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Sanierung: Die Scheuklappen ablegen

Die Corona-Krise hat viele Gastronomen und Hoteliers vor weitreichende wirtschaftliche Schwierigkeiten gestellt. Aber dies werden nicht die letzten wirtschaftlichen Verwerfungen sein, vor denen gastgewerbliche Unternehmer stehen können. Es ist daher wichtig, dass sie bei den ersten Anzeichen einer Krise die richtigen Schritte ergreifen. Aber wie sehen diese aus?
hammes. Insolvenzverwalter
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Wie groß ist das Risiko, dass ein gastgewerbliches Unternehmen in eine wirtschaftliche Krisensituation gerät?

Die weltweit starken Einschränkungen im Rahmen der Covid-19-Pandemie haben gezeigt, dass es sehr plötzlich zu weitreichenden ökonomischen Verwerfungen kommen kann – und zwar auch in durchaus gesunden Betrieben. Die behördlich verordneten Schließungen haben die Umsätze vielfach um annähernd 100 Prozent einbrechen lassen. Aus diesem Tal müssen Gastronomen und Hoteliers natürlich erst einmal herauskommen und die Zukunft neu aufbauen. „Aber Unternehmer im Gastgewerbe dürfen auch eines nicht vergessen: Es wird nicht die letzte Krise bleiben, und so gut wie jeder Betrieb kann auch außerhalb eines globalen Crashs in ersten Schwierigkeiten geraten. Es gilt also, sich der drohenden Gefahren bewusst zu werden und bereit zu sein, frühzeitig die richtigen Maßnahmen zur Lösung zu ergreifen“, sagt Dr. Dirk Hammes, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Insolvenzrecht und Diplom-Betriebswirt und namensgebender Gründungspartner der vorrangig in der Insolvenzverwaltung tätigen Kanzlei hammes. Insolvenzverwalter GbR mit Hauptsitz in Duisburg.

Was können das für Gefahren sein?

Nach der Erfahrung von Dr. Dirk Hammes existieren zahlreiche interne und externe Faktoren, die eine wirtschaftliche Krise auslösen können. Das können allgemeine konjunkturelle Krisen (mit einer zurückgehenden private Ausgabenbereitschaft und sinkenden Geschäftsreisetätigkeit) oder eben behördlich verordnete Einschränkungen auf der einen Seite sein .Auf der Seite können sich bestimmte unternehmerische und/oder betriebswirtschaftliche Fehlentscheidungen, unpassende Kostenstrukturen oder verpasste Modernisierungsmaßnahmen negativ aufs Geschäft auswirken. Und irgendwann kommt es dann zu dem Punkt, dass es wirklich ernst wird und vielleicht sogar die Zahlungsunfähigkeit, also die Insolvenz, droht.“

Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahren sehr gut verdient. Sind auch sie gefährdet?

„Ja“, sagt der Insolvenz- und Sanierungsspezialist: „Ich sehe in der Praxis nicht nur Unternehmen in der Insolvenz, denen es schon immer schlecht ging. Sondern viele Betriebe waren lange Zeit erfolgreich und sind dann auf den wirtschaftlich falschen Pfad geraten. Die Umsätze und Gewinne wurden geringer, die aufgebaute Liquidität musste genutzt werden, um die laufenden Kosten zu zahlen, Investitionen konnten nicht mehr getätigt werden. Das führt dazu, dass gutes Geld schlechtem nachgeworfen wird, wie man sagt.“ Es reiche manchmal schon eine falsche Entscheidung oder mangelndes Kostencontrolling, um ein eigentlich gesundes Unternehmen in eine schwierige Situation zu bringen – und genauso könne es durchaus passieren, dass Gastronomie- oder Hotelbetriebe, denen es heute sehr gut geht, in einigen Jahren schleichend zu einem Sanierungsfall werden, weil sie beispielsweise eine relevante Marktveränderung verpasst haben, etwa eine professionelle Digitalisierung ihrer Strukturen.

Was sollten Unternehmer tun, wenn sie wirtschaftliche Schwierigkeiten spüren?

Das wichtigste laut dem erfahrenen Fachanwalt für Insolvenzrecht: nicht den Kopf in den Sand stecken. „Geschwindigkeit ist die wichtigste Tugend für Unternehmer und Geschäftsführer. Wer zu lange wartet, gerät immer tiefer in den Strudel und kann vielleicht nicht mehr gerettet werden. Wer aber frühzeitig leistungs- und finanzwirtschaftliche Sanierungsmaßnahmen vornimmt, kann oftmals eine neue Basis für die Zukunft schaffen.“ Solche Maßnahmen können eine Neuausrichtung des Geschäftsbetriebs sein, eine Restrukturierung der Arbeitsplätze, eine Überarbeitung der allgemeine Kostenquote. Entscheidend sei, keine Scheu vor harten Einschnitten zu haben. Um das Unternehmen wieder auf Spur zu bringen, sei Halbherzigkeit nicht angebracht, betont Dr. Dirk Hammes. Insolvenzerfahrene Rechtsanwälte seien die richtigen Berater in solchen Krisen, um die Maßnahmen zu entwickeln, zu begleiten und umzusetzen.

Kann auch die Insolvenz eine Lösung sein?

Zwar gilt die Insolvenz in Deutschland weiterhin als Schreckgespenst für Unternehmer. Aber die Insolvenz bietet auch die Möglichkeit, ein Unternehmen nachhaltig zu sanieren. „Wird beispielsweise ein Insolvenzplanverfahren durchgeführt, kann das Unternehmen unter gewissen Umständen in der Hand des ursprünglichen Eigentümers erhalten werden. Dann kann ein Hotelier oder Gastronom wieder mit einer gesunden Basis starten“, sagt Dr. Dirk Hammes, der regelmäßig Insolvenzplanverfahren administriert. Abstand nehmen sollten Unternehmer von der sogenannten Insolvenz in Eigenverwaltung. Zwar klinge die Perspektive verlockend, dass Unternehmer sich selbst mit Hilfe eines Beraters sanieren könnten. Aber die Praxis zeige, dass die Beratung sehr teuer sei und das Eigenverwaltungsverfahren häufig in die Regelinsolvenz führe. „Dann hat der Unternehmer nichts gewonnen, sondern viel verloren. Denn dann ist die Munition verschossen, um den Betrieb wirklich zu sanieren.“

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