Auf der politischen Agenda der Regierungskoalition steht prominent das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045. Unter dieser Prämisse wurden und werden weitreichende Vorgaben ausgearbeitet. Das Ziel: Flächendeckend private und gewerbliche Energieverbraucher dazu bringen, ihren Energiebedarf durch unterschiedliche Maßnahmen erheblich zu verringern.
Hotellerie und Gastronomie gehören zwar nicht zu den Sektoren, die im Endergebnis die meiste Energie in Deutschland verbrauchen (Sektor „Gewerbe, Handel und Dienstleistungen“ Stand 17.03.23 mit Anteilen von 16 Prozent).
Nichtsdestotrotz machen die Kosten für Heizung der Räume, Warmwasser, Stromverbrauch, Beleuchtung und Kühlung um die 90 Prozent der Energieaufwendungen im Hotel- und Gastronomiebereich aus.
Leider wird dieser Bereich und die harten Einschnitte der letzten Jahre immer noch unterschätzt. Viele Betreiber und Wirte kämpfen mit ihrer Existenz. Steigende Energiekosten und zusätzliche Regularien können leicht das ganze Geschäftsmodell zum Kippen bringen. Die Kosten einfach nur an die Gäste weiter zu reichen ist zwar eine logische Konsequenz, birgt aber viele Gefahren. Ein sehr bekannter Gastronom aus Hamburg hat dies während der Pandemie gut verdeutlicht und auch laufend weiter gut erläutert.
Hier besteht erhebliches Optimierungspotential, um Kosten zu senken, aber auch um den mittlerweile sensibilisierten Erwartungen der Gäste gerecht werden zu können. Diese achten immer mehr darauf, welchen CO2-Fußabdruck ihr Besuch hinterlässt und wie klimabewusst das jeweilige Gastgewerbe insgesamt aufgestellt ist. Entscheider in den jeweiligen Firmen kommen so nicht daran vorbei, sich mit den Einflussfaktoren der Klimabilanz eines Hotel- oder Gastro-Unternehmens zu beschäftigen. Wichtig ist aber, dass Verbesserungsmaßnahmen sich refinanzieren müssen und nicht mittelfristig zu höheren Betriebskosten führen. Des Weiteren müssen Kosteneinsparungen auch direkt den Betreibern oder Pächtern zugutekommen und dürfen nicht nur z.B. bei den Eigentümern hängen bleiben.
Zahlreiche Einflussfaktoren wirken auf die Klimabilanz eines Gastgewerbes ein
Um tatsächliche Klimaneutralität im Gastgewerbe zu erreichen, müssen alle relevanten Aspekte betrachtet werden. Deren Umfang geht weit über den direkten Energieverbrauch vor Ort hinaus. Auch zum Beispiel Anbau, Herkunft und Transport von Lebensmitteln, Anreise der Gäste und die Arbeitswege der Angestellten müssen berücksichtigt werden. Weiterhin kommt hinzu, wie nachhaltig die Ausstattung der Räumlichkeiten und Betriebsräume geplant, beschafft und gewartet wird.
Im Fokus klimabewusster Gäste stehen auch die Lieferketten, da sie sich mit diesem Punkt auch oft schon bezüglich ihrer privaten Konsumgewohnheiten beschäftigt haben. Um keine Einbußen in Bezug auf Vielfalt und Qualität des Angebots zu erleiden, ist einiges an Recherche und sorgfältige Abstimmung innerhalb der Branche erforderlich. Es gilt hier aber auch das Qualität und Regionalität an erster Stelle stehen. Ein hoch motiviertes Team mit offenen Gedanken für neue Ideen und Blick auf eine nachhaltige Zukunft ist der Schlüssel zum Erreichen der individuellen Klimaziele.
Neben diesen Bereichen stellt sich auch vielen Gastgebern die Frage, ob und wie sie bestimmte Zusatzangebote weiterhin realisieren können. Nicht wenige haben die Corona-Lockdownzeit genutzt, um ihr Objekt zu modernisieren. „Damals“ waren Gas und Strom noch günstig, Mitte/Ende 2022 verteuerte sich dann innerhalb kürzester Zeit die Kilowattstunde um das Zehnfache – oder mehr.
