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Kleinunternehmer reagieren mit weiteren Preiserhöhungen und Energiekostensenkungen auf Inflation und Konsumflaute

Inflation und die Zurückhaltung der Kunden wirken sich immer stärker auf die wirtschaftliche Situation der kleinen Händler aus in Deutschland. 56,9 Prozent der kleinen Unternehmen spüren deutlich, dass Kunden weniger Geld ausgeben. Mehr als jeder Vierte (28,5 Prozent) stellte fest, dass Kunden seltener kommen. Diese und mehr Erkenntnisse ergeben sich aus der aktuellen Studie von SumUp.
Rod Long, Unsplash

Zudem geben 27,5 Prozent der kleinen Gewerbetreibenden an, dass Verbraucher verstärkt nach Rabatten und Sonderangeboten fragen. Zeitgleich sind sie mit steigenden Kosten für Energie, Waren, Logistik und Transport konfrontiert. Mehr als jeder Fünfte vermisst fehlende finanzielle Unterstützung durch die Regierung, zum Beispiel in Form von Darlehen, Steuererleichterungen oder aber MwSt.-Senkung. Dies zeigt die aktuelle Händlerumfrage* des Finanztechnologie-Unternehmen SumUp unter mehr als 4.000 kleinen Gewerbetreibenden, die neben Deutschland auch in Frankreich, Großbritannien und Italien durchgeführt wurde.

Vielfältige Maßnahmen, um Kosten einzusparen

Auf Nachfrage, wie sie die Gesamtsituation ihres Unternehmens in den letzten 12 Monaten beurteilen, antworteten 40,7 Prozent der deutschen Kleinunternehmer, dass sich diese in den letzten 12 Monaten nicht wesentlich verändert hat. Für mehr als jeden Dritten (34,6 Prozent) hat sie sich sogar verbessert, für mehr als jeden Fünften (21,9 Prozent) hat sie sich nach persönlicher Einschätzung jedoch verschlechtert. Um die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen und vor allem steigende Kosten zu bewältigen, greifen kleine Händler in Deutschland zu verschiedenen Maßnahmen, die zum größten Teil im Hintergrund laufende Geschäftsprozesse betreffen. Dennoch muss mehr als jeder Zweite (57,5 Prozent) die Preise erhöhen. Abgesehen davon versuchen 34,2 Prozent, Energiekosten für z.B. Licht und Heizung zu senken.

Europäische Unterschiede bei Krisenmanagement

Mit Blick auf die anderen europäischen Länder, die an der Umfrage teilgenommen haben, zeigen sich teilweise deutliche Unterschiede: Auch wenn sich alle befragten Kleinunternehmer vorrangig mit Preiserhöhungen in der aktuellen schwierigen Wirtschaftslage behelfen, sind einzig die kleinen Händler in Großbritannien auch im nahezu vergleichbaren Maße (UK: 52 Prozent) wie in Deutschland dazu bereit. In Frankreich gehen lediglich 37,6 Prozent, in Italien gerade einmal 36,8 Prozent der Umfrageteilnehmer diesen Weg. Anders als in Deutschland erhöhen 34,8 Prozent der britischen und 32,3 Prozent der französischen Gewerbetreibenden als zweite Maßnahme ihre Arbeitszeit. In Deutschland (34,2 Prozent) und Italien (31,7 Prozent) werden als zweite Option die Energiekosten gesenkt.

Kleine Händler in Frankreich setzen auch bei ihren Margen an und sind mit 23,8 Prozent dazu bereit, diese bewusst zu verringern. In Italien sind es 20,1 Prozent. Diesen Spielraum nutzen in Deutschland nur 15,4 Prozent der Händler, stattdessen verzichtet bzw. kürzt mehr als jeder Dritte (31,3 Prozent) Investitionen.

