Herr Schulze-Clewing, what’s hot, what’s not? Was geht zurzeit im Tagungsgeschäft, was nicht? Und vor allem: Wie viel geht?
Erfreulich ist zunächst einmal, dass das Tagungsgeschäft überhaupt langsam wieder anzieht. Nach Monaten der Durststrecke, ja der Nichtexistenz, ist das eine gute Nachricht. Etwas erstaunt hat mich der doch relativ geringe Anteil an Hybrid-Veranstaltung – auch wenn dieser mittlerweile merklich ansteigt. Hier bieten wir eine umfangreiche, technische Ausstattung und sind bestens vorbereitet, trotzdem bleibt die klassische Vollpräsenz-Veranstaltung die mit Abstand bevorzugte Wahl. Es fällt allerdings auf, dass nun weitaus weniger Teilnehmer als früher für die gleichen Fläche gemeldet werden. Sogar weniger, als es seitens der Gesetze vorgeschrieben ist. Viele Veranstaltungen haben jedoch weniger einen Business-Charakter, oft sind es beispielsweise Eigentümerversammlungen oder Generalversammlungen von Vereinen, wo der Platz in den eigenen Räumlichkeiten nicht ausreicht.
Co-Working-Spaces waren schon vor der Pandemie zunehmend beliebt. Nun recken viele die Köpfe wieder zaghaft aus den HotelOffices heraus – wie gestalten Sie das Arbeiten zusammen mit anderen möglichst sicher?
Ja, die Nachfrage nach HotelOffices geht spürbar zurück. Man merkt zunehmend, dass die Menschen sich nicht mehr einigeln, sondern wieder Kontakt zu anderem haben möchten – wenn auch vorsichtig. Das zeigt sich auch im Bereich „Co-Working-Space“: Man ist müde, beim Arbeiten alleine zu Hause zu sitzen. Menschen brauchen einfach Menschen, sie möchten networken, gemeinsam lernen und arbeiten. Auch in unseren Co-working-Bereichen setzen wir auf großzügige Raumaufteilung, Hygiene, Masken und appellieren nachdrücklich zur Vernunft und Eigenverantwortung. Ohne die geht es sowieso nicht.
Hand aufs Herz: Wie groß wäre der Impact auf die Branche bei einem weiteren Lockdown?
Groß. Sehr groß. Eigentlich katastrophal. Für die große Mehrheit würde dies das Ende bedeuten, denn auch Investoren würden sich dann mit Blick auf die noch weiter steigenden Kosten – ohne verbindliches Ende der Maßnahme – endgültig zurückziehen. Und ohne umfangreiche Hilfen – die, wenn wir ehrlich sind, dem Steuerzahler eigentlich nicht mehr zumutbar sind – schafft das kein Betrieb mehr. Da ginge es dann wirklich ans Eingemachte, viele Tausend Arbeitsplätze gingen verloren. Schon jetzt, so schätze ich, brauchen wir mindestens bis 2023, bis sich die Branche wieder halbwegs erholt haben wird.