Fachkompetenz versus Führungskompetenz
Was macht eine gute Führungskraft aus? In einem Satz: Sie betrachtet Kolleg: innen als Lösung eines Problems und nicht als deren Ursache. Bei vielen Leitungspersonen ringen zwei Seelen in einer Brust. Einerseits möchten sie ihre vorhandene Fachkompetenz unter Beweis stellen und steigern; beim Entfalten fachlichen Könnens liegt der Fokus auf Eigenentwicklung. Andererseits macht es ihnen Freude, Menschen zu fördern und Entfaltung mitzuerleben – je mehr, desto ausgeprägter die Führungskompetenz. Wer nie delegiert, weil er es besser kann oder innere Konkurrenz fürchtet, klebt im Bereich der Fachkompetenz fest und schürt auf Dauer Groll im Team. Im Geist der Führungskompetenz agiert, wer anderen Aufgaben zutraut, sie wohlgesinnt begleitet und deren Wachstum genießt. Dies illustriert der Vergleich mit einem Kind, das Radfahren übt. Nichts lernt es, wenn Papa an seiner Statt in die Pedale tritt und vor ihm herradelt. Doch wie glücklich ist es, wenn es den Eltern zum ersten Mal ohne Stützräder davonfährt – vergessen die blauen Flecken und Stürze!
Verantwortungsbewusstsein
Das A und O in leitender Position: Verantwortungsbewusstsein. Boris Grundl definiert dies als Kern menschlicher Weiterentwicklung. Beweist ein Teammitglied immer wieder Verantwortung, schlummert mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Leader in ihm oder ihr. Aus Verantwortungsbewusstsein leitet sich hohe Ergebnisorientierung ab. Positive Kräfte setzt nur der intrinsische Wunsch frei, Anerkennung für Ergebnisse zu erringen. Ergebnisorientierte pfeifen auf Status und Rampenlicht, sondern richten sich in ihrem Tun nach dem Besten für die Organisation.
Courage, Offenheit und Selbstsicherheit
Ein Kollege oder eine Kollegin zeichnet sich durch Offenheit und Kommunikationsvermögen aus? Ein gutes Signal. Denn nur wer Themen klar, furchtlos und freundlich anspricht, ändert etwas. Während Harmoniesucht Produktivität hemmt, verleiht zielorientierter Diskurs die Chance auf Verbesserung. Dialogfähigkeit geht oft mit Selbstsicherheit einher – ein Muss für Leitungspersönlichkeiten. Im Job puscht Wirkung Wertschätzung. Angestellte erfahren auf der Arbeit keine Liebe per se, sondern erzielen Anerkennung rein durch Ergebnisse. In leitender Position fühlen sich daher nur Menschen wohl, die, von Zuwendung getragen, private Person und berufliche Position trennen.
Lust auf Verantwortung schüren
Führungsbegabte begreifen unerwartete Herausforderungen als Chance: Wer Talenten den Weg bahnen möchte, wirft sie beherzt ins kalte Wasser. Geschäftsführende oder Firmeninhabende, die eine bestimmte Person fördern wollen, schüren Lust auf Verantwortung, indem sie Verantwortung positiv belegen. Vertrauensvoll geben sie Aufgaben ab und regelmäßig Rückmeldung. Im Dialog stellen sie entwickelnde Fragen und hören unbefangen zu. Mit Transparenz, Verantwortungsfreude und empfangender Fehlerkultur leben sie vor, wo sie ihre Auserkorenen später sehen.