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Chinesische Gäste gewinnen: Mit WeChat und Alipay

Wer die Fußball-EM 2024 verfolgt hat, sah in Stadien und Fanmeilen überall: Alipay. Das chinesische Bezahlsystem expandiert nach Europa, ebenso wie sein Pendant WeChat. Aber warum – und wie können die hiesige Gastronomie und Hotellerie davon profitieren?
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Wer oder was sind WeChat und Alipay? 

In Asien gehören sie zur Grundausstattung eines jeden Smartphones: Chatten, Einkaufen, Bezahlen, ein Restaurant bewerten, Reservierungen tätigen, Reisen planen oder durch fremde Städte navigieren – all das und vieles mehr ist zentral über diese Anwendungen möglich. Ursprünglich als Messenger und Zahlungsmethode gestartet, vereinen WeChat und Alipay heute ganz unterschiedliche Dienstleistungen in interaktiven Ökosystemen. Mit unglaublichem Erfolg. Statista prognostiziert, dass die beiden Super-Apps 2025 eine Nutzerbasis von fast 2,5 Milliarden Menschen erreichen werden. 

Was unterscheidet die beiden Apps? 

Alipay wurde 2004 zur einfachen Abwicklung von Online-Zahlungen gegründet, ermöglichte schnell auch das Bezahlen per Smartphone an der lokalen Ladenkasse und erweiterte dann sukzessive seine Services. WeChat hingegen wurde 2011 als soziales Netzwerk mit integrierter Bezahlfunktion WeChat Pay aufgesetzt. Das zeigt sich bis heute im Nutzerverhalten: Während Alipay bei größeren Transaktionen bevorzugt wird, weil es sich um eine professionellere Zahlungsplattform mit strengem Sicherheitssystem handelt, kommt WeChat Pay aufgrund seiner einfachen Benutzeroberfläche tendenziell eher bei kleineren, alltäglichen Zahlungen zum Einsatz.

Warum sind chinesische Bezahl- und Lifestyle-Plattformen in Europa aktiv? 

WeChat und Alipay arbeiten daran, neue Märkte zu erschließen und damit das Angebotsspektrum für ihre Nutzer zu erweitern. Denn viele Chinesinnen und Chinesen wollen auch im Ausland gewohnte Services wie Navigation und Reisedienste nutzen. Das erleichtert es ihnen, Sprachbarrieren zu überwinden und sich in fremden Kontexten zurechtzufinden. Das gilt insbesondere für das Bezahlen: Karten- oder gar Barzahlung ist in Asien eher selten. Die meisten Menschen begleichen ihre Rechnungen dort mit Alipay und WeChat Pay. 

Wie können deutsche Gastronomen und Hoteliers davon profitieren?

Beide Apps zeigen ihren Nutzern lokale Geschäfte in der Nähe, bei denen mit Alipay und WeChat Pay bezahlt werden kann. Gastronomen und Hoteliers mit entsprechender Akzeptanz können chinesische Reisende damit auf sich aufmerksam machen. Spannend sind zudem die Marketing-Optionen der Plattformen. Nutzer, die sich in der Nähe befinden, können über Push-Nachrichten direkt angesprochen werden. Angebote, Rabatte oder Gutscheine lassen sich so sehr zielgenau ausspielen. Ein weiterer Pluspunkt: Waren App-Nutzer einmal zu Gast, empfehlen sie Restaurants oder Hotels in ihrem Netzwerk weiter und hinterlassen oft eine Bewertung. So werden weitere Nutzer, die sich in der Nähe befinden, ins Lokal gezogen.

Bei der Akzeptanz von Alipay und WeChat Pay unterstützen Payment Service Provider. Anders als beim Bezahlen mit Debit- oder Kreditkarte kommen hierbei QR-Codes zum Einsatz: Der Kunde präsentiert einen QR-Code auf seinem Smartphone, den der Gastronom oder Hotelier dann abscannt. Zusätzlich zur Zahlungsakzeptanz bietet der genossenschaftliche Zahlungsspezialist VR Payment mit der „China Solution“ auch Unterstützung beim Profilaufbau und Marketing auf den Plattformen. 

Wie sieht das in der Praxis aus? 

Beispiel „Der Pschorr“ in München. Bei Deutschen ein sehr beliebtes Restaurant. Chinesische Gäste zog es bisher aber seltener in das Wirtshaus. Über die Beratung der Münchner Bank und mit Unterstützung von VR Payment können Gäste seit Anfang 2024 per WeChat Pay und Alipay bezahlen. Im gleichen Atemzug wurden virtuelle Schaufenster aufgebaut: eine maßgeschneiderte Alipay-Storefront und ein WeChat Official Account, inklusive ins Chinesische übersetzter Menükarte. Nutzer können nun bequem über App reservieren und bestellen. Mit Erfolg: „Dank der China Solution konnten wir unsere Reichweite und unseren Umsatz bei chinesischen Kunden steigern. Die Erweiterung unserer Online-Präsenz auf die chinesischen sozialen Medien und die gezielten Marketingmaßnahmen haben sich als äußerst hilfreich erwiesen“, resümiert Sebastian Pechak, Marketing & Vertrieb bei Hacker-Pschorr.

Der Münchner Club P1 wirbt mithilfe der Münchner Bank und VR Payment bereits seit 2022 um chinesische Gäste. „Ich wollte schon lange ausprobieren, wie man eine deutsche Clubmarke in den chinesischen Super-Apps positionieren kann“, erklärt Sebastian Goller, Geschäftsführer des P1. „Wir sind ein Club, in dem die ganze Welt feiert. Niemand soll sich bei uns ausgeschlossen fühlen. Und das erfordert, dass wir all unseren Gästen genau die digitalen Services bieten, die sie gewohnt sind.“ So werden chinesische Reisende in München automatisch per Push-Benachrichtigung auf WeChat und Alipay angesprochen und in den Club geleitet. Nutzer von WeChat und Alipay teilen und bewerten ihre Erfahrungen in Echtzeit, geben ihrem digitalen Umfeld Tipps und werden zu wichtigen Multiplikatoren. Jeder Clubbesuch eines Reisenden aus Asien potenziert sich so im digitalen Raum.

Sind chinesische Gäste als Zielgruppe interessant? 

Die einfache Antwort: Ja. Mit rund 197 Milliarden US-Dollar gaben Reisende aus China 2023 laut Statista mit Abstand das meiste Geld im internationalen Tourismus aus. In Deutschland sorgen die Einkäufe chinesischer Reisender für 25 Prozent des steuerfreien Einzelhandelsumsatzes – und führen die Liste damit an.

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