Suche

DEHOGA-Kritik an neuem Berufsbildungsystem: Neues Validierungsverfahren bürokratisch und teuer

Nach dem Bundestag hat in seiner Sitzung am 5. Juli 2024 nun auch der Bundesrat dem Berufsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz (BVaDiG) zugestimmt. Das Gesetz tritt damit am 1. August 2024 in Kraft. Die Erleichterung der Nutzung digitaler Dokumente und die Ermöglichung medienbruchfreier digitaler Abläufe in der Verwaltung der beruflichen Bildung hatte der DEHOGA begrüßt, das Validierungsverfahren sieht der Verband kritisch.
WebTechExperts, Pixabay
Anzeige

Beispielsweise können Ausbildungsverträge demnächst auch in Textform (statt zwingend in strenger Schriftform mit Originalunterschriften) abgeschlossen werden, Ausbildungsbetrieb und Azubi können sich auf ein ausschließlich elektronisches Zeugnis verständigen. Es wird klargestellt, dass Ausbildungsinhalte auch mobil, z.B. per Videokonferenz vermittelt werden können. Das erleichtert es insbesondere Hotel- und Gastronomieunternehmen mit mehreren Standorten, auszubilden, ohne dass Ausbilder und Azubi gleichzeitig anwesend sein müssen. Auch bei Prüfungen werden digitale Zuschaltungen einzelner Prüfer ermöglicht. Positiv ist auch die Ausweisung der Berufsschulnote auf dem Kammerzeugnis.

Kritisch bewertet der DEHOGA dagegen das neue Validierungsverfahren im Berufsbildungsgesetz. Mit einem formalisierten und sehr aufwändigen Feststellungsverfahren bei den Kammern wird so praktische Berufserfahrung bescheinigt. Dabei ist das Ziel richtig und wichtig: Gerade im Gastgewerbe mit seiner Vielzahl wertvoller angelernter Kräfte ist es für Mitarbeitende und Unternehmen hilfreich, beruflich erworbene Kompetenzen sichtbar zu machen und so den Pool qualifizierter Mitarbeiter – auch ohne formalen Ausbildungsabschluss – zu erweitern. Der DEHOGA hatte sich daher in den vergangenen Jahren im Pilotprojekt „Valikom“ zur Sichtbarmachung informeller Kompetenzen engagiert. Allerdings ist das jetzt letztendlich gesetzlich geregelte Validierungs-Verfahren langwierig, aufwändig und teuer. Es bindet Prüferkapazitäten bei den Kammern, die besser für Abschluss- und Zwischenprüfungen genutzt würden. Es ist davon auszugehen, dass die Kammern den hohen Sach- und Personalaufwand für die
individualisierten Verfahren über beträchtliche Gebühren für die Antragsteller oder über die Kammerumlage gegenfinanzieren werden. Echten Mehrwert bietet das Validierungsverfahren dagegen nicht. Denn wer Berufserfahrung nachweisen kann, kann sich heute schon zur Externenprüfung anmelden. Wer dagegen das Validierungsverfahren durchläuft, bleibt formal ohne Abschluss. Irritationen bei der tariflichen Eingruppierung sind vorprogrammiert. Zumindest wurde nach Intervention der Wirtschaft und des Bundesrates ein Mindestalter von 25 Jahren festgelegt. So kann hoffentlich verhindert werden, dass das Validierungsverfahren die geregelte duale Berufsausbildung verdrängt.

Weitere Artikel zum Thema

„Wir wollen nicht, dass die Leute aus Neugier oder auf der Suche nach einem Quoten-Syrer kommen, sondern wegen des Essens.“Salam Kitchen
Salam – das heißt in vielen Ländern der arabischen Welt so viel wie Hallo, wörtlich übersetzt aber Frieden. Beides stimmt als Motto für das Salam Kitchen in Münster. Doch manches ist anders als in einer[...]
Marvin Meyer | Unsplash
Eltern einer Familie mit fünf minderjährigen Kindern hatten ein Hotel verklagt, weil es die Buchungsanfrage ablehnte und sich darauf berief, nur Gäste mit einem Mindestalter von 16 Jahren aufzunehmen. Auch in der Revision wurde zugunsten[...]
HOGA im Überblick | Unsere ausgesuchte Sammlung der relevanten Links der letzten 7 Tagerawpixel | Pixabay
Wer sein Hotel mit Möbeln aus dem Ritz ausstatten möchte, kann jetzt zuschlagen, alles wird versteigert. Digital voraus: Bewerber informieren sich online über potentielle Arbeitgeber und Tripadvisor-Platzierungen können erkauft werden.[...]
Motel One Stuttgart-Mitte
Motel One investiert in zwei komplette Hotelrenovierungen in Stuttgart: Während im Motel One Stuttgart-Feuerbach Innovationen, Erfindungen und die Autostadt interpretiert werden, feiert das neue Design im Motel One Stuttgart-Mitte die Staatstheater Stuttgarts und insbesondere das[...]
Alexander Winkler
Eine Ausbildung in der Gastronomie oder Hotellerie klingt im ersten Moment nicht nach einem Traumjob? Ist es aber! Denn ab sofort verdienen Auszubildende bei der Artprojekt 30 Prozent mehr Gehalt, als es in der Branche[...]
Unser Newsletter

Bleiben Sie auf dem Laufenden mit regelmäßigen Informationen zum Thema Gastgewerbe. Ihre Einwilligung in den Empfang können Sie jederzeit widerrufen.