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Große Herausforderung: Private Altersvorsorge sicherstellen

Auch Unternehmer brauchen tragfähige Lösungen für die finanzielle Absicherung im Alter und eine professionelle Begleitung. Denn einfach ist es heutzutage nicht mehr, ein Vermögen aufzubauen. Wie eine gute Strategie aussehen kann, erörtert Markus Brochenberger, Vorstandsvorsitzender bei der compexx Finanz AG.
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Welche Bedeutung hat die private Altersvorsorge für Unternehmer im Gastgewerbe?

Hoteliers und Gastronomen haben in der Regel nur einen sehr geringen Anspruch auf Zahlungen der gesetzlichen Rentenversicherungen. Das liegt daran, dass sie vor ihrer unternehmerischen Tätigkeit üblicherweise nur einige Jahre als Arbeitnehmer tätig waren und in dieser Zeit nur wenige Rentenversicherungsbeiträge geleistet haben. Zum anderen zeigt die Praxis, dass die Wette auf die finanziell abgesicherte Unternehmensnachfolge danebengehen kann. Immer weniger Unternehmen finden aufgrund der wachsenden Nachfolgeproblematik einen Abnehmer für ihren Betrieb in der Familie oder am Markt. Daher sind Weitergabe gegen Rentenzahlung oder Einmalsumme nicht garantiert, sodass die private Altersvorsorge für Unternehmer unabdingbar ist, um die finanzielle Freiheit im Ruhestand sicherzustellen.

Wie hat sich die Altersvorsorge verändert?

„Die heutigen Voraussetzungen im Vermögensaufbau sind ganz andere als in der Vergangenheit. Sie haben sich innerhalb einer Generation fundamental verändert. Wie früher einfach ein Sparkonto einzurichten oder in Bundesanleihen und Bundesschatzbriefe zu investieren, schafft keinen Mehrwert und kann das Vermögen sogar durch Negativrenditen und Strafzinsen schädigen“, betont Markus Brochenberger, Vorstandsvorsitzender der compexx Finanz AG, einem deutschlandweit agierenden Expertennetzwerk für Finanzdienstleistungen. Rund 200 Berater unterstützen Unternehmer und Unternehmen bei sämtlichen finanziellen Themen. Er rechnet vor: „Bei einer Verzinsung von null Prozent, aber einer steigenden Inflationsrate verliert das Geld aktuell Jahr für Jahr etwa zwei Prozent seines Wertes, Tendenz steigend. Wer dies zehn Jahre lang über sich ergehen lässt, hat nachher vielleicht noch immer 100.000 Euro auf dem Sparbuch – er kann sich dafür aber nur noch Waren im Wert von knapp 82.000 Euro kaufen. Das hat nichts mit einem konsequenten Vermögensaufbau zu tun. Dazu kommen bei so gut wie allen Banken Strafgebühren auf höhere Einlagen, offiziell als Verwahrentgelte bezeichnet. Das erste Institut berechnet mittlerweile ab jeweils 10.000 Euro 0,75 Prozent pro Jahr. Den finanziellen Schaden kann sich jeder leicht ausrechnen.“

Wird es beim Niedrigzins bleiben?

Markus Brochenberger geht fest davon aus, dass sich die Zinssituation nicht ändern wird. Experten erwarten nach seiner Aussage ein weiteres zinsloses Jahrzehnt. Das liege unter anderem an den stark steigenden Staatschulden in Folge der Corona-Krise, sodass sich Sparer auf eine andauernde Dürre bei ihren festverzinslichen Anlagen und klassischen Sparverträgen wie Lebensversicherungen einstellen müssen. „Sparen allein hilft also nichts mehr. Es müssen strategisch sinnvolle Instrumente ausgewählt werden, die über die Jahre Rendite erbringen und das Vermögen schützen. Alles andere ist brandgefährlich“, sagt der compexx-Vorstand.

Welche Instrumente stehen im Vordergrund?

Für Markus Brochenberger sollten Hoteliers und Gastronomen sich vor allem zwei Anlageklassen anschauen: Immobilien und Wertpapiere. Sehr sinnvoll seien Fondsinvestments, in denen mittels Einmalzahlungen, monatlichen Sparraten und unregelmäßigen Zuzahlungen ein Vermögen aufgebaut werden könne. Das gebe eine hohe Flexibilität für die Entwicklung des Vermögens, weil eben je nach Situation mal mehr, mal weniger gespart werden könne. Und auch Entnahmen seien in Notfällen möglich, wobei diese natürlich begrenzt werden sollten, um den Vermögensaufbau im Zusammenhang mit dem Zinseszinseffekt nicht zu beeinträchtigen. Zur nachhaltigen Bedeutung nennt Markus Brochenberger Zahlen einer Studie: „Ein breit gestreutes Aktienportfolio auf den deutschen Leitindex Dax brachte Anlegern bei einer Einmalanlage und einem Anlagehorizont von 20 Jahren im Mittel 8,9 Prozent Rendite pro Jahr.“ Substanzstarke Immobilien wiederum würden sich bei einer guten Finanzierung in der Regel über die Mieteinnahmen mit wenig Eigenkapital selbst abzahlen. „Nach in der Regel 25 Jahren ist das Objekt schuldenfrei, hat einen eigenen Wert und wirft laufendes Einkommen ab. Je nach Immobilie kann das schon im wahrsten Sinne des Wortes die halbe Miete für den Ruhestand ein.“

Welche kaum bekannten Risiken bestehen bei der privaten Altersvorsorge?

Fachleute weisen vor allem auf das Langlebigkeitsrisiko hin, denn unter finanziellen Gesichtspunkten kann ein langes Leben durchaus problematisch sein, wenn man die Ruhestandsversorgung nicht sehr genau geplant hat. Ein potenziell längeres Leben benötigt dementsprechend auch wesentlich mehr Vermögen für eine sorgenfreie Gestaltung. Denn die Versorgung muss dann eben nicht für 20 Jahre sichergestellt, sondern vielleicht eher für 30 oder mehr Jahre. „Daher sind besonders Unternehmer gefragt, mit einem viel längeren Planungshorizont und eingehenden Analysen an die Ruhestandsgestaltung heranzugehen. Sie brauchen genaue Kenntnis aller vorhandenen Vermögenswerte sowie der Ansprüche im Alter, um daraus die Strategie der Kapitalanlage abzuleiten“, betont Markus Brochenberger.

Über den Autor:

Markus Brochenberger ist Vorstandsvorsitzender bei der compexx Finanz AG.

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