Nach wochenlangem Stillstand läuft der Betrieb zwar vielerorts langsam wieder an. Nicht jeder Gastronom hat aber seine Verluste mit einem Lieferdienst auffangen können. Viele leiden auch unter dem Home-Office-Boom, weil Mittagseinnahmen weggebrochen sind. Weil auf Geschäftsreisen weitgehend verzichtet wird, sind Hotels längst nicht ausgebucht. Die Hoffnung liegt im anstehenden Sommergeschäft. Die finanzielle Schieflage droht für viele dauerhaft zu werden.
Die Bundesregierung mobilisiert nun insgesamt 130 Milliarden Euro und die Senkung der Mehrwertsteuer soll den Wiedereinstieg erleichtern. Das kann bei vielen Betrieben aber die fehlenden Einnahmen der vergangenen und kommenden Monate nicht ausgleichen. Denn den finanziellen Sofortmaßnahmen und dem Konjunkturpaket stehen aufwändige Hygienemaßnahmen entgegen. Kontaktverbote und Abstandsregeln erschweren das Geschäft. Viele Gastronomen und Hoteliers müssen jetzt an ihre Reserven und kündigen deswegen aktuell ihre private Lebensversicherung.
Aber Vorsicht: Wer die Lebensversicherung einfach beim Versicherer kündigt, verliert die Altersvorsorge, den Hinterbliebenenschutz und verzichtet auch noch auf wichtigen finanziellen Mehrwert. Deutsche Verbraucher verschenken jedes Jahr insgesamt rund 80 Millionen Euro, weil sie kündigen statt die Police am Zweitmarkt zu verkaufen. Dort gibt es außerdem weitere Methoden, mit der Lebensversicherung schnell und sicher an Geld zu kommen.
Je nach Stufe des Liquiditätsbedarfs stehen Unternehmen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.
Stufe 1: Ausgabenseite reduzieren – Beiträge für Lebensversicherung pausieren
Manches Unternehmen konnte während des Lockdowns den Betrieb aufrechterhalten und hatte mit Liefer- & Abholservice auf diese Weise mit geringeren Umsätzen zu kämpfen. Die Einnahmen sind aber nicht zu 100 Prozent weggebrochen. Mittlerweile läuft das Geschäft wieder, wenn auch nicht ganz auf Normalniveau.
Deshalb bietet sich hier womöglich eine kurzfristige Reduzierung der Ausgabenseite an. Neben der Stundung von Krediten – Banken zeigen sich aktuell kulant – lohnt sich ein Blick auf die Lebensversicherung. Eine wertvolle private Altersvorsorge ist nämlich mit nicht unerheblichen monatlichen Beitragszahlungen verbunden. Diese können aber pausiert werden.
Kurze finanzielle Engpässe können Gastronomen und Hoteliers mit Dispokredit und einer Beitragspause in der Lebensversicherung überstehen.
Wichtig: Wer die Beitragszahlungen in der Lebensversicherung aussetzen will, sollte die vertraglichen Details für einen Wiedereinstieg kennen. Denn in der Regel ist das abhängig von der Kulanz des Unternehmens. Bei älteren Verträgen, die vor 2005 abgeschlossen wurden, darf die Beitragspause nicht länger als zwei Jahre sein. Nur so bleiben auch die Erträge auf weitere Einzahlungen steuerfrei.
Tipp: Checken Sie eine mögliche Beitragspause in den Vertragsunterlagen oder mit Ihrem Versicherer/ Vermittler.
Liquidität über Dispokredit und Kosteneinsparung steht Ihnen sofort zur Verfügung.
Stufe 2: Policendarlehen als unkomplizierte Geldquelle mit Erhalt der Altersvorsorge
Die Zinsen für einen Dispo sind auf Dauer einfach zu hoch, weswegen sich dieser nur als kurzfristiges Instrument eignet.
Eine interessante Methode ist es, die Lebensversicherung zu beleihen. Das Policendarlehen ist ohne Schufa-Eintrag möglich. Besonders günstige Konditionen bieten hier Zweitmarkt-Unternehmen.
Gerade Selbstständige schätzen den schnellen und unkomplizierten Zugriff eines Policendarlehens, der entscheidende Vorteil gegenüber Ratenkrediten. Zudem bleibt der Versicherungsschutz für Todesfall und Berufsunfähigkeit erhalten.
Die Zinszahlung erfolgt monatlich, nur die Tilgung ist endfällig. Sobald sich die finanzielle Lage wieder stabilisiert, kann die Summe in Teilbeträgen oder auch im Ganzen zurückgezahlt werden. Alternativ können Sie sich die Summe bei Vertragsende mit der Ablaufleistung verrechnen lassen. Die Auszahlung erfolgt innerhalb 2-3 Wochen.
Auch Versicherer bieten diesen Service an, aber jüngste Vergleiche zeigen, leider nur für eigene Verträge und zu meist nicht konkurrenzfähigen Konditionen.
Stufe 3: Lebensversicherung verkaufen mit bestmöglichen Mehrwert
Für viele Gastronomen und Hoteliers stellt sich diese Wahl aktuell aber leider nicht – sie benötigen langfristig Geld und müssen ihre Reserven komplett auflösen. In dem Fall sollte das immerhin zu den bestmöglichen Konditionen erfolgen. Es geht hier schließlich um jeden Euro und wertvollen Hinterbliebenenschutz.
Wer seine Police einfach kündigt, hat schon verloren. Die Lebensversicherung zu verkaufen ist immer die bessere Alternative. Dabei profitiert der Verkäufer nämlich von einer 3 bis 6 Prozent höheren Auszahlung gegenüber dem Rückkaufswert beim Versicherer, in Einzelfällen sogar bis zu 15 Prozent. Bei einem Rückkaufswert von 50.000 Euro kann das leicht 3.000 Euro ausmachen. Der Aufwand unterscheidet sich dabei nicht von der Kündigung.
Auch Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur von Finanztip, empfiehlt den Verkauf der Lebensversicherung in seinem aktuellen Corona-Podcast (Folge 29) und erklärt im Ratgeber die verschiedenen Varianten.
Neben dem finanziellen Vorteil ist der Hinterbliebenenschutz das entscheidende Argument für den Verkauf der Lebensversicherung. Denn bei einer Kapitallebensversicherung bleibt dieser teilweise erhalten.
Die Lebensversicherung zu verkaufen ist Vertrauenssache: Deshalb sollte der Verkauf der Lebensversicherung nur an ein Unternehmen erfolgen, das sich an die strengen Standards des Bundesverbands Vermögensanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherungen (BVZL) hält. Mitgliedsunternehmen bezahlen beispielsweise den vereinbarten Kaufpreis immer sofort und ohne Abzug.