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Stakeholder – warum Definition und Analyse so wichtig sind​

Die Identifizierung und Kategorisierung der Stakeholder ist ein wesentlicher Bestandteil der Wesentlichkeitsanalyse gemäß der CSRD dar. Unterteilt wird zum einen in Interessenträger, die von den Aktivitäten des Unternehmens betroffen sein können, zum anderen in die Nutzer der Nachhaltigkeitserklärung. Die Rolle der Stakeholderanalyse sollte nicht unterschätzt werden, da selbige in hohem Maß für die Wesentlichkeitsanalyse relevant ist und auch bei der Erfüllung der Regulatorien eine große Rolle spielt.
tungnguyen0905, Pixabay
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Definition der Stakeholder

Stakeholder sind Personen oder Gruppen, die ein Interesse oder einen Einfluss auf die Aktivitäten, Entscheidungen und Erfolge eines Unternehmens haben. Dazu zählen unter anderem Kunden, Mitarbeiter, Investoren, Zulieferer und die Gesellschaft. In der Wesentlichkeitsanalyse spielen Stakeholder eine zentrale Rolle, da sie dazu beitragen, relevante Themen für das Unternehmen zu identifizieren, die sowohl ökonomisch als auch ökologisch und sozial von Bedeutung sind. Ihre Erwartungen und Anliegen werden berücksichtigt, um Prioritäten für nachhaltiges Handeln zu setzen.

Die Definition des Stakeholders variiert je nach Regulierung oder Norm. Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS, § 9A) interpretieren den Begriff des Stakeholders als „Interessenträger“ und beschreiben ihn folgendermaßen: „Personen oder Gruppen, die das Unternehmen beeinflussen oder von ihm beeinflusst werden können“ (ESRS 1.22). 

Dabei werden die Interessenträger in zwei Kategorien unterteilt:

Die erste Gruppe umfasst die sogenannten betroffenen Interessenträger, „affected stakeholders“. Diese Kategorie schließt Einzelpersonen oder Gruppen ein, deren Interessen durch die Aktivitäten des Unternehmens sowie durch seine direkten und indirekten Geschäftsbeziehungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette positiv oder negativ betroffen sein können.

Die zweite Gruppe besteht aus den Nutzern der Nachhaltigkeitserklärung, „users of sustainability statements“. Hierzu zählen die Hauptnutzer der Finanz- und Nachhaltigkeitsinformationen, wie Kreditgeber, Investoren, Geschäftspartner oder NGOs (Nichtregierungsorganisationen).

Es ist durchaus möglich, dass Interessenträger beiden Gruppen angehören. Zudem nimmt die Natur in der Regulatorik eine besondere Stellung ein, die als stiller Interessenträger angesehen wird. Sie sollte daher in der Stakeholder- und Wesentlichkeitsanalyse entsprechend berücksichtigt werden.

Praxisnahes Beispiel für einen Stakeholder

Ein klassischer Stakeholder ist der Lieferent. Wenn das Unternehmen zum Beispiel biologisch abbaubare Verpackungen herstellt, gibt es einen Lieferanten für nachhaltige Rohstoffe, zum Beispiel recyceltes Papier oder biologisch abbaubare Kunststoffe. Dieser ist ein zentraler Stakeholder.

Wird die Produktion im Unternehmen beispielsweise erhöht, ist der Unternehmer auf diesen Lieferanten angewiesen, um eine konstante und zuverlässige Materiallieferung sicherzustellen. Andererseits beeinflusst die Entscheidung auch den Lieferanten, da er möglicherweise mehr Ressourcen bereitstellen oder seine Produktionskapazitäten anpassen muss.

Wenn der Lieferant aus irgendwelchen Gründen, z.B. wegen Lieferschwierigkeiten, seine Rohstoffe nicht rechtzeitig liefern kann, wirkt sich das direkt auf das Geschäft des Unternehmens aus. Daher ist der Lieferant als Stakeholder maßgeblich am Erfolg der Produktion beteiligt. Eine enge Zusammenarbeit und klare Kommunikation sind hier essenziell, um mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen und Lösungen zu finden.

Ein Lieferant hat also sowohl ein eigenes Interesse am Erfolg des Unternehmens (weil er darüber Umsatz generiert), als auch Einfluss auf die Produktionsprozesse und die Qualität der Produkte.

Schritt für Schritt zur Stakeholder-Analyse

1. Longlist definieren

Mit Hilfe des Core Spot® Managers kann das Unternehmen die Longlist ohne Excel & Co erstellen und verwalten. Bild: Core Spot®; GruppoPiù, Unsplash

Zur Ermittlung der für das Unternehmen relevanten externen Stakeholder muss mit den entsprechenden Abteilungen wie beispielsweise Einkauf oder Vertrieb, eng zusammengearbeitet werden. Dabei geht es gemäß den ESRS Vorgaben nicht nur um Stakeholder, die durch die Geschäftstätigkeiten des Unternehmens beeinflusst werden, sondern auch um jene, die auf das Unternehmen Einfluss nehmen können. 

