Warum nachhaltiges Abfallmanagement mehr ist als nur Mülltrennung
Ein durchdachtes Abfallmanagement ist ein zentraler Bestandteil jeder ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie im Hotel- und Gastgewerbe. Es umfasst die Erfassung und Analyse, die konsequente Mülltrennung, den Einsatz von Mehrwegprodukten und die aktive Einbindung von Mitarbeitenden und Gästen. Doch welche Vorteile ergeben sich daraus konkret?
Die wichtigsten Vorteile im Überblick2-4:
- Kosteneinsparung: Weniger Müll bedeutet geringere Entsorgungskosten. Auch der Verzicht auf Einwegprodukte senkt Einkaufskosten langfristig.
- Imagegewinn: Hotelgäste honorieren transparente Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Das stärkt Markenbindung und Vertrauen.
- Gesetzeskonformität: Wer frühzeitig auf ressourcenschonende Maßnahmen setzt, erfüllt aktuelle und zukünftige Umweltauflagen proaktiv.
- Effizienzsteigerung: Monitoring-Tools helfen, Abfallquellen zu identifizieren und gezielte Schritte dagegen zu ergreifen.
- Ressourcenschonung: Recycling und Kompostierung schließen Materialkreisläufe und schonen natürliche Ressourcen.
Viele Green Pearls® Partnerbetriebe setzen bereits heute auf fortschrittliche Abfallkonzepte und zeigen, wie individuell, kreativ und effektiv Low- und Zero-Waste Strategien in der Praxis funktionieren.
Best Practices gegen den Müll
Die Hotels des Green Pearls® Netzwerks gehen unterschiedliche Wege zur Abfallvermeidung, aber haben ein gemeinsames Ziel: Nachhaltigkeit messbar machen.
Digitale Erfassung für mehr Überblick und konsequente Strategie
Im Südtiroler Hotel Weihrerhof ist Abfallmessung längst nicht mehr nur ein Randthema, sondern Kernstück der Nachhaltigkeitsstrategie. „Erst wenn du weißt, wo du stehst, weißt du, wo es hingeht!“, so lautet das Motto von Hoteldirektor Klaus Pichler. Um den Status Quo und Fortschritte zu messen, hat Pichler die App My Monitoring entwickeln lassen, die Kennzahlen zu Energie, Wasser und Müll erfasst. So lassen sich Veränderungen direkt nachvollziehen. Das Ergebnis: Seit 2020 konnte der PET-Verbrauch pro Gast um 400 Gramm gesenkt werden, der Wasserverbrauch der Gäste um 130 Liter. Pichler geht noch weiter und stellt die App anderen nachhaltigen Hotels kostenlos zur Verfügung, ganz im Sinne einer gemeinschaftlichen Transformation.
Das Hotel SANDnature in Timmendorfer Strand nutzt digitale Tools wie den GreenGuide zur Erfassung von Nassmüll, auch bekannt als organische Abfälle oder biologisch abbaubare Abfälle, wie zum Beispiel Küchenabfälle, Speisereste und Gartenabfälle. Die umgesetzten Maßnahmen wie Anpassung der Produktion von Lebensmitteln an Gästeanzahl durch bessere Kommunikation mit der Rezeption oder Optimierung der Bestellmengen zeigten bei der letzten Messung eine Einsparung von 30 % an Lebensmittelabfällen. Das entspricht der CO₂-Ersparnis von 48 Autofahrten von Oberstdorf nach Kiel. Die Daten werden genutzt, um weitere Schritte zur Abfallvermeidung zu entwickeln, ein Paradebeispiel dafür, wie Technologie und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen.
Müll vermeiden, bevor er entsteht
Nachhaltiges Abfallmanagement beginnt oft mit kleinen Schritten, wie eben der systematischen Erfassung von Müllmengen. Im Birkenhof***** Spa & Genussresort werden diese regelmäßig in Zusammenarbeit mit einem Entsorgungspartner dokumentiert und ausgewertet. Die gewonnenen Daten helfen, gezielt Verpackungsmaterialien zu reduzieren und den Einsatz von Plastik weiter zurückzufahren. Besonders im Fokus steht die Umstellung auf Papierverpackungen und recycelbare Alternativen, etwa im Frühstücks- oder Spa-Bereich.
