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Die Renaissance der Heimat

Es ist eine Art Rückbesinnung, eine Rückkehr zu den Wurzeln – oder vielleicht nur eine Gegenbewegung zur allgegenwärtigen Globalisierung: Das Thema Heimat wird bei vielen und allerorten ganz groß geschrieben, wieder ganz groß geschrieben. Das hat auch Auswirkungen auf das Gastgewerbe.
Das neue HeimatgefühlAndreas TürkAndreas Türk
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Jahrelang war der Begriff verpöhnt: Heimat. Das klang kleinräumig und gestrig, altbacken und angestaubt. Doch auf einmal ist sie wieder da, die Liebe zur Heimat. Die Menschen entdecken, dass das, was um sie herum ist, gar nicht so schlecht ist. Zeitschriften wie Landlust boomen mit Millionenauflagen, Trachten – nicht nur in Bayern – sind plötzlich wieder en vogue und finden reißenden Absatz. Nicht erst, seit die Bundesregierung dem Innenministerium die Zusatzbezeichnung „Heimatministerium“ gegeben hat, wird deutlich, dass der Begriff Heimat nicht negativ belegt ist, sondern absolut im Trend liegt. In Bayern sucht das – schon seit einigen Jahren existierende – Heimatministerium nach den 100 besten Heimatwirtschaften. Man kommt an diesem Begriff kaum noch vorbei.

Zukunftsforscher wie Michael Horx stehen in der neuen Liebe zur Heimat eine Gegenbewegung zu Globalisierung und einer Welt, die von immer schneller und immer weiter“ geprägt ist. „Wir kommen in eine Zeit, in der die Gegentrends stärker werden als die Trends“, sagt Horx in einem Interview mit der Huffingtonpost. Mit der Rückkehr zur Heimat stemmt sich die Gesellschaft gegen die Globalisierung. Mit einem neuen Gemeinschaftsgefühl gegen den Trend zur Individualisierung.

Das hat auch Auswirkungen auf das Gastgewerbe, speziell auf die Gastronomie. Zwar sterben noch aller Orten die Kneipen und Dorfwirtschaften, weil Menschen aus dem Land in die Stadt ziehen, sich das gesellschaftliche Leben verändert oder schlicht die Nachfolger für die alt eingesessenen Betriebe fehlen. Doch entsteht gleichzeitig Neues und Kreatives, das den Trend aufgreift. So schreiben die Initiatoren des Gastro-Gründerpreises in ihrer Trendstudie Gastronomie 2017: „Immer mehr Gründer finden die verschmähten Oldies wieder attraktiv, so dass die Kneipe langsam, aber sicher ihr verdientes Revival feiert.“

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Allerdings: Es geht nur mit Modernisierung, mit kreativen Neuinterpretationen und neuen, modernen Konzepten. „Es geht um Spaß, das Besondere und Ursprünglich“, so die Trendstudie, die von einer „Renaissance der Kneipe“ spricht – einer Kneipe als „neue Anlaufstelle der Generation Y“.

Allerdings: Etablierte Betriebe müssen sich auf das neue Heimatgefühl einstellen und sich so verändern, dass sich eine neue, jüngere Zielgruppe ebenso angesprochen fühlt – in der Gastronomie eine „Heimat“ findet, wenn man es so formulieren möchte. Dazu gehört es, neue Trend-Ideen aufzugreifen und anzubieten. Einer, der das beispielsweise gemacht hat, ist Sternekoch Alexander Herrmann. In seinem neuen Lokal „Fränk’ness“ in der Nürnberger Altstadt trifft „Omas Küche kreative Streetfood-Art“, wie es schon an der Fassade heißt. Was Herrmann gemacht hat: Die alt-bewährte Küche in die moderne Zeit übertragen: Fränkischer Schinken auf einem fränkischen Brot-Teig wird zur trendigen Pizza, geschmortes Fleisch und Gemüse landet im traditionellen Laugen-Brötchen und werden zum heimatorientierten Burger. Das alles serviert Herrmann in modernem Ambiente, in dem sich Jung und Alt wiederfinden können. Sogar einen Stammtisch gibt es.

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„Mit uns erleben Sie die Wiedergeburt traditioneller deutscher Gastkultur.“ Das verspricht Kerstin Rapp-Schwan in ihren vier Schwan-Restaurants in Düsseldorf und Neuss. Das Ambiente erinnert an ein gemütliches Wohnzimmer, auf der Karte findet man hier Oma Käthe, nach deren Rezepturen gekocht wird. Das bedeutet, dass im Schwan ein Hackbraten ebenso auf der Karte ist wie ein klassisches Schnitzel. Aber natürlich greift Kerstin Rapp-Schwan neue Trends auf, hat auch Burger auf der Karte. „Wir stellen uns aber immer die Frage, wie Oma Käthe es gemacht hätte“, berichtet sie.

Das neue Heimat-Gefühl kann sich aber auch in einer modernen Version der Kneipe äußern, wie „Zum starken August“ in Berlin. Hier wird schlüpfiges Entertainment mit Craft-Bier gepaart, und macht den Besuch zu einem echten Erlebnis. Die Kneipe als Zirkusbühne, als Ort des gemeinschaftlichen Erlebnisses. Neue Barkultur vereinigt sich hier mit Kneipencharme. Das Personal ist sehens- und erlebenswert, die Cocktails sind moderne Bier-Kreationen. Das schafft die Verbindung zur Tradition.

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„Das Wirtshaus hat eine Zukunft“, sagt denn auch Trendforscherin Karin Tischer. Probleme bekomme das „Altbackene“. Deshalb bietet der Trend zur Heimat eine echte Chance für die etablierte Gastronomie. Sie muss nur bereits sein, sich neu zu erfinden und mit neuen Konzepten und Ideen neue Zielgruppen zu erschließen.

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