Doch auch in Deutschland setzen viele Gewerbetreibende den Rotstift im persönlichen Bereich an, 27,1 Prozent verlängern die eigene Arbeitszeit – letztes Jahr kam das nur für 14,1 Prozent infrage. Zudem kürzten sich dieses Jahr 18,3 Prozent der Umfrageteilnehmer ihren eigenen Lohn. Im Vergleich zum letzten Jahr zeigt sich ein leichter Anstieg bei Maßnahmen, die die Mitarbeiter betreffen. Waren letztes Jahr 6,1 Prozent der Kleinunternehmer bereit, Mitarbeiter zu reduzieren, zeigt sich dieses Jahr ein leichter Anstieg auf 7,8 Prozent. Im europäischen Vergleich wird deutlich, dass die anderen Länder diesen Weg nicht gehen: In Italien ist dies nur für 4,3 Prozent der Befragten, in Großbritannien für 3,5 Prozent und in Frankreich gerade einmal für 2 Prozent eine Maßnahme, die sie ergreifen.

Digitale Tools ja, Künstliche Intelligenz nein

Um die aktuelle wirtschaftliche Lage zu meistern und dennoch ein besseres Kundenerlebnis zu bieten, kommen vor allem digitale Technologien bei kleinen Händlern zum Einsatz – da sind sich die Umfrageteilnehmer in allen europäischen Ländern einig. Die deutliche Mehrheit, 63,2 Prozent der deutschen Umfrageteilnehmer, setzt dabei auf digitale Zahlungslösungen. Apps fürs Handy nutzt mit 34,8 Prozent etwas mehr als jeder Dritte. Auch bei internen Abläufen werden zunehmend digitale Tools eingesetzt, um sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen und die betriebliche Effizienz zu steigern. 11,9 Prozent setzen dabei auf Managementsoftware, 10,3 Prozent Tools fürs Customer Relationship Management und fast jeder Zehnte (9 Prozent) auf E-Commerce Tools. Noch Aufklärungsbedarf besteht bei dem Thema Künstliche Intelligenz. Jeder zweite Befragte (50,7 Prozent) ist aktuell nicht daran interessiert und wird KI auch nicht in absehbarer Zeit im Unternehmen einsetzen.

Bis dato ungenutzte Chance: Kundenbindungsprogramme

Noch Potential haben Kleinunternehmer vor allem im Bereich der aktiven Kundenbindung. 44,9 Prozent gaben an, beim Thema Kundenbindung keine spezifischen Pläne zu haben. Um Kunden an sich zu binden oder aber den Kundenstamm zu erweitern, haben aber immerhin 28,4 Prozent ihre digitale Kommunikation verstärkt. 26,9 Prozent setzen auf zusätzliche Vertriebskanäle wie z.B. E-Commerce und soziale Medien. Saisonal gestaltete Angebote bietet jeder Vierte (24,7 Prozent), während fast jeder Zehnte (9,9 Prozent) mit einem Kundenbindungsprogramm arbeiten möchte. Dieses Potential von Kundenbindungsprogramm schätzen die anderen europäischen Kleinunternehmer im Vergleich bereits höher ein: In Großbritannien sind es 15,8 Prozent der Befragten, in Italien 16,9 Prozent und in Frankreich sogar 17,9 Prozent, die so versuchen, Kunden zu binden, Treue aufzubauen und den Kundenstamm zu erweitern.

„Die letzten zwei Jahre waren nicht einfach für die Kleinunternehmer. Hohe Kosten und die zugleich damit verbundene Konsumflaute haben dazu geführt, dass viele von ihnen verschiedene Maßnahmen ausprobiert und implementiert haben. Denn branchenunabhängig können sich Kleinunternehmer auf ihre wertvollsten Eigenschaften verlassen: Kreativität und ohne langwierige Entscheidungsprozesse schnell und flexibel Anpassungen in den Geschäftsabläufen vornehmen zu können. Das ist tatsächlich ein großer Vorteil für kleine Händler, um sich ”, so Michael Schrezenmaier, CEO Europa bei SumUp.

*Methodik Händlerumfrage: Die SumUp-Händlerumfrage findet einmal im Quartal zu verschiedenen aktuellen Themen statt. An der aktuellen Umfrage, die vom 27.10.23 bis 06.11.23 lief, nahmen insgesamt 4.363 SumUp-Händler und Händlerinnen in Deutschland, Großbritannien, Italien und Frankreich teil. Thematisch stand der Umgang mit der aktuellen wirtschaftlichen Situation im Fokus.

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