Ob Allergien, spezielle Ernährungsweisen oder der Lieblingsplatz am Fenster – persönliche Wünsche gehören im Gastgewerbe längst zum Alltag. Individualisierung und Personalisierung sind heute keine Zusatzleistungen mehr, sondern ein nicht zu unterschätzender Erfolgsfaktor. Gastronomen, die wissen, was Stammgäste bevorzugen, flexibel auf Sonderwünsche reagieren oder persönliche Empfehlungen aussprechen, schaffen Erlebnisse, die im Gedächtnis bleiben – und damit die Grundlage für Weiterempfehlungen und zufriedene Gäste, die gerne wiederkommen. Zugleich steigt das gesellschaftliche Bewusstsein für gesunde Ernährung, Nachhaltigkeit oder individuelle Lebensstile. Gäste bringen heute ganz unterschiedliche Bedürfnisse mit und erwarten, dass diese ernst genommen werden. Das verändert die Ansprüche an Küche, Service und Prozesse.
Individualisierung vs. Personalisierung – was ist der Unterschied?
Individualisierung geht vom Gast selbst aus. Gerichte oder Prozesse werden an die individuellen Wünsche der Gäste angepasst, bspw. wenn diese bei Kaffee-Spezialitäten zwischen Kuhmilch oder pflanzlichen Alternativen oder bei Gerichten eine bevorzugte Beilage wie Kartoffeln, Pommes oder Reis wählen können. Während der Betrieb hier den Rahmen schafft, damit Gäste sich je nach Präferenz zwischen Optionen entscheiden können, geht Personalisierung einen Schritt weiter: Hier nutzen Gastronomen vorhandene Informationen, z. B. aus Gästedatenbanken (CRM) oder digitalen Kassensystemen, um aktiv passende Empfehlungen auszusprechen oder Aufmerksamkeiten bereitzustellen. Das umfasst z. B. die persönliche Ansprache der Stammgäste oder eine speziell dekorierter Platz für eine Geburtstagsfeier.
Beide Methoden zielen darauf ab, dem Gast das Gefühl zu geben, verstanden und wertgeschätzt zu werden. Dabei gilt: Die richtige Dosierung entscheidet. Zu viel Personalisierung kann aufdringlich wirken, sodass ein bewusster Einsatz und situatives Feingefühl der Schlüssel für ein positives Erlebnis während des Restaurantbesuchs sind.
Wo liegen die praktischen Herausforderungen bei der Umsetzung?
Individuelle Vorlieben bedeuten für Gastronomen zusätzliche Anforderungen: Sonderwünsche müssen erfasst, fehlerfrei übermittelt und entsprechend umgesetzt werden – oft unter Zeitdruck und zu voll besetzten Tischen. Nicht selten ist der Informationsfluss zwischen Service und Küche fehleranfällig: Denn Bestellungen auf Papier oder verbale Zusatzinfos können vermehrt zu Rückfragen oder Missverständnissen führen. Auch organisatorisch fehlt es an klarer Struktur, sodass das Tempo leidet, wenn alle Wünsche manuell erfasst und abgeglichen werden müssen. Besonders zu Stoßzeiten kann das schnell zu Frust auf beiden Seiten führen.
Wie lassen sich individuelle Wünsche und effiziente Abläufe miteinander vereinbaren?
Die Antwort liegt in einer klugen Kombination aus organisiertem Prozessdenken und digitaler Unterstützung. Damit Individualisierung und Personalisierung im Alltag nicht zur Hürde werden, müssen sie standardisiert erfasst und nahtlos in bestehende Abläufe eingebunden sein. Genau hier setzen digitale Lösungen an und schaffen eine Verbindung zwischen persönlichem Service und hoher Effizienz.
Cloudbasierte Kassensysteme ersetzen die Zettelwirtschaft oder mündliche Zurufe an die Küche durch strukturierte Eingabemasken auf mobilen Endgeräten wie Tablets oder Smartphones. Sonderwünsche lassen sich direkt bei der Bestellung erfassen und automatisch an die Küche übermitteln. Das spart nicht nur Wege und Zeit, sondern vermeidet auch Rückfragen und Fehler, sodass der vegane Gast auch garantiert keinen Burger mit Fleisch serviert bekommt.
