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Ansätze für neue Hygiene- und Sicherheitsstandards in Hotels

Die Hotelbranche ist auf dem Weg zu einer neuen Normalität: Die Wiedereröffnung der Hotels nach der Corona-bedingten Zwangspause war nur mit Umsetzung umfassender Hygieneregeln möglich. Die Gäste kehren allmählich zurück; viele stehen dem Hotelurlaub indes noch skeptisch gegenüber. Jetzt gilt es, in die Zukunft zu denken und mit nachhaltigen Maßnahmen Vertrauen in einen etwas anderen Hotelalltag aufzubauen. Robert Hübner, Projektentwickler und Betreiber von Hotels, zeigt Erfahrungen und Ansätze für neue Sicherheitsstandards in Zeiten von Corona auf.
mustafagull | iStockphoto
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Auf welche Bereiche sollten sich vorsorgende Maßnahmen in Hotels fokussieren? 

Die Gesundheit von Gästen und Mitarbeitern hat oberste Priorität. Neue Sicherheitsstandards müssen sich schwerpunktmäßig auf operative Betreiberthemen konzentrieren, um der Ausbreitung von Infektionen in Hotels vorzubeugen. Hier sind vor allem Lösungen für die öffentlichen Bereiche gefragt. 

Wie können bestehende öffentliche Bereiche sicherer gestaltet werden?

Generell sollten im gesamten Haus, vor allem in allen öffentlichen Bereichen, Fluren und Mitarbeiterräumen, berührungslose Desinfektionsmittelspender bereitgestellt werden. Zudem reduzieren beispielsweise sensorgesteuerte Türen, Wascharmaturen oder Toilettenspülungen die Gefahr der Kontaminierung und Infektionsübertragung. 

Auch die Ausstattung sowie die Abläufe an der Rezeption können optimiert werden: Trennscheiben aus Plexiglasscheiben, kontaktloses Bezahlen sowie über Automaten abgewickelte Check-In- und Check-Out-Prozesse erhöhen die Sicherheit und sorgen zudem für eine Zeitersparnis für Gäste und Mitarbeiter. 

Essenziell wird die verstärkte Reinigung viel genutzter Flächen sein: Speziell geschulte Mitarbeiter sollten mehrmals täglich Türklinken, Handläufe, Aufzüge, Liegen, Umkleiden etc. säubern und desinfizieren. Klar ist, dass damit der Personal- und Sachkosteneinsatz steigen wird.

Welche Trends in Hotelrestaurants zeichnen sich ab?

Tische müssen großzügiger im Raum verteilt werden, um den Mindestabstand von 1,50 Meter gewährleisten zu können. Positiver Nebeneffekt für den Gast: Er gewinnt mehr Privatsphäre. Die Hotels allerdings müssen Konzepte testen, wie mit möglicherweiseverminderter Restaurantkapazität alle Gäste verköstigt werden können. Hier gibt es sicher kein Patentrezept, jedes Haus muss individuelle Lösungen finden, die seinem Stil, der Zielgruppe und der baulichen Beschaffenheit entsprechen. 

Der Trend zu Menüs und à la Carte-Service zeichnen sich ab. Buffets müssen neu gestaltet werden – mit kleineren Einheiten, Portionierungen oder auch mit Bedienung. Überlegenswert ist auch der Einsatz des Flying Buffets. Wo immer möglich, sollte die Gastronomie ins Freie verlegt werden, was natürlich in unserer Region nur saisonal möglich ist. Auch gilt es natürlich, im Restaurant Hygienemaßnahmen und Reinigungsprozesse anzupassen. 

Welche Relevanz werden Meeting- und Veranstaltungsräume im Hotel haben und wie sind diese gestaltet?

Die Bereiche Meeting und Konferenz werden für eine längere Zeit eine untergeordnete Rolle spielen. Die Ausstattung mit neuester Multimedia- und Mobilfunktechnik sowie High-Speed-Internet wird Standard. Flexible Bestuhlungssysteme ermöglichen eine individuelle Raumgestaltung unter Einhaltung von Abstandsgeboten. Bei der gastronomischen Versorgung in den Veranstaltungsräumen geht der Trend hin zu portionierten Snacks statt klassischem Buffet mit Selbstbedienung.   

