In den vergangenen Jahren war ein Schreckgespenst aus der deutschen Unternehmenslandschaft so gut wie verschwunden: Aufgrund der sehr positiven Konjunktur sind die Insolvenzzahlen mehr und mehr zurückgegangen, sodass für viele Unternehmer überhaupt kein Anlass zur Sorge bestand. Das gilt für Hotellerie und Gastronomie genauso wie für andere Branchen. „Doch diese Zeit der Glückseligkeit scheint vorbei zu sein. Denn die Anzeichen verdichten sind, dass die Insolvenzen in Deutschland wieder anziehen werden. Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform rechnet für das kommende Jahr erstmals seit Jahren mit einem leichten Anstieg. Der Kreditversicherer Euler Hermes geht davon aus, dass die Zahl der Unternehmensinsolvenzen 2019 nicht weiter sinkt. Experten gehen von 20.000 Unternehmensinsolvenzen in diesem Jahr aus“, sagt Wirtschaftsprüfer Christian Schenk, Partner der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BBWP in Düsseldorf und Experte für Insolvenzen, Restrukturierung und Sanierung.
Das könne seiner Ansicht nach dazu führen, dass der Bedarf für Hoteliers und Gastronomen steigen könne, sich vor einer drohenden Krise zu wappnen und frühzeitig die richtigen Schritte zu ergreifen, um auch in Zukunft stabil zu wirtschaften. „Präventives Risikomanagement“ nennt der BBWP-Partner dieses Konzept. Was dahinter steckt? Ganz einfach: „Auch bei eigentlich erfolgreichen Unternehmen können sich Schwachstellen verbergen, die sich in Zukunft zu einem Problem entwickeln können. Noch sind diese vielleicht unentdeckt beziehungsweise haben sich betriebswirtschaftlich noch nicht bemerkbar gemacht – aber es muss nur einen konjunkturellen Dämpfer geben, und schon können diese Schwachstellen zu einem Insolvenzszenario führen. Das gilt es natürlich zu verhindern.“
Christian Schenk weiß aus der Praxis, dass es sich dabei sowohl um leistungs- als auch finanzwirtschaftliche Schwachstellen handeln kann. Vielleicht ist ein Geschäftsmodell nicht mehr zukunftsfähig, oder aber es müssen größere Investitionen getätigt werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben? Oder möglicherweise sind aufgrund steigender Kosten die Gewinne mehr und mehr zurückgegangen, sodass eine kleine Delle im Umsatz schon zu einem herben Verlust und Liquiditätsengpässen führen kann? „Wir analysieren vorausschauend alle diese Risikoparameter und finden gemeinsam mit dem Unternehmer eine Lösung dafür. Die Aufgabe des Beraters ist es, das gesamte Unternehmen zu analysieren, um Stärken herauszuarbeiten und Schwächen zu beseitigen“, sagt der Wirtschaftsprüfer.
Das Konzept des präventiven Risikomanagements eigne sich laut Christian Schenk sowohl für Betriebe, die sich schlicht absichern wollen, als auch für solche, die bereits gewisse negative Veränderungen spüren – beispielsweise die nach und nach schrumpfenden Gewinne. Es sei nie zu früh, bestimmte Schritte zu ergreifen. „Wer sehr früh gewisse Stellschrauben bewegt, kann Schlimmes verhindern. Wo anfangs eine kleine Strategieumstellung und behutsame betriebswirtschaftliche Maßnahmen ausreichen, könnte ein Jahr später schon der Verkauf eines wesentlichen Unternehmensteils, eine Massenentlassung oder sogar die Insolvenzreife drohen. Es gilt das Prinzip, mit den richtigen Maßnahmen zur richtigen Zeit künftige Risiken zu minimieren.“
Das wichtigste laut dem Berater ist, dass Unternehmer keine Scheu haben, sich mit solchen Fragen auseinanderzusetzen. Es sei nicht ehrenrührig, einen Berater für Restrukturierungen ins Haus zu holen. „Es geht letztlich um nicht weniger als den Fortbestand eines Hotels oder eines Restaurants. Da darf es keine falsche Scheu geben.“