressourcenschonende und klimafreundliche Wärmeversorgung für Bad Reichenhall. Als Veranstalter des berühmten Christkindlmarkts steht derzeit die Weihnachtsbeleuchtung in der Alpen- und Kurstadt noch auf dem Prüfstand: Sie wird von 26. November bis einschließlich 26. Dezember 2022 jeweils nur von 16.30 Uhr bis 20 Uhr eingeschaltet.“ Rund 200 Kilometer weiter westlich bei Füssen im Allgäu gelten die Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau als Sehenswürdigkeiten von Weltrang – doch auch sie werden nachts künftig nicht mehr beleuchtet, ebenso wenig wie das Hohe Schloss, das Barockkloster St Mang im Ortszentrum und die Füssener Stadtmauer.

Bereits 1921 wurde mit dem ersten lokalen Wasserkraftwerk im österreichischen St. Anton am Arlberg grüner Strom erzeugt, seit 2006 ist das Tiroler Bergdorf mit seinen Stanzertaler Gemeinden in Sachen Energieversorgung komplett unabhängig – ein einzigartiges Projekt in der Welt der Skiorte. Tourismusdirektor Martin Ebster: „Durch den Kartellsee und die Kraftwerke ist unsere ganze Region in der Energieversorgung autark. Die Kristalle aus den Schneekanonen sind sauberer als Naturschnee, bestehen lediglich aus Wasser in Trinkqualität und Luft. Im Frühling unterstützt das Schmelzwasser in den Bächen wiederum die Energiegewinnung, ein durchgehend umweltfreundlicher Kreislauf. Nach dem Grundsatz ‚so viel wie nötig, so wenig wie möglich‘ erfassen unsere Pistenmaschinen durch ein integriertes GPS-System in Echtzeit die exakte Schneehöhe und helfen so bei einer noch effektiveren, naturschonenden Beschneiung, gespeist aus dem generierten Ökostrom.“ Dank dem neu gebauten Nahwärmenetz, an das bereits über 80 Betriebsgebäude angeschlossen sind, konnten seit Fertigstellung im November 2020 zudem bereits über 2,3 Millionen Liter Heizöl und somit 6.500 Tonnen CO2 eingespart werden. Darüber hinaus betreibt die Gemeinde ein Biomasseheizwerk mit Hackschnitzeln, das für bis zu 80 Wohneinheiten angelegt ist. Dem Werk ist eine Solaranlage zur Warmwasseraufbereitung angeschlossen.

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