Suche

Unternehmer aufgepasst: Doppelte Besteuerung für alle Publikumsfonds

Durch das Investmentsteuerreformgesetz kassiert der Fiskus jetzt bei Investmentfonds doppelt mit. Damit kann die Geldanlage für Hoteliers und Gastronomen teuer werden.

Unternehmer aufgepasst: Doppelte Besteuerung der Publikumsfonds.rawpixel | Pixabayrawpixel | Pixabay
Anzeige

Unternehmen in Hotellerie und Gastronomie dürfen sich seit Jahresanfang mit einer neuen steuerrechtlichen Regelung herumschlagen. Die Vermögensverwaltung (privat und unternehmerisch) ist durch das „Investmentsteuerreformgesetz“ komplexer und teurer geworden.

Helmut König, Wirtschaftskanzlei Beiten Burkhardt
Helmut König, Wirtschaftskanzlei Beiten Burkhardt (Foto: Wirtschaftskanzlei Beiten Burkhardt)

Seit Jahresanfang werden bestimmte Erträge deutscher Fonds mit 15 Prozent (normaler Körperschaftsteuertarif) besteuert. Das ist neu, denn bislang werden nur die Anleger besteuert, nicht aber die Fonds selbst. Durch das Investmentsteuerreformgesetz werden Publikum-Investmentfonds getrennt von den Anlegern besteuert und damit fiskalisch selbstständig behandelt. Auf Fondsebene unterliegen Erträge aus inländischen Beteiligungen und Immobilienerträge sowie Veräußerungsgewinne der Körperschaftsteuer. „Daraus folgt eine doppelte Besteuerung für sämtliche Publikumsfonds, denn der Investor versteuert die Gewinne aus seinen Kapitalanlagen grundsätzlich noch einmal“, kommentiert Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Helmut König, Partner der Wirtschaftskanzlei Beiten Burkhardt in Düsseldorf und Leiter der Praxisgruppe Steuerrecht.

Zugleich gewährt der Gesetzgeber bestimmte Freistellungen. Diese betragen bei der Beteiligung eines Privatanlegers an einem Aktienfonds 30 Prozent der Erträge, Investmentanteile im Betriebsvermögen erhalten eine 60-prozentige Freistellung, körperschaftsteuerpflichtige Anleger 80 Prozent. Bei Immobilienfonds bleiben 60 Prozent der Erträge steuerfrei, bei ausländischen Investments sind es 80 Prozent. Für Mischfonds gilt eine pauschale 15-prozentige Steuerbefreiung für Privatanleger. Dass dies hochrelevant ist, zeigen die Zahlen der Fondsindustrie. Diese verwaltet ein Gesamtvermögen von 3,1 Billionen Euro und wächst stetig: Investmentfonds sammelten von Anfang Januar bis Ende Juli 2018 netto 56,3 Milliarden Euro ein.

„Diese Anleger müssen sich nun aber aus steuerlicher Sicht erheblich mehr Gedanken machen. Denn nicht mehr alle Fonds-Strukturen sind steuerlich günstig wie in der Vergangenheit, sodass sowohl im Bestand als auch bei der Neuanlage die steuerliche Betrachtung eine herausragende Rolle spielt. Man muss sich das Beispiel der Mischfonds anschauen: Die 15-prozentige Steuerbefreiung für Privatanleger bedeutet, dass 85 Prozent der Gewinne zusätzlich zur ohnehin fälligen Kapitalertrag- beziehungsweise Abgeltungsteuer versteuert werden müssen“, betont Helmut König.

Freilich ist die Besteuerung nicht das ausschlaggebende Kriterium, sondern dies bleiben die Investmentstrategie und die Kennziffern des Fonds. Ein gut laufender Fonds kann natürlich auch gehalten werden, wenn er steuerlich etwas ungünstig ist. Und eine weniger gut laufende Fondsbeteiligung sollte auch dann veräußert werden, wenn sie steuerlich neutral bleibt. Dennoch, so stellt der Beiten Burkhardt-Steuerexperte heraus, bedeutet die gesetzliche Änderung gerade bei größeren Vermögenswerten eine höhere Komplexität in der Fonds-Vermögensverwaltung. „Investmententscheidungen sollten dementsprechend auch mit dem steuerlichen Berater abgestimmt werden, um Vermögensschäden zu vermeiden. Hoteliers und Gastronomen haben also eine neue, zusätzliche Beschäftigung.“

Lesen Sie auch
Branche und TrendsMarketing
Trendradar 2026 – Was erwartet die Gastronomie?

Sie wollen regelmäßig Informationen rund um Finanzen und das Gastgewerbe bekommen? Melden Sie sich hier für unseren Newsletter an.

Weitere Artikel zum Thema

orderbird
Fünf kleine Gerichte statt eines Hauptgangs, Essen mit funktionalem Mehrwert und Küchen, in denen KI Teil des Teams ist und Roboter im Service unterstützen – 2026 wird ein spannendes Jahr für die Gastronomie. Welche Veränderungen[...]
orderbird
Access Hospitality
Hotels arbeiten mit durchschnittlich fünf verschiedenen Tools – das kostet pro Teammitglied jährlich mehr als 500 Arbeitsstunden. Carmen Delle-Case, Team Sales Lead bei Access Hospitality, zeigt anhand von drei KI-Entwicklungen zeigen, wie sich das 2026[...]
Access Hospitality
Ricardo Gomez Angel
Steigende Betriebskosten, verschärfter Wettbewerb und der anhaltende Mangel an Fachkräften zwingen die Hotellerie zu strategischen Weichenstellungen. Eine aktuelle Marktanalyse der GetAway Group auf Basis von über 4.000 Partnerhotels im deutschsprachigen Raum identifiziert fünf zentrale Entwicklungen,[...]
Ricardo Gomez Angel
Skillsoft
Fachkräftemangel, steigende Gästeanforderungen und digitale Transformation: Das Gastgewerbe braucht neue Lernkonzepte. Leena Rinne von Skillsoft erklärt, wie kurze, praxisnahe Trainings Mitarbeitende stärken und langfristig binden können.[...]
Skillsoft
Heimpel GmbH
Lieferportale wie Lieferando oder Uber Eats sind für viele Gastronomiebetriebe zentrale Umsatztreiber geworden. Doch die Komplexität steigt: Wie lassen sich parallele Bestellungen aus mehreren Portalen effizient bündeln und rechtssicher verbuchen?[...]
Heimpel GmbH
Unser Newsletter

Bleiben Sie auf dem Laufenden mit regelmäßigen Informationen zum Thema Gastgewerbe. Ihre Einwilligung in den Empfang können Sie jederzeit widerrufen.