Das Freiburger Stadthotel Green City Hotel Vauban setzt auf Prävention statt Reaktion. „Wir bestellen möglichst nur Waren in Großverpackungen oder ganz ohne Verpackung“, so Geschäftsführerin Johannes Staub. Mülltrennung findet im gesamten Haus statt, von der Küche bis zur Etage. Das Hotel übertrifft damit nicht nur den „Gold Standard“ des Dehoga Umweltcheck, sondern zeigt, dass nachhaltige Prozesse auch in urbanen, budgetorientierten Häusern funktionieren.
Vermeiden, Trennen, Recyceln, Dokumentieren
Im SCHWARZWALD PANORAMA in Bad Herrenalb wird Abfall in beeindruckende 15 Kategorien getrennt. Die Menge des entstandenen Mülls wird jährlich über die Abfallrechnungen und internen Schätzungen dokumentiert. Diese Daten fließen direkt in das CO₂-Bilanzierungstool ein und dienen als Grundlage für strategische Entscheidungen, mit dem klaren Ziel einer kontinuierlichen Reduktion.
Im Naturresort Gerbehof am Bodensee ist Abfallmanagement ein geschlossener Kreislauf: Durch sorgfältige Trennung und die konsequente Kompostierung organischer Reste entsteht nur eine minimale Menge an Restmüll. Da keine reguläre Müllabfuhr das Gelände anfährt, wird der gesamte Abfall vom Team selbst zur Deponie gebracht, ein Prozess, der automatisch für ein hohes Maß an Achtsamkeit sorgt. Küchenabfälle wie Kaffeesatz, Eierschalen oder gebrauchte Servietten landen auf dem hauseigenen Kompost und werden später als natürlicher Dünger auf den Feldern des Resorts eingesetzt.
Auch weitere Mitglieder der Green Pearls® setzen auf gezielte Strategien zur Müllvermeidung und -erfassung. So dokumentiert das OLM Nature Escape in Südtirol seine Abfallmengen im Rahmen der anspruchsvollen GSTC-Zertifizierung und macht Nachhaltigkeit damit systematisch überprüfbar. Das Naturhotel Outside in Osttirol wiederum setzt auf eine wöchentliche Schätzung der Müllmengen, basierend auf den abgeholten Volumen, ein durchaus pragmatischer Ansatz, der Transparenz schafft. In Zermatt in der Schweiz erfasst das Hotel Bella Vista regelmäßig die Leerungen seiner Tonnen und vergleicht diese mit den Vorjahreswerten, insbesondere im Bereich des Bioabfalls. Auf diese Weise können Entwicklungen frühzeitig erkannt und Maßnahmen entsprechend angepasst werden. Auch das Hotel Luise in Erlangen geht den Weg in Richtung Zero-Waste. Aktuell arbeitet das Team an einer verbesserten Methode zur Abfallerfassung, um die Müllvermeidung weiter zu optimieren.
Abfallvermeidung braucht Struktur – und Vorbilder
Die Praxis zeigt: Wer seine Abfallströme kennt, kann nicht nur effizienter wirtschaften, sondern auch ganz konkrete Fortschritte in der Reduktion erzielen. In vielen Green Pearls® Unterkünften gehört dies bereits zum betrieblichen Alltag, nicht als PR-Maßnahme, sondern als Grundlage für nachhaltigere Abläufe. Durch systematische Erfassung, digitale Tools und angepasste Einkaufsprozesse lassen sich Fortschritte dokumentieren. Gleichzeitig zeigt sich: Der Weg zu nahezu abfallfreien Hotelbetrieben ist lang und verlangt strukturelle Veränderungen. Neben Engagement und interner Schulung braucht es klare Standards für die Branche, funktionierende Mehrwegsysteme sowie Unterstützung durch Politik und Lieferketten. Auch das Verhalten der Gäste spielt eine zentrale Rolle, denn Veränderung entsteht nur dort, wo ökologisches Angebot und bewusste Nachfrage zusammenkommen.
Quellen:
- WWF Deutschland. (2023). Geht Mehrweg auch im Hotel? https://www.wwf.de/nachhaltiges-wirtschaften/circular-economy/verpackungen/geht-mehrweg-auch-im-hotel
- DEHOGA Bundesverband. (2022). Leitfaden Nachhaltigkeit im Gastgewerbe. https://www.dehoga-bundesverband.de/themen/nachhaltigkeit
- United Nations Environment Programme (UNEP). (2021). Sustainable Tourism and Waste Management [Report]. https://www.unep.org/resources/report/sustainable-tourism-and-waste-management
- Zero Waste Europe. (2020). Zero Waste in the Hospitality Sector: Best Practices & Business Benefits. https://zerowasteeurope.eu/library/zero-waste-in-the-hospitality-sector/









