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Unternehmens-Nachfolge wird nicht auf dem Silbertablett serviert

Viele Eigentümer tun sich schwer, ihre Nachfolgeplanung aktiv anzugehen. Mit verheerenden Folgen, denn die Schließungen aufgrund fehlender Nachfolger steigen – besonders im Gastgewerbe. Tobias Zimmer, Gründer der Franchisekette Coffee-Bike, kennt das Gastgewerbe in- und auswendig und erwirbt und berät mit seinem Beteiligungsunternehmen TRADINEO heute selbst Unternehmen, die einen Nachfolger suchen. Er erklärt die aktuelle Notlage und verrät vier Faustregeln für eine erfolgreiche Nachfolge.
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Wie ist die Nachfolge-Lage im Gastgewerbe?

Die Zahl der nachfolgesuchenden Unternehmen in Deutschland ist gewaltig: Mehr als eine halbe Million mittelständische Unternehmen suchen bis Ende 2026 eine Nachfolge (Quelle: KfW Nachfolge-Monitoring 2022). Das Gastgewerbe hat dabei – nach Industrie und Handel – den dritthöchsten Nachfolgebedarf: Die DIHK schätzt in ihrem Report Unternehmensnachfolge 2023, dass rund 15 Prozent aller nachfolgesuchenden Unternehmen zu Gastrogewerbe, Hotellerie und Tourismussektor gehören. Das entspricht rund 86.000 Betrieben. 

Das Problem: Im Jahr 2023 gibt es im Bereich Gastronomie und Hotellerie rund 6,5 Mal mehr Unternehmen als Nachfolger (vgl. DIHK-Report Unternehmensnachfolge 2023). Heißt: Bis 2026 werden 5 von 6 Gastgewerbe aufgrund fehlender Nachfolge schließen müssen. 

Damit ist die Wahrscheinlichkeit der Geschäftsaufgabe aufgrund fehlender Nachfolge in Gastronomie und Hotellerie mehr als dreimal so hoch wie im Mittelstand allgemein. (vgl. KfW Nachfolge-Monitoring 2022)

Warum ist die Situation im Gastgewerbe verheerender als in anderen Branchen?

Die Gründe für die schwierige Situation sind vielfältig: Allgemein gibt es aufgrund des demografischen Wandels weniger Nachfolger als abgebende Unternehmer – in allen Branchen. Gastronomen sehen sich jedoch zusätzlichen mit Herausforderungen konfrontiert, die andere Unternehmer weniger oder gar nicht betreffen: Pandemie-bedingte Schließungen und Einschränkungen zwischen 2020 und 2022, massiv erhöhte Einkaufspreise für Energie und Lebensmittel seit 2023, sowie die in 2024 wieder angehobene Mehrwertsteuer. Die unternehmerischen Hürden sind im Gastgewerbe – insbesondere in den letzten Jahren – deutlicher zu spüren als in vielen anderen Branchen. Auch dies kann ein Grund dafür sein, dass die Kluft zwischen Nachfolgeinteressierten und Nachfolgesuchenden in Gastronomie und Hotellerie größer wird.

Diese Ausgangslage ist für Senior-Unternehmer mit Sicherheit nicht einfach, jedoch sollte man sich nicht davon abschrecken lassen, sondern die anspruchsvolle Ausgangslage als Anlass nehmen, sich noch früher und intensiver mit der Planung der eigenen Nachfolge zu beschäftigen.

Warum tun sich so viele Unternehmer im Gastgewerbe immer noch so schwer die Nachfolge zu regeln?

Die Planung der eigenen Nachfolge ist nicht nur für Gastronomen eine herausfordernde Angelegenheit, sondern für jeden Unternehmer. Schließlich plant man nicht den Verkauf eines Autos, sondern den Verkauf des eigenen Lebenswerks, welches man selbst aufgebaut, geformt und teils über Jahrzehnte entwickelt hat. Das birgt eine hohe emotionale Komponente: Denn als Unternehmer verabschiedet man sich nicht primär vom Geschäftsführertitel, sondern vielmehr von Kunden, Mitarbeitern und Lieferanten. Kurz: Von zwischenmenschlichen Beziehungen, die einen Großteil des bisherigen Lebens und Alltags maßgeblich mitbestimmt haben. 