Die resultierenden Mehrkosten hätten selbst bei unrealistischer, saisonunabhängiger Vollbelegung aller Zimmer nicht ansatzweise bewältigt werden können. Dementsprechend unverzichtbar sind Investitionen hin zu einem auf Energieeffizienz ausgerichteten Umbau des Gebäudes bei gleichbleibender Refinanzierung durch die entstehenden Einsparungen.
Energetische Sanierung im Gastgewerbe – wie sichert man den Erfolg?
Wie erwähnt, beträgt der Anteil von Wärme, Strom, Licht und Kühlung mehr als 90 Prozent des Energiebedarfs im Bereich Hotellerie und Gastronomie. Daraus ergibt sich zwingend das größte Verbesserungspotential.
Dass Energieeffizienz auf lange Sicht essenziell für Umwelt, Ertrag und Attraktivität ist, gilt im Gastgewerbe seit geraumer Zeit als gesicherter Konsens. Nichtsdestotrotz hängt die Bereitschaft, konkrete Maßnahmen anzugehen und umzusetzen, ganz entscheidend davon ab, wie überzeugend der individuelle Return on Investment dargestellt werden kann.
Ein zielführender erster Schritt sollte die Benennung eines Verantwortlichen im Betrieb sein, der sich idealerweise mit der Materie auskennt. Ist das Know-how nicht vorhanden, besteht der primäre Nutzen in der Kontinuität, wenn alle Fäden dauerhaft in einer Hand zusammenlaufen. Sparringspartner des Verantwortlichen ist dann ein Spezialist eines Energy Advisors, der nach Analyse der Gegebenheiten vor Ort dem endgültigen Entscheidungsbefugten anschaulich und transparent darlegt, welche Maßnahmen sinnvoll wären und welche Kosten in welchen Zeiträumen eingespart können. Dieses muss nicht in einer einmaligen Aktion begrenzt sein, sondern kann sich auch über einen längeren Zeitraum strecken.
Diese Transparenz sollte dann auch langfristig in Form regelmäßiger Reports verfügbar sein. Dabei geht es in der Regel nicht um einen umfangreichen Mammut-Posten, sondern um zahlreiche kleine, aber hochwirksame Einzelmaßnahmen, die sich gegenseitig ergänzen und in der Summe ihre ganze Wirkung entfalten. Dazu gehört vor allem die Anpassung der Regelungstechnik, Hydraulik verbessernde Maßnahmen sowie die Installation von Messtechnik und im Anschluss idealerweise die Implementierung von Gebäudeleittechnik und ein digitales Energiemonitoring. Ziel ist aber immer eine logische und rationelle Anpassung. Der Komfort der Gäste sowie die finanzielle Tragfähigkeit durch Betreiber oder Besitzer darf nie gefährdet oder beeinträchtig werden.
Wenn im Bereich der Gebäudetechnik und Energieeffizienzmaßnahmen alle Zeiger auf grün stehen, kann der endgültige Energiebedarf errechnet, passende regenerative Energieträger identifiziert und in der Breite ausgebaut werden. Die besondere Herausforderung im Gastgewerbe besteht ohne Frage darin, die Maßnahmen möglichst ohne Störung der Gäste im laufenden Betrieb durchzuführen und notwendige Ausfallzeiten weitestgehend zu reduzieren.
Fazit und Ausblick
Aus der täglichen Praxis des Facility Managements lässt sich sagen, dass sich energetische Sanierungen immer auszahlen. Unabhängig von Branche und Unternehmensgröße. Die Schwierigkeit besteht vielmehr darin, den bestmöglichen Mix an Maßnahmen zu finden und die Komplexität für alle Beteiligten gering zu halten.
Ein weiterer Erfolgsfaktor ergibt sich aus der weitsichtigen Kombination aller verfügbaren Fördertöpfe. Hier gilt: Je mehr Förderungen und Flexibilität auf politischer Seite freigegeben werden, desto besser. Und: Insbesondere lange Wartezeiten wie während der Coronapandemie müssen vermieden werden.