Digitale Bestellungen per QR-Code haben sich bereits in einigen gastronomischen Betrieben etabliert. Gäste scannen den QR-Code am Tisch, rufen das digitale Menü auf und bestellen direkt selbst – inklusive Filterfunktionen für Allergene, Sonderwünsche oder individuelle Kombinationen. Das entlastet nicht nur das Servicepersonal, sondern bietet zugleich die Möglichkeit, persönliche Vorlieben direkt zu erfassen.
Moderne POS-Systeme mit CRM-gestützter Gästedatenbank bieten Gastronomen die Möglichkeit, Informationen wie Bestellhistorien, persönliche Vorlieben oder Unverträglichkeiten zentral zu speichern – selbstverständlich nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Gäste. Ob „ohne Zwiebeln“, „glutenfrei“ oder das Lieblingsgericht eines Stammgastes: Solche Hinweise lassen sich automatisch hinterlegen und beim nächsten Besuch gezielt berücksichtigen. So wird nicht nur der Service individueller, sondern es eröffnen sich auch neue Möglichkeiten für personalisierte Empfehlungen. Darüber hinaus können die Daten für gezielte Marketingaktionen genutzt werden, etwa für Einladungen zu besonderen Events oder saisonalen Menüs. Reservierungssysteme mit Gästeprofilen bieten zusätzliches Potenzial für personalisierte Erlebnisse. So können Gäste direkt bei der Reservierung angeben, dass sie bspw. gerne auf der Terrasse sitzen wollen oder ein veganes Menü wünschen. Gastronomen können den Besuch so optimal vorbereiten, sodass dieser für die Gäste in Erinnerung bleibt.
Was sollten Betriebe bei der Einführung digitaler Systeme beachten?
Digitale Tools können Abläufe in der Gastronomie deutlich erleichtern – doch ihr Erfolg ist kein Selbstläufer. Entscheidend ist, dass die Lösungen zum jeweiligen Betrieb passen und sich reibungslos in bestehende Prozesse einfügen. Besonders wichtig ist dabei eine intuitive Bedienbarkeit. Systeme sollten schnell und unkompliziert zu erlernen sein – nicht nur für Gastronomen selbst, sondern vor allem für das Servicepersonal. Ebenso zentral ist die Einbindung der Mitarbeitenden. Wird das Team frühzeitig informiert, geschult und in die Umstellung einbezogen, können Vorbehalte direkt zu Beginn abgebaut werden.
Auch die Gäste dürfen nicht aus dem Blick geraten: Technik darf nicht zur Barriere werden, sondern soll auch den Komfort für Gäste erhöhen. Eine digitale Speisekarte ist bspw. nur dann eine Erleichterung, wenn sie keine zusätzliche App-Installation erfordert.
Ebenso spielt der Datenschutz eine wichtige Rolle – besonders dann, wenn persönliche Vorlieben oder Namen gespeichert werden. Transparenz und Sicherheit sind hier unerlässlich, damit sich Gäste auf einen verantwortungsvollen Umgang mit ihren Daten verlassen können.
Nicht zuletzt ist es wichtig, digitale Tools nicht als technokratischen Ersatz menschlicher Interaktion zu verstehen, sondern als sinnvolle Ergänzung der Servicequalität. Wenn Standardprozesse automatisiert werden, schafft das mehr Freiräume für echte Gastfreundschaft.
Fazit: Geht das – personalisiert UND effizient?
Ja, das geht – wenn Abläufe klug strukturiert und digital unterstützt werden. Werden persönliche Vorlieben systematisch erfasst und reibungslos in bestehende Prozesse integriert, spart das nicht nur Zeit, sondern vermeidet auch Fehler und Missverständnisse. Digitale Tools schaffen hier die nötige Verbindung: Personalisierung und Individualisierung werden so nicht zum Mehraufwand, sondern zur Chance, Effizienz und Gastfreundschaft miteinander zu vereinen und einen Mehrwert zu schaffen – für Gastronomen und Gäste gleichermaßen.