Welche Änderungen sollten in den Gästezimmern vorgenommen werden? 

Kurzfristig umzusetzen ist natürlich die Bestückung der Zimmer mit zusätzlichen Hygieneartikeln wie Desinfektionsmitteln, Einweg-Mund-Nasenschutz und -handschuhen. Mittelfristig sollte die Digitalisierung verstärkt Einzug in den Zimmern halten: Sprach- oder App-gesteuerte Geräte und Einrichtungsgegenstände ermöglichen die kontaktlose Bedienung. Modernste Technikschnittstellen und High-Speed-Internet sind auch in den Zimmern ein Muss. 

Empfehlenswert ist zudem die ausschließliche Nutzung von Zimmerkarten statt klassischen Schlüsseln. Diese werden zwar wegen ihrer individuellen Gestaltung von vielen Gästen geschätzt, können aber aufgrund von Verzierungen und empfindlichen Materialien möglicherweise nur unzureichend gesäubert werden. 

Um- und Neubauten von Hotels nach Corona: Was wird anders? 

Öffentliche Bereiche wie Lobby, Restaurant, Bar, Wellness, Fitness und Flure werden großzügiger gestaltet sein müssen, um ausreichend Abstandsflächen generieren, aber auch im Notfall ein „Einbahnstraßen“-Wegesystem einrichten zu können. Konferenzbereiche hingegen werden, wie gesagt, wohl kleiner ausfallen. 

Die Klima- und Lüftungstechnik in Hotels wird optimiert werden müssen. Sehr wahrscheinlich wird man sich dabei an den aktuell hohen Standards der Luftfahrtbranche orientieren. Die Zimmer sollten künftig idealerweise auch über eine Kitchenette sowie einen kleinen Essplatz verfügen, damit der Gast bei Bedarf die Mahlzeiten auf dem Zimmer einnehmen kann. 

Die Digitalisierung der Hotelausstattung wird weiter voranschreiten und zahlreiche Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen unterstützen: sensor-, sprach- und App-gesteuerte Geräte ermöglichen die kontaktlose bzw. kontaktarme Nutzung und senken so das Risiko der Ausbreitung von Infektionen. 

Wie lassen sich die Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen mit dem Umweltschutz vereinbaren?  

Dies wird eine große Herausforderung. Auch hier müssen neue Wege gefunden werden, denn Infektionsschutz darf langfristig nicht auf Kosten des Umweltschutzes gehen. Das derzeitig erhöhte Müllaufkommen, insbesondere von Kunststoff, muss reduziert bzw. nachhaltige Verpackungen müssen eingesetzt werden. Einmal-Handtücher aus Papier können beispielsweise durch sensorgesteuerte, wiederverwendbare Stoffhandtuchrollen ersetzt werden, ökologisch abbaubare Putz- und Pflegemittel sowie ressourcenschonende Techniken sollten genutzt werden. Auch der Turnus der Zimmerreinigung kann angepasst werden: Bei kürzeren Aufenthalten erfolgt die Reinigung nur nach der Abreise des Gastes.   

Werden die steigenden Personal- und Sachkosten an den Gast weitergegeben?

Der Gast soll sich in einem Hotel wohl und sicher fühlen. Die Hotelbetriebe unternehmen diesbezüglich größte Anstrengungen, die natürlich mit einem hohen zusätzlichen Kostenaufwand verbunden sind. Diese Maßnahmen sollten dem Gast selbst so wichtig sein, dass er bereit ist, einen Teil der Kosten durch erhöhte Logis- und F&B-Preise mitzutragen. 

Zum Autor: 

Robert Hübner ist Inhaber und CEO der RH Unternehmensgruppe, die seit mehr als 60 Jahren in der Immobilienbranche tätig ist. Das inhabergeführte Münchner Familienunternehmen ist u.a. spezialisiert auf die Projektentwicklung und Verwaltung von Hotels. In seinem Portfolio befindet sich unter anderem das vielfach ausgezeichnete „Hotel Zoo Berlin“, welches die RH Unternehmensgruppe gemeinsam mit seinen Partnern Dr. Karlheinz Hauptmann und insbesondere Manfred Weingärtner nicht nur revitalisiert hat, sondern auch betreibt. (www.rh-unternehmensgruppe.de)

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