In der monatsweisen Betrachtung liegen die Übernachtungszahlen durch die wiedererstarkten Nachfrageimpulse im Städte- und Geschäftstourismus sowie bei den Gästen aus dem Ausland bereits seit August wieder auf Augenhöhe mit dem Niveau des Jahres 2019. Wie sich die Corona-Krise auf die Rahmenbedingungen im Gastgewerbe ausgewirkt und das Reiseverhalten in Deutschland beeinflusst hat, zeigt eine Analyse von BNP Paribas Real Estate zu den wichtigsten Entwicklungen und Trends auf dem deutschen Hotelmarkt.
„Ganz gleich, ob man die Zimmerbelegung, die Zimmerraten oder die Zimmerpreise betrachtet: Mit den steigenden Übernachtungszahlen befinden sich auch die wichtigsten Hotel-Performancekennzahlen wieder im Aufwind“, berichtet Alexander Trobitz, Geschäftsführer und Head of Hotel Services der BNP Paribas Real Estate GmbH. Somit erreichte die Auslastungsquote im Oktober knapp 70 %, was einem Anstieg um rund 26 Prozentpunkte in den vergangenen sechs Monaten gleichkommt (März 2022: 44 % Auslastung) und an die Quoten anknüpft, die man mit etwas über 70 % in den Vor-Corona-Jahren gewöhnt war. In den größten Tourismus-Hochburgen, allen voran Berlin, Hamburg und München, werden bereits wieder Monatswerte von fast 79 %, 76 % und 73 % erreicht. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Blick auf die Preis- bzw. Erlös-Indikatoren ADR (Zimmerraten) und RevPAR (Zimmerpreise), die in den vergangenen sechs Monaten um ein beziehungsweise knapp zwei Drittel auf fast 127 EUR und 87 EUR pro Zimmer im Oktober zugelegt haben.
Freizeittourismus als große Konstante, Städtetourismus zieht 2022 wieder spürbar an
Trotz der sich andeutenden Trendwende bei den Tourismuskennzahlen sei auf die äußerst schwierige Situation für den Hotelmarkt in den Jahren 2020 und 2021 hingewiesen, in denen jeweils nur rund 60 % der Übernachtungen aus dem Jahr 2019 gezählt werden konnten. „Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass das Gastgewerbe in dieser Zeit vollständig zum Erliegen gekommen ist, sondern vielmehr, dass deutliche Verschiebungen im Reiseverhalten zu beobachten waren, die sich auch zukünftig auf den Tourismussektor in Deutschland auswirken dürften“, erläutert Alexander Trobitz. So waren 2019 mit Berlin (34 Mio. Gäste), München (18 Mio. Gäste) und Hamburg (15 Mio. Gäste) noch drei Städte in den Top 5 der beliebtesten Reisegebiete vertreten, während in den Jahren 2020 und 2021 Urlaubsregionen wie etwa die Ost- und Nordsee, das Allgäu, Vorpommern oder die mecklenburgische Ostseeküste die Spitzenpositionen unter den Reisegebieten besetzten.
Insgesamt mussten diese Urlaubs-Hotspots, trotz der einschneidenden Maßnahmen während der Corona-Krise, im Gesamtjahr 2021 mit einem Minus von durchschnittlich rund 17 % im Vergleich zu 2019 lediglich geringe Rückgänge hinnehmen. Die größten deutschen Metropolen Berlin, Hamburg und München haben im gleichen Zeitraum dagegen um fast 60 % nachgegeben. Bemerkenswert ist hierbei jedoch, dass die Top-Märkte sich ebenso schnell erholen konnten wie sie in den durch Lockdown-Phasen geprägten Jahren Federn lassen mussten. Dementsprechend lagen die Übernachtungszahlen der drei größten deutschen Städte zum Ende des dritten Quartals 2022 im Schnitt fast 130 % über den Werten des vergleichbaren Vorjahreszeitraums. In den Freizeitregionen, die sich in den vergangenen Jahren relativ stabil präsentiert hatten, fiel demnach auch die Erholungskurve im Jahr 2022 mit einem Anstieg um weniger als 30 % deutlich flacher aus als bei den größten Städtedestinationen.
Ob und inwieweit auch Hotel-Investments von den positiven Trends bei den Performance-Kennziffern profitieren können, bleibt gerade vor dem Hintergrund der finanzmarktgesteuerten Unsicherheiten auf dem gesamten Gewerbe-Investmentmarkt abzuwarten. „Deals wie der Ankauf des A-Rosa auf Sylt im dritten Quartal 2022 sind jedoch sowohl ein positives Signal für die weitere Entwicklung als auch ein Indiz dafür, dass deutsche Urlaubsregionen längst auf die Landkarte des Hotel-Investmentmarkts gerückt sind“, deutet Alexander Trobitz auf die Perspektiven und Chancen für Hotel-Investments hin, die sich aus den Trends im Tourismussektor ergeben dürften.
Der digitale und interaktive BNPPRE-Tourismusatlas zeigt Übernachtungszahlen zu unterschiedlichen Zeiträumen und Veränderungsraten für insgesamt rund 140 Reisegebiete in Deutschland.