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Part II: Abbildung der doppelten Wesentlichkeit im Unternehmen

Die doppelte Materialität wird im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung über die doppelte Wesentlichkeitsanalyse abgebildet. Dabei lässt sich der Prozess in vier Schritte unterteilen.
Jason Goodman, Unsplash
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1. Identifikation relevanter ESG-Themen unter Einbeziehung der Stakeholder

Die Identifikation relevanter ESG-Themen ist ein zentraler Prozess in der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Dieser Prozess stellt sicher, dass die berichteten Themen sowohl die Perspektiven und Interessen der Stakeholder als auch die strategischen Prioritäten des Unternehmens widerspiegeln. Die Identifizierung erfolgt mithilfe von Stakeholder-Mapping, Datensammlung und Analyse. Die identifizierten Themen werden in Schritt 2 „Bewertung und Priorisierung der relevanten Auswirkungen“ bewertet und basierend auf ihrer Relevanz und ihrem potenziellen Einfluss priorisiert. Dies geschieht oft durch Befragungen, Workshops oder Interviews mit internen und externen Stakeholdern.

2. Bewertung und Priorisierung der relevanten Auswirkungen

Sind die Auswirkungen identifiziert, werden zur Ermittlung der Impact Materialität die  tatsächlichen oder potenziellen Auswirkungen der Geschäftstätigkeit des Unternehmens auf relevante Nachhaltigkeitsthemen unter Berücksichtigung festgelegter Schwellenwerte eingeordnet. Diese Bewertung erfolgt unter Einbezug relevanter Stakeholder-Gruppen und Experten sowie auf Basis wissenschaftlicher und analytischer Wirkungsanalysen, dabei sind sowohl positive als auch negative Effekte relevant.

Zur Identifizierung wesentlicher negativer ESG-Themen orientiert sich das Unternehmen an den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte sowie den OECD-Leitsätzen für multinationale Unternehmen. Entscheidendes Kriterium für die Bewertung ist die Schwere des potenziellen oder tatsächlichen Schadens, gemessen anhand der folgenden Aspekte:

  • Scale (Ausmaß) 

  • Scope (Tragweite) 

  • Irremediable character (Behebbarkeit)

Bei potenziellen negativen Auswirkungen wird zusätzlich die Eintrittswahrscheinlichkeit berücksichtigt, wobei die Schwere der Auswirkungen überwiegt.

3. Priorisierung der Themen

Die Bewertung und Priorisierung der identifizierten Themen dient dazu, die wichtigsten Aspekte herauszufiltern, die in der Nachhaltigkeitsberichterstattung behandelt werden sollen. Der Ablauf erfolgt wie angegeben:

Erstellung einer Wesentlichkeitsmatrix:
Eine zweidimensionale Matrix wird erstellt, in der die Themen anhand zweier Achsen dargestellt werden: die Bedeutung für die Stakeholder (Y-Achse) und die Bedeutung für das Unternehmen (X-Achse). Die Themen werden auf dieser Matrix eingetragen, um visuell zu zeigen, welche Themen sowohl für die Stakeholder als auch für das Unternehmen am wichtigsten sind.

Kriterien festlegen:
Definition spezifischer Kriterien zur Bewertung der Themen, wie z.B. finanzielle Auswirkungen, rechtliche Anforderungen, Reputationsrisiken, Stakeholder-Interesse, strategische Relevanz, etc. Diese Kriterien können durch Workshops, Umfragen und Interviews mit internen und externen Stakeholdern festgelegt werden.

Bewertung und Scoring:
Jedes Thema wird nach den festgelegten Kriterien bewertet und erhält einen Score, der seine Relevanz darstellt. Die Bewertungen können durch Stakeholder-Umfragen, Workshops oder Expertengruppen durchgeführt werden.

Visualisierung und Analyse:
Die bewerteten Themen werden in der Wesentlichkeitsmatrix platziert. Themen, die in der oberen rechten Ecke der Matrix liegen, sind sowohl für das Unternehmen als auch für die Stakeholder am relevantesten und werden als die wesentlichsten identifiziert.

4. Überprüfung und Validierung

Die Validierung der priorisierten Themen stellt sicher, dass die identifizierten wesentlichen Themen korrekt sind und die Nachhaltigkeitsberichterstattung den Erwartungen der Stakeholder entspricht. Folgende Schritte werden empfohlen.

Interne Überprüfung:
Die Ergebnisse der Priorisierung werden intern durch relevante Abteilungen und Führungskräfte überprüft. Es wird sichergestellt, dass die wesentlichen Themen in Übereinstimmung mit der Unternehmensstrategie und den internen Richtlinien stehen.

Externe Validierung:
Einbeziehung externer Stakeholder, wie Kunden, Lieferanten, Investoren, NGOs und Aufsichtsbehörden, um Feedback zu den priorisierten Themen zu erhalten. Dies kann durch Stakeholder-Dialoge, Workshops, öffentliche Konsultationen oder Umfragen erfolgen.

Feedback-Inkorporation: Das erhaltene Feedback wird analysiert und in die Wesentlichkeitsmatrix und die Themenpriorisierung integriert. Anpassungen werden vorgenommen, um sicherzustellen, dass alle relevanten Perspektiven berücksichtigt werden.

Finale Validierung:
Eine abschließende Überprüfung durch das Führungsteam oder den Vorstand, um die endgültigen wesentlichen Themen zu bestätigen. Diese finale Validierung stellt sicher, dass die Nachhaltigkeitsberichterstattung umfassend und ausgewogen ist und den strategischen Zielen des Unternehmens entspricht. 

Zur Durchführung der Wesentlichkeitsanalyse muss das Unternehmen Verfahren festlegen, mit denen tatsächliche oder potenzielle wesentliche negative Auswirkungen identifiziert, überwacht, verhindert, gemindert, wiedergutgemacht oder beseitigt werden. Diese unternehmensspezifischen Due-Diligence-Prozesse haben erheblichen Einfluss auf die Inhalte des Berichts.

Mit einer Software-Lösung, wie beispielsweise dem Core Spot® Manager, lässt sich die doppelte Wesentlichkeitsanalyse inklusive der Wesentlichkeits-Matrix exakt abbilden. Die tüv-zertifizierten Experten von Core Spot® bieten Beratungstermine zur Software-Vorstellung an, die hier direkt gebucht werden können.

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