In vielen Gesprächen mit Unternehmerinnen und Unternehmern wird immer wieder deutlich: Viele zögern die Planung so lange hinaus, bis sie aufgrund von Alter, Krankheit oder anderen Umständen dazu gezwungen werden, sich damit zu beschäftigen. Doch dann bleibt häufig nicht mehr genügend Zeit, um eine zufriedenstellende Nachfolgelösung zu finden. 

Welche Maßnahmen müssen Gastronomen jetzt ergreifen, um die Situation zu verbessern?

Gastronomen müssen sich der frühzeitigen Handlungsnotwendigkeit bewusstwerden und vom passiven Abwarten ins aktive Handeln kommen. Doch was heißt das konkret? Aus unzähligen Gesprächen mit Transaktionsberatern, Unternehmern und Nachfolgern haben sich vier Faustregeln bewährt: 

1. Am besten beginnt man schon mit der Planung, wenn es noch nicht notwendig ist.

Unternehmer sollten möglichst frühzeitig mit ihrer Nachfolgeplanung beginnen. Denn: Viel Zeit bedeutet viel Flexibilität. Banken und IHKs raten dazu, mit 55 Jahren – also etwa 10 Jahre vor geplantem Renteneintritt – mit der Planung zu beginnen. Denn der durchschnittliche Nachfolgeprozess vom ersten Gedanken bis zur finalen Übergabe dauert bis zu 7 Jahre. Diese Dauer unterschätzen viele. Doch wer zu wenig Zeit einplant, riskiert in Zeitnot und somit in Entscheidungszwang zu geraten. Diesem Risiko beugt man am besten vor, indem man möglichst viel zeitlichen Puffer einbaut. Denn wer genügend Zeit hat, der kann auch relativ entspannt den Berater wechseln, ein Gegenangebot einholen oder auch mehr Bedenkzeit einfordern, wenn die Situation es erfordert.

2. Emotionales Loslassen funktioniert am besten, wenn man weiß, was danach kommt.

Neben der zeitlichen Vorbereitung ist vor allem die persönliche Vorbereitung elementar. Das umfasst auch das emotionale Abkapseln vom Unternehmen. Dieses erreicht man am ehesten, indem man sich Perspektiven für die Zukunft nach der Übergabe schafft. Die meisten Unternehmer, die ihre Nachfolge erfolgreich und zufrieden abschließen, sind solche, die wissen, was sie mit ihrem Leben nach dem Unternehmertum anfangen möchten: Mehr reisen, ein stärkerer Fokus auf Familienzeit oder ein bisher nicht möglicher Umzug – Zukunftswünsche sind sehr individuell. Doch je genauer man weiß, wie man den künftigen Alltag ohne eigenen Betrieb gestalten möchte, desto einfacher wird einem die Veränderung fallen, sobald sie wirklich vor der Tür steht. 

3. Die Klarheit über die eigenen Prioritäten schafft Verhandlungssicherheit.

Kaum eine Unternehmensnachfolge vollzieht sich genauso wie es sich der abgebende Unternehmer wünscht. Das liegt vor allem daran, dass Wünsche und Erwartungen an eine Nachfolge sehr individuell sind: Während dem einen Gastronom ein möglichst hoher Verkaufspreis wichtig ist, liegt einem anderen der Erhalt des Firmennamens am Herzen und einem dritten ist besonders wichtig, welcher Typ Mensch den Laden perspektivisch fortführt. Alle diese Prämissen haben ihre Berechtigung, doch es ist wichtig sich bewusst zu sein, welche Prioritäten man selbst setzt. 

Denn: Ist man sich der eigenen Prämissen nicht bewusst, verschenkt man oft wertvolle Zeit an Diskussionen mit den falschen Menschen über die falschen Dinge. 

4. Wissen ist Macht – deshalb holt man sich am besten kompetente Partner ins Boot.

Den Verkauf eines Unternehmens begeht man in der Regel nur einmal im Leben. Kein Wunder also, dass Unternehmer nur wenig bis keine Vorkenntnisse in den Prozess mitbringen. Um Wissenslücken, z.B. bei der eigenen Unternehmensbewertung oder der Suche nach geeigneten Nachfolgern, auszugleichen, empfiehlt es sich kompetente Partner mit ins Boot zu holen. Das kann der eigene Steuerberater sein oder auch ein Beratungsunternehmen. Bestenfalls haben diese eine Affinität zum Gastgewerbe und können nicht nur Bilanzen lesen, sondern auch die aktuelle Lage in Gastronomie und Hotellerie einschätzen und kennen bereits potenzielle Käufer.

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