Wie verändert die Digitalisierung das Gastronomiegewerbe?
Neben den offensichtlichen Veränderungen, wie etwa Bestell-Terminals in (Fast-Food) Restaurants oder Online-Lieferportalen sind es die vermeintlich kleinen Prozesse, die meist im Hintergrund des Tagesgeschäfts ablaufen, welche durch die Digitalisierung automatisierter und damit effizienter durchgeführt werden. Dazu werden die täglich genutzten elektrischen Geräte oder etwa Kassensysteme mit dem Internet verbunden, um diese clever steuern und beobachten zu können.
Die Beweggründe von Unternehmen sind dabei sehr unterschiedlich:
- Verbesserung des Betriebsergebnisses und der Nachhaltigkeit
- Prozess sowie Controlling Optimierungen
- Steigerung der Qualität und Umgestaltung des Kundenerlebnisses
- Kommunikations- und Imagemaßnahmen
Bereits jetzt investieren laut Boston Consulting Group führende Unternehmen der Gastronomie-Branche bis zu 50 Prozent ihres jährlichen Investitionsbudgets in IT und digitale Innovation.
Welche Bereiche eines Gastro-Betriebs sollten digitalisiert werden?
Es besteht eine große Auswahl an Möglichkeiten, um einen Gastrobetrieb oder Filialen mithilfe von digitalen Anwendungen zu verbessern und die oben beschriebenen Ziele zu erreichen. Dabei unterscheiden sich die Maßnahmen sehr stark in Ihrer Komplexität und im Aufwand.
Zum Beispiel wird mit digitalen Bestell- und Kassensystemen der alltägliche Betrieb vereinfacht und kontrollierbar gemacht. Durch eine App kann mit treuen Kunden kommuniziert werden oder Coupon-Aktionen durchgeführt werden.
Hier versteckt sich ein wichtiger Hebel für Gastronomen, um Kosten zu sparen und gleichzeitig der Umwelt etwas Gutes zu tun.
Wie kann die Digitalisierung genutzt werden, um den Stromverbrauch meiner Küchengeräte zu reduzieren?
Es gibt eine weite Bandbreite an Features, mit der Gastronomiegeräte nachhaltiger gemacht werden können, alle haben aber eins gemeinsam: Es handelt sich um datenbasierte Funktionen. Besonders aussagekräftig sind hierbei die Energiedaten, also Informationen darüber, wann ein Gerät wieviel Strom braucht.
Durch die Erfassung der Verbrauchs- oder Energiedaten eines Geräts wird die Möglichkeit geschaffen die individuelle Nutzung zu dokumentieren. Die gesammelten Daten werden von intelligenten Algorithmen analysiert, um Optimierungspotenziale sowie „Leerlauf-Phasen“ zu identifizieren. So können automatisiert Handlungsempfehlungen für eine energieeffiziente und kostensparende Nutzung errechnet werden. Hierbei gilt: Je mehr Geräte verbunden sind, desto mehr Energie kann gespart werden.
Wie sehen die „Küchengeräte der Zukunft“ aus?
Durch die digitale Vernetzung von Küchengeräten durch IoT-Technologie („Internet der Dinge“) können neben Energieeinsparungen aber auch andere nachhaltige Effekte erreicht werden. Die Lebenszeit der Geräte kann verlängert werden und der Service-Prozess optimiert werden. So wirkt sich zum Beispiel Verkalkung auf den Energieverbrauch der Geräte aus und kann frühzeitig in der Analyse erkannt werden. Idealerweise meldet sich das Gerät automatisch bei der verantwortlichen Servicestelle und kündigt den bevorstehenden Servicebedarf an.
Ein weiterer positiver Aspekt ist die Transparenz des Stromverbrauchs. Mit Hilfe von Online-Dashboards kann die Möglichkeit eingeräumt werden, alle wichtigen Informationen über das Gerät in Erfahrung zu bringen. Zum ersten Mal können Unternehmer genau nachvollziehen, wann und wo wieviel Strom benötigt wird. Das Dashboard eignet sich darüber hinaus hervorragend, um die Nachhaltigkeit des Betriebs und den Beitrag für die Umwelt direkt an die Kunden zu kommunizieren.
Die Vernetzungsfähigkeit der eigenen Produkte gehört mittlerweile zu den mit am höchsten priorisierten To-Dos in den Strategien von Unternehmen die elektronischen Geräte für die Gastronomie herstellen.
Wie können Hersteller von Küchengeräten vorgehen, um ihre Geräte digital aufzurüsten und nachhaltiger zu machen?
Manuel Armbruster, einer der Gründer des Startups KOENA tec aus Stuttgart, unterstützt in seiner täglichen Arbeit Unternehmen bei der Implementierung von IoT-Lösungen sowie der Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle.
Für ihn müssen Gerätehersteller zunächst verstehen „wo sie aktuell in Bezug auf IoT stehen“. Die Ausgangslage sei immer eine andere und müsse individuell bewertet werden. Grundsätzlich lassen sich seine Kunden dabei jedoch in drei Gruppen einteilen:
- Keine IoT-Anbindung ist vorhanden.
- Die Produkte sammeln bereits die ersten Funktions-Daten.
- Energiedaten sind vorhanden, es besteht aber Bedarf an Klärung und Erhebung der darin verborgenen Potentiale wie zum Beispiel neue digitale Services.
In welchem Stadium sich das Unternehmen auch befindet, zunächst ist es von zentraler Bedeutung eine Datengrundlage über die Nutzung des Geräts zu erstellen. „Anschließend können die Daten unter die Lupe genommen und bestimmt werden, welche Probleme mit der Digitalisierung der Produkte adressiert werden können. In dieser Phase der Entwicklung wird auch definiert, welche Mehrwerte für den Kunden und das eigene Unternehmen intern geschaffen werden können.“
Auf die Frage, ob bestehende Geräte mit einer IoT-Schnittstelle nachgerüstet werden sollten anstatt in die Entwicklung eines neuen IoT-fähigen Produkts investiert werden sollte, entgegnet er „Ein ganz klares Ja“. Vor allem unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit macht es Sinn bestehendes Potenzial zu nutzen und bereits vorhandene Geräte mit IoT nachzurüsten.
Ist die Krise eine Chance?
Dem Gastronomie-Gewerbe, das zu den größten Verlierern der Corona-Krise gezählt werden muss, stehen entscheidende Zeiten bevor. Nur wer die großen Herausforderungen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit erkennt und angeht, wird gestärkt aus dieser harten Zeit hervorgehen. Doch diese schwere Last sollte nicht nur von den Gastronomen allein getragen werden. Vor allem die Hersteller der Gastronomiegeräte müssen jetzt den Bedarf ihrer Kunden erkennen und engagiert darauf reagieren.