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Start-ups und Nachhaltigkeit – was junge Unternehmen beachten müssen

Mit dem fortschreitenden Klimawandel rückt die Notwendigkeit einer klimaneutralen Wirtschafts- und Konsumweise immer mehr in den Mittelpunkt. Besonders neue und junge Unternehmen richten sich im Zuge dessen auf das nachhaltige Wirtschaften aus und beteiligen sich maßgebend an einer Green Economy. Dr. Klaus Fichtner, Gründer und Leiter des Borderstep Instituts für Innovation und Nachhaltigkeit und Professor für Innovationsmanagement und Nachhaltigkeit, zu Chancen und Pflichten für „grüne“ Start-ups.
geralt, Pixabay
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Laut des „Green Startup Monitor 2022“ vom Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit handelt es sich bei etwa einem Drittel der Neugründungen in Deutschland um grüne Start-ups. Die neuen Unternehmen stehen für zukunftsweisende Geschäftsmodelle und innovative Beiträge für Gesellschaft und Umwelt. Dabei sehen sie sich trotz des hohen Bedarfs an einer nachhaltigen Wirtschaftsweise mit Herausforderungen konfrontiert. Was grüne Start-ups auszeichnet, was sie beachten müssen und wie sie mit ihren Beiträgen den Weg zu einer nachhaltigeren Gesellschaft und zukunftsorientierten Wirtschaft fördern können, erklärt Prof. Dr. Klaus Fichter im Interview.

Herr Professor Doktor Fichter, wie lassen sich grüne Start-ups definieren?

Ein grünes Start-up zeichnet sich durch ein innovatives, junges Unternehmen aus, das eine doppelte Dividende leistet. Zum einen die wirtschaftliche Dividende, also der ohnehin erwartete Beitrag, zum anderen einen ökologischen, gesellschaftlichen Ansatz. Entsprechend leisten sie etwas für die Gesellschaft, was nicht immer betriebswirtschaftlich belohnt wird. Als positiver externer Effekt gilt ihr Beitrag zum Klimaschutz, von dem die Gesellschaft profitiert, wodurch das grüne Start-up aber nicht ohne Weiteres eine Gewinnsteigerung erfährt.

Gibt es unterschiedliche Arten von grünen Start-ups?

Grüne Start-ups weisen zwei unterschiedliche Arten von Geschäftsmodellen auf. Neben analogen Geschäftsmodellen, wie zum Beispiel Ladengeschäften oder physischen Produkten, setzt sich ein großer Teil der grünen Neugründungen aus Start-ups mit digitalem Bezug zusammen. Das sind z.B. Software-as-a-Service-Angebote oder Kombinationen aus Software und Hardware-Produkten, z.B. eine energieeffiziente Wasserpumpe, die durch Künstliche Intelligenz optimiert wird.

Welchen Herausforderungen stehen grüne Start-ups gegenüber?

Eine zentrale Herausforderung für grüne Start-ups stellt die Finanzierung dar. Viele Investoren beziehungsweise Fördermittelgeber haben das Vorurteil, dass grüne Start-ups nicht gewinnorientiert sind und daher mit Blick auf Rendite weniger interessant sind. Unsere Untersuchungen zeigen allerdings das Gegenteil: Mithilfe des Green Startup Monitor, einer Langzeitbeobachtung des Gründungs-Ökosystems in Deutschland, konnten wir feststellen, dass die meisten grünen Start-ups genauso profitabel sein wollen wie herkömmliche Start-ups, dabei aber zusätzlich einen klaren ökologischen oder sozialen Nutzen stiften wollen. Zwar kennen sich Investoren mittlerweile mit der „Green Economy“ immer besser aus, wodurch sich das anhaltende Vorurteil gegenüber grünen Start-ups langsam abbaut. Für grüne Start-ups mit digitalen
Geschäftsmodellen ergeben sich zudem Vorteile, weil sie schneller skalieren, d.h. wachsen und leichter internationale Märkte erschließen können. Das Thema Datenschutz ist dabei stets zu beachten.

Wie erhalten grüne Start-ups dennoch die benötigten Finanzierungen und Förderungen und welche Institutionen spielen dabei eine Rolle?