Durch die Betrachtung der finanziellen Beziehungen und Strukturen des Unternehmens wird deutlich, welche Stakeholder finanzielle Interessen haben, z.B. Investoren, Kreditgeber oder Aktionäre.

Auch die internen Stakeholder werden in die Longlist aufgenommen, hier geht es um die Personen(gruppen), die zum einen strategische Entscheidungen beeinflussen können und zum anderen von den Geschäftstätigkeiten des Unternehmens direkt betroffen sind.

Um die Longlist der Stakeholder zu validieren, gibt es verschiedene Vorgehensweisen, einige werden hier als Beispiele aufgeführt:

Branchenvergleich (Benchmarking): Vergleich der Longlist mit den Stakeholdern anderer Unternehmen in derselben Branche. Dies hilft, zu prüfen, ob wichtige Stakeholdergruppen möglicherweise übersehen wurden und ob die erfassten Stakeholder dem Branchenstandard entsprechen.

Peer-Analyse: Analyse der Stakeholder-Strategien von Mitbewerbern oder ähnlichen Unternehmen. Dies kann wertvolle Einblicke in relevante Interessengruppen und deren Priorisierung geben.

Stakeholder-Dialog: Führen von Gesprächen oder Umfragen mit Stakeholdern aus der Longlist, um ihre Relevanz zu prüfen. Dies hilft, ihre Erwartungen und Interessen besser zu verstehen und die Liste gegebenenfalls anzupassen.

Regulatorische Anforderungen prüfen: Sicherstellen, dass die Stakeholderliste alle regulatorischen Vorgaben, wie die European Sustainability Reporting Standards (ESRS), erfüllt. 

Kontinuierliche Aktualisierung nötig

Stakeholderlandschaften können sich im Laufe der Zeit ändern. Es müssen regelmäßige Überprüfungen der Longlist eingeplant werden, um sicherzustellen, dass die Liste aktuell bleibt und neue Stakeholder hinzugefügt oder bestehende neu bewertet werden.

2. Stakeholder klassifizieren

Nach der Erstellung der Longlist erfolgt die Kategorisierung der definierten Stakeholder in „intern“ und „extern“. 

Beispiele für externe Stakeholder sind:

  • Kunden
  • Lieferanten und Geschäftspartner
  • Investoren und Aktionäre
  • Regierungen und Aufsichtsbehörden
  • Nichtregierungsorganisationen (NGOs)
  • Gemeinschaften und Gesellschaft
  • Kreditgeber und Banken

Diese externen Stakeholder spielen eine wesentliche Rolle, da ihre Erwartungen und Anforderungen die Unternehmensstrategie und das nachhaltige Handeln beeinflussen.

Beispiele für interne Stakeholder sind:

  • Mitarbeiter
  • Führungskräfte und Management
  • Aktionäre und Eigentümer
  • Aufsichtsrat oder Vorstand
  • Betriebsrat
  • Abteilungsleiter

Interne Stakeholder beeinflussen die täglichen Abläufe und die langfristige Ausrichtung des Unternehmens, weshalb ihre Interessen und Bedürfnisse entscheidend für den Erfolg und die Nachhaltigkeit des Unternehmens sind.

Über diese Klassifizierung hinaus werden die Stakeholder den in der ESRS bestimmten Interessengruppen als „betroffene Interessenträger“ und „Nutzer der Nachhaltigkeitserklärung“ zugeordnet. Es ist möglich, dass ein Stakeholder beiden Interessengruppen zugewiesen werden kann.

3. Einschätzung von Betroffenheit, Interesse und Einfluss

Das erste Bewertungskriterium ist der Einfluss des einzelnen Stakeholders auf die Geschäftstätigkeiten. Eine Bewertungsskala von 1 bis 10 ist hier zu empfehlen, wobei 1 für keinen Einfluss und 10 für maximalen Einfluss steht.

Eine identische Skala kann für die Bewertung der Betroffenheit des Stakeholders selbst  durch die Geschäftstätigkeiten des Unternehmens genutzt werden.

Auch bei der Beurteilung des Interesses reicht eine Skala von 1 (kein Interesse an Geschäftstätigkeiten) bis 10 (maximales Interesse an Geschäftstätigkeiten) .

Ebenso ist die wechselseitige Beziehung zwischen der Einflussnahme des Unternehmens auf seine Stakeholder und dem Interesse der Stakeholder am Unternehmen besonders zu betonen. In nahezu jedem Fall lässt sich feststellen, dass ein Stakeholder, der erheblich von den Aktivitäten eines Unternehmens betroffen ist, gleichzeitig ein persönliches oder finanzielles Interesse an diesem Unternehmen entwickelt. Daher sollten in der Analyse, der sogenannten Einfluss-Interessen-Matrix, das Interesse der Stakeholder am Unternehmen und ihre Betroffenheit durch das Unternehmen auf einer gemeinsamen Achse dargestellt werden. Die zweite Achse bildet den Einfluss, den der Stakeholder auf das Unternehmen ausübt.

