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Mehrweg ganz pragmatisch: Neuer Leitfaden für Gastronomien zeigt Weg aus der Verpackungskrise

Die Hoffnungen waren groß, als im Januar 2023 die Mehrwegangebotspflicht eingeführt wurde. Alle Anbieter von Speisen und Getränken für den Außer-Haus-Verzehr müssen seitdem eine Alternative zu Einwegbehältnissen anbieten. Das Gesetz sollte dem Mehrweg zum Durchbruch verhelfen, doch nach über einem Jahr steht fest: Das Ziel wurde verfehlt. Das kostenlose Playbook soll zeigen, wie Mehrweg doch noch zum Standard werden kann.
Haferkater, VytalHaferkater, Vytal
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Positive Eekte gab es nur zu Beginn, die Mehrwegquote bleibt mit einem Wert von nur 1,6 Prozent verschwindend klein. Stattdessen stieg der Verbrauch von Einwegbehältnissen im letzten Jahr von 13,6 auf 14,6 Milliarden.* Gleichzeitig stehen die Konsument:innen dem Mehrweg grundsätzlich positiv gegenüber: 90 Prozent wollen wiederverwendbare Verpackungen nutzen – doch nur 18 Prozent fragen aktiv nach.** Dieses riesige Potenzial will das Bündnis „mehrweg.einfach.machen” ausschöpfen und veröentlicht dazu heute das „Playbook: Mehrweg am Point of Sale” – ein Leitfaden, der Gastrobetrieben dabei helfen soll, Mehrweg zum Standard zu machen.

Pragmatisch vor Ort die Mehrwegquote steigern

Im kostenlos und frei verfügbaren Playbook finden Gastronom:innen erprobte Strategien und Tipps für die Umsetzung von sieben „Nudges”: Verhaltensimpulse für Konsument:innen, sich am Ort des Verkaufs für die Nutzung von Mehrweg- statt Einwegbehältern zu entscheiden. Anhand von Fallbeispielen großer Systemgastronomien zeigt das Playbook praxisnah, wie Gastronom:innen mit pragmatischen Anreizen die Mehrwegquote steigern können. Lukas Schuck von ProjectTogether, eine der Organisationen hinter mehrweg.einfach.machen, erklärt: „Damit die Mehrwegangebotspflicht endlich wirken kann, braucht es einen gemeinsamen Kraftakt. Gastros geben dabei den Ton an. Mit unserem Nudging-Playbook wollen wir gastronomische Betriebe in ganz Deutschland inspirieren und motivieren, sich unseren Mehrweg-Pionier:innen anzuschließen und der Mehrwegwende den Weg zu bereiten.”

Gebündelte Erkenntnisse aus Deutschlands größtem Mehrweg-Experiment

Die imPlaybook zusammengefassten Erkenntnisse basieren auf einem außergewöhnlichen Experiment: Im Herbst 2023 haben acht Systemgastronomien – Burger King, Haferkater, Ikea, Backwerk, Ditsch, Back-Factory, Foodtrucks United und Zeit für Brot – vier Monate lang in 800 Filialen deutschlandweit verschiedene Ansätze erprobt. Über 2,2 Millionen Datenpunkte wurden im Rahmen des Experiments gesammelt und im Rahmen einer wissenschaftlichen Begleitung der Leuphana Universität zusammen mit der gemeinnützigen Organisation Scieneers ausgewertet.

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Zwei Beispiele für die erfolgreich erprobten Nudges:

  1. Mehrweg als (technischer) Standard: Diese Idee schnitt von allen Nudges als klare Gewinnerin ab und ist dabei bestechend einfach: Mehrweg wird von Gastronomien als erste Option angeboten. Der Einwegbecher ist weiterhin verfügbar, doch müssen Verbraucher:innen bewusst danach fragen. Besonders gut funktionierte diese Mechanik, wenn Verbraucher:innen ihre Bestellung am digitalen Terminal durchführten und dort Mehrweg standardmäßig voreingestellt war. IKEA Deutschland führte „Mehrweg als Standard” in insgesamt zwölf Filialen ein: Von einer Mehrwegquote von 5 Prozent Mehrweg schnellte sie in einzelnen Stores im Experimentierzeitraum auf bis zu 80 Prozent hoch.
  2. Mehrweg-Challenge: Burger King rief unter den Mitarbeitenden eine Challenge aus und vergab Preise, wenn das Team die Kund:innen zur Wahl von Mehrweg motivierte. Auch hier zeigten sich schnell Ergebnisse: Filialen wurden durch die Challenge nachweislich motiviert und konnten ihre Mehrwegquote um bis zu 155 Prozent steigern.

Beste Wirkung in Kombination mit weiteren Maßnahmen

Die Playbook-Herausgeber:innen von mehrweg.einfach.machen betonen dabei: Nudges allein sind kein Wundermittel, sondern vor allem dann erfolgreich, wenn sie mit weiteren Maßnahmen kombiniert werden. Filialen, die Mehrwegangebote sichtbar platzieren, ihre Kundschaft darauf aktiv ansprechen oder Mehrweg mittels Kampagnen sichtbar machen, können hohe Mehrwegquoten erreichen, erhalten und potenzieren.

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Die Initiator:innen von mehrweg.einfach.machen laden zu einem digitalen Lern- und Austauschformat ein. Das sogenannte Lernlabor wird regelmäßig statt finden und startet am Mittwoch, 10. April. Eine Ankündigung erfolgt über die Webseite mehrweg-einfach-machen.de und auf LinkedIn. Begleitet von Expert:innen können interessierte Gastronomien außerdem an einem weiteren Nudging-Experiment im Spätsommer oder Herbst 2024 teilnehmen.

Link zum Playbook

Themen in diesem Artikel
Nachhaltigkeit und UmweltschutzMehrwegangebotspflicht

Quellen
* https://www.wwf.de/themen-projekte/plastik/mehrweg#c55705
https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Plastik/Ein-Jahr-Mehrwegangebotspflicht-Erste-Ergebnisse-der-WWF-Marktanalyse.pdf
**
https://www.umweltbundesamt.de/themen/nachhaltigkeit-strategien-internationales/umwelt-bewusstsein-in-deutschland#:~:text=Der%20Schutz%20von%20Umwelt%20und%20%E2%81%A0Kli-ma%E2%81%A0%20ist%20für,allerdings%20ein%20leichter%20Rückgang%20ab

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