Grüne Start-ups haben die Möglichkeit, mithilfe von spezialisierten Programmen gefördert und finanziert zu werden. Diese werden beispielsweise von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt angeboten. Hier werden pro Jahr ca. 10-15 Start-ups gefördert, die mit ihren neuen innovativen Produkten und Dienstleistungen überzeugen konnten und konkrete Beiträge zu Umwelt- und Klimaschutz liefern. Gemeinsam mit dem Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit sowie der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg haben wir uns dafür eingesetzt, dass Nachhaltigkeit zu einem wichtigen Ziel und Kriterium in staatlichen Förderprogrammen wird. Auch in der Politik findet das Thema mittlerweile Anklang. Beim Förderprogramm „EXIST – Ausgründungen aus der Wissenschaft“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz haben Fragen der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit bislang keine nennenswerte Rolle gespielt. Nun hat das Ministerium aber angekündigt, zusätzlich Nachhaltigkeitskriterien in das Programm aufzunehmen. Das ist ein erfreulicher und wichtiger Schritt, um die Berücksichtigung der großen Zukunftsherausforderungen in der staatlichen Gründungsförderung gebührend zu berücksichtigen.

Was müssen grüne Start-ups im Besonderen beachten, um diese Bewertungskriterien zu erfüllen und sich schließlich als „grün“ zu betiteln?

Um Greenwashing zu vermeiden, wurde unter anderem die EU-Taxonomie im Rahmen des „Sustainable Finance“-Aktionsplans der EU entwickelt. Dass danach auch Atomkraft und Erdgastechnologien als „nachhaltig“ gelten, ist Etikettenschwindel und nicht akzeptabel. Ich gehe aber davon aus, dass dies in den nächsten Jahren noch korrigiert wird. Die EU-Taxonomie wird auch für Start-ups zunehmend relevant, da potenzielle Investoren ökologische und soziale Belege für die Unternehmen sehen wollen. Die Behauptung allein, ‚grün‘ zu handeln, reicht nicht mehr aus.

Welche Faktoren fließen konkret in die Bewertung der Nachhaltigkeitswirkung von Start-ups von Seiten der Investoren ein, damit diese entsprechend gefördert werden können?

Das sind belegbare, nachweisbare Beiträge zu Umwelt- und Klimaschutz, zum Beispiel die Senkung von Treibhausgasen, die Erhöhung der Recycling- und Sekundärrohstoff-Quote oder energieeffizientes Arbeiten. Die Herausforderung für Start-ups ist, dass sie jung sind und noch keine Unternehmensgeschichte haben. In diesem Fall wird das Potential für die Zukunft anstelle der Leistung aus der Vergangenheit bewertet.

Wie wird dieses Potential für die Zukunft bewertet und wie lässt sich prüfen, welchen Nutzen und Mehrwert grüne Start-ups für Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft bewirken?

Wir haben zusammen mit vielen Organisationen in einem Prozess beim Deutschen Institut für Normung einen Standard, die DIN SPEC 90051-1 „Nachhaltigkeitsbewertung von Start-ups“ entwickelt. Der Standard legt fest, was beachtet werden muss, wenn das Thema Nachhaltigkeit auf dem Prüfstand steht. Faktoren, die in die Bewertung von grünen Start-ups miteinfließen, richten sich hauptsächlich auf die Produkte oder Dienstleistungen des Unternehmens, weil dies die zentrale unternehmerische Leistung ist. Wie können diese zur Nachhaltigkeit beziehungsweise zum Klimaschutz beitragen? Es sollte festgestellt werden, ob das Produkt um einen bestimmten Faktor energiesparender als herkömmliche Produkte ist und wiederum zur CO2-Minderung beiträgt. Einen weiteren Faktor stellt das Gründungsteam selbst dar. Nimmt man ihnen ab, dass sie sich engagiert für unternehmerische Nachhaltigkeitsziele einsetzen? Weisen sie die Kompetenz auf, Nachhaltigkeit nicht nur als ‚nice to have‘ anzugehen, sondern engagiert voranzutreiben? Und schließlich gilt es zu prüfen, mit welchen Partnern grüne Start-ups gemeinsam die Kreislaufwirtschaft unterstützen. Praxisleitfäden zur Umsetzung können von der Website des Borderstep Instituts kostenlos heruntergeladen werden. Die Tools stellen zunächst die Möglichkeit für die Selbstüberprüfung dar, sind aber kein von einem externen unabhängigen Gutachter erstelltes Prüfsiegel. Ein offizielles Zertifikat als Nachweis von nachhaltigen Beiträgen ist jedoch in Planung – die Grundlage besteht bereits.

Wie bereits erwähnt sind digitale Angebote eine Möglichkeit, als grünes Start-up aktiv zu werden. Wie schätzen Sie das öffentliche Interesse an nachhaltigen Dienstleistungen via App ein?