4. Stakeholder-Matrix aufbauen

Um nun auch grafisch die Stakeholder nach Einfluss und Betroffenheit/Interesse abbilden zu können, wird eine sogenannte Stakeholder-Matrix erstellt. Dabei stellt die X-Achse den Einfluss dar und die Y-Achse Betroffenheit/Interesse. Da Betroffenheit und Interesse beide auf der Y-Achse abgebildet werden, wird auf den höheren der beiden Werte zurückgegriffen.

Das Ziel einer Stakeholder-Grafik besteht darin, die Beziehungen, Einflussgrade und Interessen der verschiedenen Stakeholder eines Unternehmens visuell darzustellen. Sie bietet einen klaren Überblick über die Bedeutung der einzelnen Stakeholder und hilft dabei, ihre jeweilige Relevanz für das Unternehmen auf einen Blick zu erfassen.

Konkret ermöglicht eine Stakeholder-Grafik:

Priorisierung: Sie zeigt, welche Stakeholder hohe Priorität haben, indem sie den Einfluss und das Interesse der einzelnen Gruppen in einer leicht verständlichen Weise abbildet.

Kommunikation: Die Grafik dient als Kommunikationswerkzeug, um intern und extern zu verdeutlichen, wie verschiedene Stakeholder im Unternehmen berücksichtigt werden und warum bestimmte Entscheidungen getroffen werden.

Risikobewertung: Durch die Visualisierung werden potenzielle Risiken und Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit bestimmten Stakeholdern erkennbar.

Strategische Ausrichtung: Sie unterstützt die Ausarbeitung maßgeschneiderter Strategien für die Interaktion mit den unterschiedlichen Stakeholdergruppen, je nach deren Einfluss und Interesse.

Insgesamt hilft die Stakeholder-Grafik, komplexe Stakeholder-Beziehungen zu veranschaulichen und eine strategische Planung im Umgang mit ihnen zu erleichtern.

Die vier Bereiche des Monitorings bilden die von Unternehmensseite erforderlichen Maßnahmen ab, die für jeden Stakeholder analysiert werden müssen.

  1. Informiert halten: Für diese Gruppe von Stakeholdern ist eine regelmäßige Information vonnöten, optional sollte ein Austausch mit selektierten Stakeholdern möglich sein. Als geeignete Kommunikationsmittel wären öffentliche Präsentationen, Konferenzen, Newsletter oder Broschüren geeignet. Zudem sollten sie in die Ergebnisse der Wesentlichkeitsanalyse einbezogen werden und gegebenenfalls zur Validierung beitragen.
  2. Sorgfältig steuern: Stakeholder dieser Kategorie sollten umfassend informiert und aktiv in Projekte sowie teilweise in Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Dies kann durch Beteiligung an operativen und strategischen Projekten, Joint Ventures und Online-Plattformen erfolgen. Besonders in der Wesentlichkeitsanalyse sollten sie intensiv bei der Bewertung von Auswirkungen, Risiken und Chancen berücksichtigt werden. Ein proaktiver Austausch zwischen Unternehmen und Stakeholdern trägt dabei zu einer fundierteren Bewertung bei, weshalb ihre Einbindung von großer Bedeutung ist.
  3. Beobachten: Für Stakeholder dieser Kategorie ist keine aktive Kommunikation des Unternehmens erforderlich. Informationen können passiv über Kanäle wie Social Media oder die Internetseite des Unternehmens bereitgestellt werden. Die direkte Einbindung in die Wesentlichkeitsanalyse ist nicht erforderlich.
  4. Intensiv berücksichtigen: Stakeholder dieser Kategorie sollten kontinuierlich beobachtet werden. Ein regelmäßiger Austausch ist unabhängig von den Geschäftsaktivitäten empfehlenswert. Geeignete Plattformen dafür sind Konferenzen oder Multistakeholder-Foren. Im Rahmen der ESRS können interne Interessenträger die Perspektive externer Stakeholder vertreten. Für die Wesentlichkeitsanalyse sollten diese Stakeholder durch interne Ansprechpartner, die regelmäßig mit ihnen interagieren, einbezogen werden.

5. Stakeholder-Analyse validieren

Eine finale Überprüfung der Erkenntnisse auf Nachvollziehbarkeit und Resonanz durch die Verantwortlichen und im Idealfall durch den Vorstand sorgt dafür, dass die Konsequenzen von allen Protagonisten des Unternehmens befürwortet und mitgetragen wird.

Schlussfolgerung

Die Stakeholder-Analyse hilft, die relevanten Interessengruppen eines Unternehmens zu identifizieren und deren Einfluss sowie Interessen systematisch zu bewerten. Dadurch unterstützt sie die Entwicklung gezielter Strategien im Umgang mit Stakeholdern und fördert eine effektive Kommunikation sowie nachhaltige Entscheidungsfindung.

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