Generell hat sich das Interesse an nachhaltigen Angeboten mittels Apps in den letzten Jahren sowohl in der Bevölkerung als auch politisch gesteigert – das sah vor zehn Jahren noch anders aus und ist daher sehr erfreulich. Die umweltpolitische Digitalagenda erhielt Einzug in die Politik und beschäftigt sich mit der Frage, wie Digitalisierung für die Umwelt genutzt und Förderprogramme entsprechend eingesetzt werden können. Darüber hinaus wird auf politischer Ebene klar, dass nicht alles, was digital daherkommt, auch ein Beitrag zum Klimaschutz leistet. *

Jeder möchte seinen Beitrag zum Schutz der Umwelt leisten, weshalb das Interesse an nachhaltigen Dienstleistungen definitiv groß ist. Mithilfe digitaler Geschäftsstrategien und Apps wird dieser Bedarf getroffen. Grüne Start-ups leisten hier einen maßgebenden Beitrag für eine nachhaltigere Gesellschaft. Dass die Bevölkerung sowie die Politik diesen Beitrag anerkennen, entsprechend fördern und in den Mittelpunkt stellen, ist essenziell, um Wirtschaftlichkeit mit Nachhaltigkeit langfristig miteinander zu vereinen.

Grün, digital und kundenorientiert: Merways bietet Lösung zur nachhaltigen Unterstützung von Gastronomiebetrieben

Nachhaltiges Handeln ist für Start-ups und junge Unternehmen mit einigen Herausforderungen verbunden. Um erfolgreich und zugleich nachhaltig zu wirtschaften, braucht es daher mehr als nur gute Ideen. Finanzierungen durch Förderungen stellen hier einen wichtigen Aspekt für aufstrebende grüne Start-ups dar. Zudem gilt es, neben dem wirtschaftlichen Beitrag, stets einen nachhaltigen Mehrwert zu schaffen, der darüber hinaus auch im gesellschaftlichen Interesse steht. Wie sich ein digitales Geschäftsmodell dem wachsenden Interesse an nachhaltigen Dienstleistungen anpasst und einen maßgebenden Beitrag für eine zukunftsorientierte Gesellschaft und Wirtschaft leistet, zeigt die Merways GmbH. Das grüne Start-up unterstützt die Einführung eines Mehrwegsystems im Außer-Haus-Geschäft und bietet Gastronomiebetrieben eine kundenfreundliche Möglichkeit zum Verleih von Mehrwegbehältern mithilfe der eigenen Merways-App. Die Merways GmbH liefert damit allen Gastro-, Catering- und LEH-Betrieben sowie ihren Kunden eine innovative, einfache und kostenfreie Lösung für ihr Mehrweg-Angebot. „Mithilfe der Merways-App soll das Ausleihen von Mehrwegbehältern für Gastronomen gleichermaßen wie für die Endverbraucher selbst beschleunigt und erleichtert werden“, so Dr. Frank Lampe, Managing Director Merways GmbH. „Zudem ermöglichen wir damit einen neuen Kommunikationskanal vom Betrieb zum Kunden und verknüpfen beide digital miteinander.“

Mit der gesetzlichen Vorgabe zum verpflichtenden Angebot von Mehrwegverpackungen seit 2023 müssen Gastronomiebetriebe besondere Faktoren stemmen, wie zum Beispiel einen vergrößerten Personaleinsatz durch die spezifische Reinigung von Mehrwegbehältern, mehr Stauraum für die entsprechenden Produkte sowie einen höheren Wasser- und Energieverbrauch aufgrund der steigenden Spülgänge. Um die Betriebe hier zu entlasten und ihnen ein umfassendes Mehrweg-Verleihsystem zu gewährleisten, bietet die Merways-App eine ideale Funktionsweise im Sinne des nachhaltigen Ansatzes von Mehrweg-Produkten. Diese ermöglicht den Kunden von Gastronomiebetrieben einen Überblick über ausgeliehene Behälter und stellt zugleich eine Erinnerungs- und Bezahlfunktion entsprechend einer fristgerechten Rückgabe zur Verfügung. In Anbetracht des vereinfachten Zugangs sowie der Möglichkeit zur schnellen Verbreitung von vernetzten und nachhaltigen Angeboten über Apps, steht die Lösung der Merways GmbH im Einklang mit dem Leitgedanken von grünen Start-ups mit digitalem Bezug.

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